Wie viel "Robbéry" steckt in Douglas Costa?

Wenn mit spektakulären Namen scharf gewürzt wird, dann wird am Ende auch mit den Münchnern abgeschmeckt. Doch allen, die darauf spekulierten, dass einer der reichsten Klubs Europas nun dem Trend folgt und mit den Geboten der wirtschaftlichen Vernunft bricht, haben die Bayern erst mal in die Suppe gespuckt.

Ángel Di María? – (noch) nicht. Sergio Ramos? – von wegen. Raheem Sterling? – nicht jetzt.

Mit dem ersten echten Millionen-Transfer zur neuen Saison wechselt also Douglas Costa von Schachtjor Donezk zum FC Bayern München. Die kolportierten 30 Millionen Euro Ablöse sind zwar kein Notgroschen, aber moderat im Vergleich zu den möglichen Kosten für Dí María, Ramos oder Sterling.

Und sie sind auf den ersten Blick sinnvoll angelegtes Geld. Schließlich lebt das Angriffsspiel der Bayern von Tempo und Unberechenbarkeit auf den Flügeln.

Franck Ribéry, vor allem aber Arjen Robben haben in Bestform die Weltklasse, Abwehrreihen zu perforieren, um selbst abzuschließen, einen lauernden Robert Lewandowski zu bedienen oder Thomas Müller jene Räume zu öffnen, die dann auch nur ein Thomas Müller als solche erkennt.

Die magische Zange "Robbéry" gehört zum Erfolgsrezept des FC Bayern München. Überspitzt könnte man sogar von einer Erfolgsgarantie sprechen. Oft genug jedenfalls wurde in der Vergangenheit deutlich, dass in entscheidenden Spielen der Erfolg ausblieb, wenn die Zange nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte aufs Spiel zugreifen konnte.

Da bei Ribéry ein Comeback weiter in den Sternen steht und Robben erfahrungsgemäß nicht mit dem Lazarus-Gen ausgestattet ist, soll der 24-jährige Costa zukünftig für Entlastung sorgen. Obwohl Matthias Sammer betont, dass der Brasilianer "auch im Zentrum" operieren könne, bleibt Costa in erster Linie ein offensiver Mann für die Außenbahnen.

Dass die Bayern immer noch an einer Verpflichtung von Ángel Di María basteln sollen, wäre allerdings ein Beleg dafür, dass Douglas Costa das hohe Niveau eines Franck Ribéry und Arjen Robben (noch) nicht gleichwertig ersetzen kann. "Technisch", meint Duda Kroeff in der Sport Bild, stehe Costa Ribéry "in nichts nach."

"Aber", ergänzt der Präsident von Costas Ex-Klub Gremio Porto Alegre schnell:

Nun könnte man argumentieren, dass sich Costa in München noch auf dieses Weltklasseniveau entwickeln könnte. Allerdings gilt der Brasilianer mit seinen 24 Jahren keinesfalls mehr als leicht formbares Talent.

Das Potenzial hätte Costa gehabt, meint Kroeff. Doch der Rohdiamant wollte sich nicht schleifen lassen. "Es hat ihm immer irgendetwas gefehlt". Und dabei zählt Kroeff Dinge auf, die alarmierend klingen, da sie charakterlicher Natur sind:

In den überschaubaren Auftritten mit der Selecao bei der Copa América sehe er sich bestätigt, dass diese kritische Einschätzung immer noch Gültigkeit habe, verrät Kroeff.

Eine Einschätzung, die laut Sport Bild auch in der Klubführung des FC Bayern geteilt worden sein soll, wo Costa nicht jeden völlig hatte überzeugen können. Dass der Transfer dennoch zustande kam, liegt daran, dass man in München darauf vertraut, dass Pep Guardiola in dem Neuzugang einen stärkeren Willen, mehr Biss und ein größeres Herz erwecken wird.

Die Hoffnungen sind begründet, denn Douglas Costa gilt als Guardiolas Wunschkandidat. Man darf gespannt sein, wie sich der Plan des Trainers mit dem Spieler auf dem Platz präsentieren wird. Speziell dann, wenn die Zange wieder klemmt...