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VfL Bochum entlässt Trainer Atalan

VonSID

Update 09/10/2017 um 20:07 GMT+2 Uhr

Der Hoffnungsträger muss nach nur 91 Tagen gehen: Der VfL Bochum hat am Montag überraschend seinen Trainer Ismail Atalan entlassen. Die Westfalen wagen damit zwei Tage nach der emotionalen Jahreshauptversammlung, auf der die heftig diskutierte Ausgliederung der Profiabteilung beschlossen wurde, schon wieder einen sportlichen Neuanfang - wohl auch, weil es in der Mannschaft brodelt.

Atalan war nur 91 Tage beim VfL Bochum

Fotocredit: SID

"Wir haben nach gründlicher Analyse der aktuellen sportlichen Situation uns gemeinsam dafür entschieden, dass eine sofortige Beendigung der Zusammenarbeit für beide Seiten die sinnvollste Entscheidung ist", sagte Manager Christian Hochstätter. Am Montagmorgen hatte Atalan (37) die Mannschaft noch trainieren dürfen.
Der dürftige Saisonstart - nach fünf Niederlagen in neun Spielen steht der selbsternannte Aufstiegsanwärter auf dem 13. Platz - dürfte nur ein Grund für die Trennung sein. Denn zeitgleich suspendierten die VfL-Bosse Kapitän Felix Bastians für zwei Wochen vom Trainings- und Spielbetrieb, da er laut Hochstätter "seiner Vorbildrolle als Kapitän, gerade dem Trainerteam gegenüber, nicht gerecht geworden" sei. Konkret wurde er nicht.
Seit Wochen kursieren Gerüchte über Unzufriedenheit in Teilen des Teams, die sich nicht nur auf die angeblich mangelhafte Arbeit des Trainers, sondern auch auf die Hochstätters bezog. Bastians, in dieser Saison noch eine Stütze der bislang wenig sattelfesten VfL-Abwehr, soll das Sprachrohr gewesen sein.

Atalan kam mit viel Vorschusslorbeeren

Bis auf Weiteres übernehmen nun der bisherige U19-Trainer Jens Rasiejewski und Co-Trainer Heiko Butscher das Training. Das Interims-Duo wird auch am kommenden Samstag beim Spiel gegen den SV Sandhausen die Mannschaft betreuen. Gerüchte, der ehemalige Bundesliga-Coach Jos Luhukay (u.a. Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC) stünde schon als Nachfolger bereit, bestätigten sich am Montag zunächst nicht.
Atalan hatte erst am 11. Juli, nur zweieinhalb Wochen vor Beginn der Saison, das Traineramt vom entlassenen Gert-Jan Verbeek übernommen. Auch damals reagierten die VfL-Bosse nach einer fortschreitenden Entfremdung vom knorrigen Niederländer kurzfristig und zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt.
Der umgängliche Atalan kam mit viel Vorschusslorbeeren vom Drittligisten Sportfreunde Lotte, es herrschte Aufbruchstimmung. Dass der Chefcoach nur fünf Tage vor einem Punktspiel am Ende einer Länderspielwoche gehen muss, lag offiziell an einer Analyse nach der Jahreshauptversammlung.

Neururer: "Geballte Inkompetenz"

"Ich habe am Samstag angekündigt, alles auf den Prüfstand zu stellen", sagte Hochstätter. Die Prüfung verlief zügig. Die Ausgliederung der Profiabteilung war von heftigen Protesten einiger Ultras begleitet worden, die nach dem klaren Votum der Mitglieder (80,19 Prozent) in der Bochumer Jahrhunderthalle randalierten. Nun wird der wirtschaftliche Aufbruch, von dem sich die Verantwortlichen in den kommenden Jahren Mehreinnahmen in Höhe von 20 Millionen Euro erhoffen, auch von einer sportlichen Zäsur begleitet. Beides verlief ziemlich holprig - und rief zumindest beim langjährigen VfL-Trainer Peter Neururer heftige Kritik hervor.
"Es ist unvorstellbar, was in diesem Verein abläuft. Gertjan Verbeek wird zwei Wochen vor dem Saisonstart entlassen und es wird ein Trainer mit null Erfahrung im Profibereich geholt, der nach wenigen Wochen wieder gehen kann", sagte Neururer im Gespräch mit Funke Sport: "Dass der Aufsichtsrat Hochstätter und Engelbracht (Finanzvorstand Wilken Engelbracht, d. Red.) nicht stoppt, ist unglaublich. Offenbar sitzt auch dort die geballte Inkompetenz."
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