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1. FC Köln - Toni Polster im Eurosport-Interview: "Peter Stöger bald Nationaltrainer? Warum nicht?"

Dirk Adam

Update 21/10/2016 um 18:50 GMT+2 Uhr

Der Aufschwung in Köln überrascht Toni Polster nicht. Im Eurosport-Interview spricht der Österreicher über den aktuellen Höhenflug, Trainer Peter Stöger und seine Zeit beim "Effzeh". Die "Geißböcke" stehen hinter Bayern auf Platz zwei der Tabelle. Anthony Modeste führt die Torjägerliste an. Alles Indizien dafür, dass beim 1. FC Köln in der jüngsten Vergangenheit sehr erfolgreich gearbeitet wurde.

Toni Polster nach dem Abstieg mit dem 1. FC Köln

Fotocredit: Imago

Das Interview führte Dirk Adam
Die Liga staunt über den 1. FC Köln. Die Mannschaft ist seit zwölf Spielen ungeschlagen und steht hinter Bayern auf Platz zwei der Tabelle. Woher kommt dieser Aufschwung?
Toni Polster: Ich denke, dass sich Köln Schritt für Schritt verbessert hat. Außerdem wurde die Mannschaft zuletzt klug verstärkt. Trainer Peter Stöger hat wieder einmal bewiesen, dass er ein Team führen kann und seine Spieler Schritt für Schritt entwickeln kann. Der zweite Platz in der Bundesliga kommt zwar schon etwas überraschend, aber es fand in den letzten Jahren eine stetige Entwicklung nach oben statt. Da können sich alle Beteiligten auf die Schulter klopfen.
Welchen prozentualen Anteil hat Trainer Peter Stöger daran, dass Köln wieder ganz oben mitspielt? Was ist er für ein Typ und wie geht er mit der Mannschaft um?
Polster: In Prozenten lässt sich das sicherlich schwer ausdrücken, aber er hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass er ein Leader ist, der eine Gruppe führen kann. Seine große Stärke ist es, dass er seine Spieler verbessert. Er kann locker sein oder die Zügel anziehen. Wenn man eine Gruppe führen will, ist es logisch, dass man dem einen Spieler in den Hintern treten und den anderen Spieler streicheln muss. Dafür hat er ein gutes Gespür. Das beherrscht er perfekt.
Peter Stöger führte die Mannschaft aus der 2. Bundesliga nach oben. Wäre er in naher Zukunft auch ein Kandidat für die österreichische Nationalmannschaft?
Polster: Warum nicht? Das ist eine Entscheidung, die man als Trainer irgendwann fällen muss, ob man bei einer Nationalmannschaft arbeiten möchte oder bei einem Klub. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Arbeit bei einem Verein ist aber eine andere als bei der Nationalmannschaft. Wenn es sich ergeben sollte, wird er sich alles anhören. Im Moment ist das aber kein Thema.
Mit zwölf Siegen in Folge hat Köln einen neuen Startrekord hingelegt. Kann der FC dieses Niveau in der Bundesliga halten oder ist die starke Platzierung nur eine Momentaufnahme?
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Toni Polster spielte fünf Jahre beim 1. FC Köln

Fotocredit: Imago

Polster: Das wird natürlich schwer, sich ganz oben festzubeißen. Es wird keine einfache Aufgabe. Man wird bescheiden bleiben müssen in Köln und schauen, was weiter herauskommt. Aber diese Punkte, die Köln bereits hat, die hat man sich schon einmal gesichert. Wenn es andere Teams in den vergangenen Jahren geschafft haben international zu spielen, dann kann es der "Effzeh" ebenfalls packen.
Anthony Modeste führt die Torjägerliste mit sieben Treffern an. Kann er in dieser Saison Torschützenkönig vor Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang werden?
Polster: Auch das wird sicher schwer werden, weil Lewandowski und Aubameyang bei ihren Vereinen viel mehr Möglichkeiten bekommen, einen Treffer zu erzielen. Beide spielen in Mannschaften, die wirklich in jedem Spiel mindestens fünf bis sechs Chancen kreieren. Diese Möglichkeit hat Modeste beim 1. FC Köln nicht, weil der "Effzeh" mehr auf Konter spielt. Von daher sind Lewandowski oder Aubameyang sicher die Favoriten auf die Torjägerkrone.
Sie waren selbst Stürmer. Wie wichtig ist es, wenn man das nötige Selbstvertrauen hat und die Mannschaft mit seinen Toren unterstützen kann?
Polster: Das ist schon sehr wichtig für einen Stürmer, wenn man am Ende der Saison 14, 15, 16 oder 17 Tore auf dem Konto hat und vielleicht noch ein paar Vorlagen beigesteuert hat. Zum einen für den Erfolg der Mannschaft und zum anderen für einen selbst. Denn es ist immer schön, wenn man beruhigt und locker in die nächsten Vertragsgespräche gehen kann.
Beim 1. FC Köln haben Sie von 1993 bis 1998 in 150 Spielen 79 Tore erzielt. Was waren Ihre schönsten Momente beim "Effzeh", an die Sie sich noch erinnern können?
Polster: Die ganze Zeit war eigentlich toll. Aber wir haben es leider nicht geschafft, uns international ganz vorne zu etablieren. Es waren wunderschöne Zeiten mit wunderschönen Erlebnissen, die ich mit Köln verbinde. Ich habe viele Spieler kennengelernt, die ich heute noch sehr schätze. Mit Bruno Labbadia zusammen zu spielen war super, weil wir uns sehr gut ergänzt haben. Wir waren das erfolgreichste Stürmer-Duo in Deutschland. Außerdem war ich zwei Mal Zweiter in der Torschützenliste. Das war klasse. Am Ende habe ich mit meinen Toren geholfen, dass Köln nicht schon früher abgestiegen ist.
Sie waren der Star in Köln. Die Fans haben Sie zu Ihren besten Zeiten "Golster" oder "Toni Doppelpack" genannt. Haben Sie diese Rufe damals mit Stolz erfüllt?
Polster: Natürlich. Das ist wie ein Ritterschlag. Aber man darf nie vergessen, dass im Fußball alles rasend schnell geht. Bereits nach einer Woche kann sich das alles ändern. Wenn die Zuschauer mich aber so gerufen haben, hat mich das mit Stolz und Freude erfüllt. Das war unglaublich.
Ihr Ex-Trainer Peter Neururer soll mal gesagt haben, als es nicht lief: "Polsters Leistung reicht gerade, um zur Bank zu fahren und sein Geld abzuholen". Wie sehr hat Sie diese Aussage gekränkt?
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Toni Polster nach dem Abstieg mit dem 1. FC Köln

Fotocredit: Imago

Polster: Ich habe keine Ahnung, ob Neururer das wirklich gesagt hat. Unser Verhältnis war nicht das beste, weil er mir nicht 100-prozentig vertraut hat. Er musste mich aber aufstellen, weil ich der Beste war. Ich habe einfach meinen Job gemacht und wusste, wenn alles normal läuft, dass ich meine Tore erziele. In der Vorbereitung hatte ich damals eine Menge Tore geschossen, deshalb war es für mich unter Neururer unverständlich, dass ich manchmal auf der Bank saß. Das war nicht zu begreifen.
Nach Ihrem Wechsel 1998 zu Borussia Mönchengladbach wurden Sie von den Kölner Fans angefeindet. Wie tief steckt dieser Stachel noch in Ihnen drin?
Polster: Das hat mich schon berührt, aber vorher liefen ein paar Dinge schief. Der "Effzeh" hat mir zu meiner aktiven Zeit als Spieler eine Beschäftigung nach meinem Karriereende beim Verein in Aussicht gestellt. Als wir abgestiegen sind, konnte sich keiner mehr daran erinnern. Dann habe ich das gemacht, was für mich das Beste war. Das habe ich nicht bereut, weil ich bei Borussia Mönchengladbach eine erfolgreiche Zeit hatte. Mit diesem Schritte wollte ich einfach weiter Fußball spielen, um nicht in ein tiefes Loch zu fallen.
Welche Rolle spielt das emotionale Umfeld in Köln? Ist es für die Mannschaft förderlich oder behindern die allzu hohen Erwartungen der eigenen Fans die Leistung der Spieler?
Polster: Köln hat ein tolles Publikum und eine tolle Atmosphäre. Das darf für einen Spieler kein Rucksack werden. Diese Atmosphäre muss man genießen. Der "Effzeh" und sein Umfeld sind sehr emotional, deshalb lieben wir auch diese Stadt und den Verein. Neben Sevilla war Köln die Station, wo man mich am meisten verehrt und geliebt hat. Diese beiden Klubs werden mir immer in ganz besonderer Erinnerung bleiben. Wenn ich jetzt nach Köln komme, kennen mich die Leute noch. Der Kölner Rapper Eko Fresh hat mich sogar in einem Liedtext erwähnt.
Wo landet Köln am Ende der Saison? Vielleicht auf einem Champions-League-Platz, um endlich wieder auf der großen internationalen Bühne zu spielen?
Polster: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Wenn Köln Fünfter oder Sechster wird, ist das realistisch. Aber warum soll es nicht einmal etwas mehr sein?
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