Mats Hummels von Borussia Dortmund fühlt sich von den Medien falsch bewertet
Publiziert 30/11/2015 um 12:42 GMT+1 Uhr
Sieben Wochen lang hatte Mats Hummels nichts gesagt. Über ihn gesagt wurde während dieser Zeit aber eine ganze Menge. Auch deswegen bricht der BVB-Kapitän nun in einem Interview mit dem "Kicker" sein Schweigen und erklärt, warum er sich von den Medien falsch beurteilt sieht.
Ungewohnt war der Anblick schon. Mats Hummels auf der Bank. Der Anführer zum Zuschauen verdammt.
80 Minuten spielte seine Borussia ohne Hummels, führte mit 3:1, dann wechselte Thomas Tuchel seinen Kapitän ein. Am Ende stand es 4:1.
"Ich habe mich entschieden, es so zu machen, wie ich und Mats es fühlen. Es ist gut bei einer gewissen mentalen Ermüdung, dass er mal von der Bank kommt. Es war ein sehr gutes Gefühl, diese Qualität auch einwechseln zu können", erklärte der BVB-Trainer später.
Mit anderen Worten: Nach gelinde ausgedrückt holprigen letzten Wochen sollte der Superstar aus der Schusslinie genommen werden. Zu sehr war das Thema hochgekocht, waren die Leistungen Hummels' mit der Lupe betrachtet worden.
Oder noch einfacher: Wer auf der Bank sitzt, kann keinen Fehler machen und muss sich nicht erklären.
"Schlechte Sachen verkaufen sich besser"
Denn das Verhältnis des 26-Jährigen zur Presse, es hatte gelitten in den vergangenen Wochen. Nachdem sich Hummels zu Saisonbeginn wiederholt kritisch zu eigenen Leistungen und der Performance von Kollegen geäußert hatte, legte er sich selbst sieben Wochen lang den Finger auf die Lippen.
Die Kritik habe eine gewisse Eigendynamik angenommen, erklärt er nun und vermutet: Schlechte Sachen würden sich einfach besser verkaufen, "als wenn man positiv berichtet."
Diese Grundüberzeugung hatte er schon in einem vielbeachteten Tweet nach der Dortmunder Niederlage in Hamburg angedeutet. "Weit an der Realität vorbei" sei die Kritik, meinte Hummels da. Seine Fans und Follower stimmten ihm zum Großteil zu.
"Ich schaue mir meine Spiele zu Hause noch einmal an. Ich weiß, wann ich Fehler mache, und ich weiß, wann ich keine mache", so der BVB-Kapitän. Deshalb sieht sich Hummels in der Öffentlichkeit falsch dargestellt. "Ich fühle mich definitiv falsch bewertet und sehe meine Leistung ehrlich gesagt auch besser als manch ein Medium", sagt der Innenverteidiger.
Eigene Fehler habe er immer deutlich angesprochen und werde das weiter so handhaben. "Ich ducke mich nicht weg!"
Liegt der Grund bei den 'Über-Bayern'?
Doch warum wird Hummels so kritisch gesehen? "Vielleicht ist es so, dass es bei den Bayern derzeit schwierig ist, etwas Negatives zu finden. Dann geht man auf die nächstgrößeren Mannschaften und Personen im Fußball. Zwangsläufig landet man dann beim Zweiten Borussia Dortmund und Leuten wie Marco Reus, Pierre-Emerick Aubameyang oder mir."
Wenn demnächst mal ein anderer Klub eine schlechte Phase habe, werde "auch ein anderer Spieler durchs Dorf getrieben. Das ist mittlerweile so in der Fußballwelt, in der wir uns bewegen", findet er.
Dickköpfig, stur, direkt, zynisch, sarkastisch
Hummels war schon immer ein außergewöhnlicher Fußballprofi. Außergewöhnlich gut, außergewöhnlich meinungsstark, außergewöhnlich redegewandt. In einer Zeit, in der alle Welt nach 'echten Typen' verlangt, sind dies keine negativen Attribute.
Er gebe sich in der Öffentlichkeit "so wie ich bin. Ich bin manchmal sturköpfig und ein bisschen dickköpfig. Ich lasse aber auch mit mir reden", so Hummels. "Ich bin etwas direkter, auch mal zynisch und sarkastisch, deshalb finde ich es auch völlig in Ordnung, das Hans-Joachim Watzke mich für nicht pflegeleicht hält." Ansonsten sei das Verhältnis zum Klub-Boss "mehr als nur in Ordnung".
Auch mit Tuchel kommt Hummels nach eigenen Angaben nach wie vor bestens aus. "Wir haben wirklich überhaupt kein Problem miteinander. Wir können uns Dinge offen sagen, wir können uns konstruktiv austauschen, und das werden wir auch weiter machen."
Der kurze Zwischenstopp auf der Bank darf dennoch als Denkanstoß des Trainers verstanden werden. Hummels bestritt als Spielführer und Leistungsträger vor dem Stuttgart-Spiel 2053 von möglichen 2160 Pflichtspielminuten. Dass er schon am kommenden Spieltag in Wolfsburg in die erste Elf zurückkehrt gilt als sicher.
Auch deswegen schiebt der Nationalspieler allen aufkommenden Diskussionen um seinen 2017 auslaufenden Vertrag einen Riegel vor. "Wenn mich die kritische Berichterstattung aus Dortmund vertreiben würde, hätte ich einen Dachschaden!"
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Download
Scannen
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung