Taktikcheck: Wie kann Mario Götze auch beim FC Bayern seine Schokoladenseite zeigen?

Mario Götze lächelte befreit. "Es hätte schlechter laufen können“, lautete sein bescheidenes Fazit nach der Länderspielpause, in der er nicht nur wegen seines Doppelpacks im Topspiel gegen Polen glänzte. Der hochveranlagte Offensivakteur des FC Bayern überzeugte im DFB-Team als "falsche Neun". Mit allen Freiheiten ausgestattet bewegte er sich nach Lust und Laune durch das Angriffsdrittel und sorgte vor allem zusammen mit Thomas Müller für Gefahr.

Wohlfühloase? Unterschiedliche Rollen!

Viele Fans fragen sich nun: Warum klappt das beim FC Bayern nicht? Dort spielt er mit noch stärkeren Mitspielern zusammen, trotzdem gelangen ihm in der Vergangenheit nur selten Gala-Auftritte wie zuletzt mit dem Adler auf der Brust.

Dass dies daran liegt, dass er unter Jogi Löw besonderes Vertrauen spürt und Pep Guardiola ja sowieso lieber Neymar statt ihn haben wollte, ist für viele ein schlüssiger Gedankengang – denn er ist ja so schön einfach. Mit dieser Küchenpsychologie ist es allerdings nicht getan: Götze hat in der Nationalmannschaft schlichtweg andere Aufgaben als beim FC Bayern.

Unter Guardiola kam Götze schon auf den unterschiedlichsten Positionen zum Einsatz: Zehner, Achter, Stürmer, Linksaußen und Rechtsaußen. Vor allem die beiden letzten Positionen bekleidete er in München schon oft – nicht selten als Ersatz für Franck Ribéry oder Arjen Robben.

Dabei wurde jedoch schnell deutlich, dasss er ein ganz anderer Spielertyp ist als die beiden Tempodribbler. Das wissen auch die Bayern – und haben mit Douglas Costa und Kingsley Coman zwei Hochgeschwindigkeitskräfte für die Flügel verpflichtet.

Götze ist nämlich vor allem dann stark, wenn er sich durch enge Räume im Zentrum bewegen kann. Kleine Drehungen statt Tempodribblings, Doppelpässe statt Flanken: Das ist Götzes Spiel. Im Nationalteam durfte Götze eben jene Rolle ausfüllen.

Das geht doch auch beim FCB!

Dass das auch beim FC Bayern funktionieren kann ist nicht nur graue Theorie. Zuletzt gab es im Spiel gegen Hoffenheim, das der Branchenprimus in Unterzahl gewann, eine Kostprobe vom "richtigen Götze“ im FCB-Trikot.

Als unterstützender Freigeist in der Offensive half er dabei, den Ball durch die eng gestrickte Hoffenheimer Defensive zu bewegen. Immer wieder rückte er in die Halbräume und bot sich den Flügelspielern für Doppelpässe an und rückte nach in die Spitze. Dass er am Samstag gegen den FC Augsburg (15:30 Uhr im Liveticker bei eurosport.de) als Robben-Vertreter auf dem Flügel aufläuft, ist daher eher unwahrscheinlich – Costa und Coman oder Bernat dürften an der Linie für das nötige Tempo sorgen.

Matthias Sammer lag zuletzt richtig, als er von den Medien forderte, Götze "einfach Fußball spielen zu lassen“. Dass Götze in diesem Leben nicht mehr zum Torjäger oder Tempodribbler wird, ist wohl sicher. Doch das muss er auch nicht. Darf er im Zentrum des Geschehens agieren, wird der FC Bayern noch viel Freude an ihm haben. An einem Götze, der „einfach nur Fußball spielt“.