Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Sigi-Heinrich-Blog: Russischer Schatten über der Biathlon-WM

Sigi Heinrich

Update 09/02/2017 um 12:36 GMT+1 Uhr

Eurosport-Kommentator und Biathlon Sigi Heinrich geht vor dem Start der WM in Hochfilzen mit dem Weltverband IBU hart ins Gericht. Der Umgang mit den russischen Athleten und der Affäre um die Olympischen Spiele in Sotschi 2014, besonders aber die Nominierung überführter Doper sind für ihn eine "Ohrfeige" und "Provokation".

Biathlon im Zwielicht

Fotocredit: SID

Die Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes (Rusaf) wird nicht vor der WM im August in London aufgehoben. Dies teilte der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) nach einer Council-Sitzung in Monte Carlo mit. Das Council ist das von den Vertretern der Landesverbände gewählte Spitzengremium und umfasst 27 Mitglieder, die in ihrer vierjährigen Amtszeit bindende Entscheidungen treffen können.
Dazu gehört auch die Möglichkeit, Mitgliedsverbände von internationalen Wettbewerben auszuschliessen. Im Fall Russlands ist das im November 2015 geschehen und bleibt so lange bestehen, bis die russische Dopingagentur (Rusada) wieder voll funktionsfähig ist. Das sei, so erläuterte der Leiter der IAAF-Task-Force, Rune Andersen, derzeit noch nicht der Fall, auch wenn er Fortschritte sieht.

Steilvorlage für Biathlon

Ich habe diese Einleitung diesmal sehr bewusst gewählt, denn eigentlich wäre das eine Steilvorlage für die Internationale Biathlon-Union (IBU) und auch eine Entscheidungshilfe. Der vorliegende McLaren-Report legt schließlich klare Fakten vor die belegen, dass jahrelang systematisch in Russland gedopt wurde. Der Höhepunkte waren die Olympischen Spiele in Sotschi, wo versiegelte Urinproben geöffnet und deren Inhalt vertauscht wurde.
picture

Olympia 2014 in Sotschi

Fotocredit: Imago

Gründe genug also auch für die IBU, zu harten Massnahmen zu greifen. Doch deren Präsident Anders Besseberg verweist gebetsmühlenartig auf die speziellen Strukturen seines Verbandes. Weitreichende Massnahmen wie auch die Sperre eines Verbandes könne nur der Kongress verabschieden, also alle Mitgliedsverbände. Bei einem von Athleten geforderten Treffen sprach er allerdings allen Ernstes davon, dass man die möglicherweise unschuldigen Athleten Russlands schützen müsse und deshalb könne man eben keineswegs eine Sperre aussprechen.
Immerhin: Die WM in Tjumen wurde den Russen nun auf dem kurzfristig einberufenen Sonderkongress entzogen, mit weiteren Konsequenzen gedroht. Ansonsten aber: Bildung einer Arbeitsgruppe, die über weiterführende Vorschläge beraten wird. Ein unmissverständliches Signal nach innen und außen sieht anders aus.

Täter werden plötzlich zu Opfern

Denn wer, frage ich, schützt die Athleten aller anderen Nationen, die jahrelang betrogen wurden? Hier werden die Betrüger mit Samthandschuhen angefasst. Die Täter werden zu Opfern. Kein Wunder, dass vor der Weltmeisterschaft in Hochfilzen in der "Biathlon-Familie" der Haussegen schief hängt.
Martin Fourcade, dem Wortführer des Protestes aus den Reihen der Aktiven, wird jetzt von russischer Seite gar vorgeworfen, er fürchte sich vor Shipulin und ist deshalb in der Causa McLaren-Report so aktiv. Das ist in höchstem Maße lächerlich. Die Reaktionen aus Russland sind es, die Salz in die Wunde streuen.
picture

Martin Fourcade

Fotocredit: AFP

Russland nominiert überführte Doper

Zwei ehemals des Dopings überführte Athleten, Alexander Loginov und Irina Staryk, deren zweijährige Sperre erst im Dezember letzten Jahres abgelaufen ist, wurden für die WM nominiert. Das ist eine schallende Ohrfeige für die IBU und vor allem ein Affront für alle Beteiligten. Für die Organisation der WM, für alle Journalisten und auch für alle Zuschauer.
Es ist eine Provokation, die dazu führt, dass viele der russischen Mannschaft mit Widerwillen und Abstand bei diesen Titelkämpfen gegenüberstehen und Erfolge jener Mannschaft, die möglich sind in der Staffel und vor allem durch Anton Shipulin, mit stetem Zweifel und Unbehagen beäugt werden.
picture

Highlights: Schipulin hält Fourcade auf Distanz

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung