Opinion
Formel 1

Nico Rosberg: Rücktritt als Weltmeister ist nicht feige, aber schade - für ihn und die Formel 1

Johannes Mittermeier

Update 03/12/2016 um 21:29 GMT+1 Uhr

Kaum ist Nico Rosberg am Sehnsuchtsort Weltmeisterschaft angelangt, beendet er seine Formel-1-Karriere. Das hatte keiner antizipiert, weil der Deutsche erst 31 ist, kein Alter für die Renn-Rente. Rosbergs Entschluss ist ungewöhnlich, aber nicht feige und rational gesehen sogar verständlich. Vor allem aber ist er eines: zu bedauern. Auch, weil es dem Elixier des Sports widerspricht. Ein Kommentar.

Und tschüss: Nico Rosberg beendet seine Formel-1-Karriere

Fotocredit: Imago

Do the unexpected! Nico Rosberg macht's einfach, dieses Unerwartete. Der Deutsche beendet seine Formel-1-Karriere nach zehn Jahren mit 206 Grand Prix, 30 Pole Positions, 23 Siegen - und einem Weltmeistertitel, dem Sehnsuchtshort seines sportlichen Schaffens.
Mit 31 ist Rosberg eigentlich weit von der Renn-Rente entfernt. Sein Entschluss ist ungewöhnlich, aber nicht feige, er ist unter rationalen Gesichtspunkten sogar verständlich: Vom Gipfel kann es schließlich nur abwärts gehen. Ehefrau Vivian und Töchterchen Alaϊa (geboren 2015) dürfen sich auf viele gemeinsame Momente freuen, auch das ist ja ein Rücktrittsmotiv, und mit Sicherheit kein unwesentliches.
"Ich bin an der Spitze, es fühlt sich richtig an", sagt Rosberg. Das muss die Öffentlichkeit respektieren. Andererseits ziehen Wettkämpfe ihr Elixier zu einem Gutteil daraus, erbrachte Leistungen zu bestätigen, immer wieder, immer weiter, wie eine Gier. Nach oben kommen ist schwer. Oben bleiben umso mehr. Den Beweis, ob Rosberg das Rüstzeug zur Legendenbildung besäße, wird er nie erbringen.
Das ist schade, für ihn und die Formel 1. Weil es Reiz raubt.
Die nächste Saison könnte zu einer Solofahrt des Lewis Hamilton mutieren; leider arg unwahrscheinlich, dass Mercedes das vakante Rosberg-Cockpit einem Piloten wie Fernando Alonso anvertraut. Oder gar Max Verstappen... Es wird 2017 keinen geben, der vom Jäger zum Gejagten mutiert und die neuen Gesetzmäßigkeiten an- und aufnimmt, es fehlt eine Zutat im Köcher, noch dazu eine würzige.
Nico Rosberg gehört nicht zu denjenigen, die sich einmal vorhalten müssen, am passgenauen Absprung zur passgenauen Zeit gescheitert zu sein. Allerdings: Würden alle den Dienst quittieren, sobald sie - einmal - in die Phalanx der Elite eingedrungen sind, würde es dem Sport an Grundsätzlichem mangeln.
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