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BVB-Hertha - Trotziger Thomas Tuchel: "Da mach' ich nicht mehr mit..."

Florian Bogner

Publiziert 15/10/2016 um 12:38 GMT+2 Uhr

Thomas Tuchel versucht die Foul-Debatte nach dem 1:1 zwischen Borussia Dortmund und Hertha BSC schnell für beendet zu erklären. Sichtlich dünnhäutig wich der BVB-Trainer einer weiteren Diskussion zum Thema aus; wohlwissend, dass seine Worte das Top-Duell der Bundesliga zuvor unnötig aufgeladen hatten. Hertha-Coach Pál Dárdai freute sich derweil neckisch über eine Partie "Männerfußball".

Thomas Tuchel (Borussia Dortmund)

Fotocredit: Imago

Thomas Tuchel hatte sich im Rote-Karten-Chaos um Schwalben und brutale Fouls heiser geschrien. Es reichte aber noch, um nervige Fragen nach dem Thema der vergangenen Tage kratzbürstig abzuwehren.
"Nice try", netter Versuch, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 1:1 (0:0) gegen Hertha BSC kaugummikauend am "Sky"-Mikrofon, als er zur Foul-Diskussion befragt wurde und ergänzte:
Es ist dann irgendwann gut, wie lange wollen wir es noch diskutieren?

Hertha BSC foult 22-mal gegen den BVB

Dabei hatte Tuchel das Thema selbst heraufbeschworen und sich damit - so muss man nach dem Freitagabend bilanzieren - auch ein bisschen selbst ein Ei gelegt.
Mit seiner Behauptung, mit 20+ Fouls pro Spiel gegen sein Team sei eine imaginäre Grenze überschritten, hatte der Fußballlehrer eine Diskussion losgetreten, die er nun nicht mehr einfangen konnte.
Auf dem Papier hatten Borussia Dortmund (3.) und Hertha BSC aus Berlin (2.) soeben 1:1 gespielt.
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Sebastian Rode (Borussia Dortmund) im Duell mit Per Skjelbred (Hertha BSC)

Fotocredit: Eurosport

Dabei hatte es jedoch eine extrem hitzige Schlussphase gegeben, mit verschossenem Elfmeter (Pierre-Emerick Aubameyang, 77.), dem BVB-Ausgleich (Aubameyang, 80.), sowie zwei Roten Karten für Dortmunds Emre Mor (84.) und Herthas Valentin Stocker (90.).
Und dann war da noch der Umstand, dass die Hertha 22-mal foulte, also als vierter von sieben BVB-Bundesliga-Gegnern die Tuchel-Grenze überschritt.

Thomas Tuchel macht "nicht mehr mit"

Darauf angesprochen, wollte der Dortmunder Trainer die Diskussion aber eigenmächtig für beendet erklären.
"Ich habe schon eine ganze Pressekonferenz zum Thema gemacht. Ich habe mich schon gewundert, dass ich vor dem Spiel von sechs Fragen nochmal fünf dazu beantworten musste", sagte er und riet dem fragenden "Sky"-Reporter, die Thematik lieber "mit den Berlinern" zu diskutieren, die sich davon angesprochen fühlten. Tuchel trotzig:
Ich mache nicht mehr mit.
Der Trainer wehrte sich solange, bis BVB-Pressesprecher Sascha Fligge dazwischen ging: "Zu diesem Thema ist alles gesagt."

"Wie groß ist Emre Mor?"

Das war schade, denn es hätte einiges zu bereden gegeben. Beispielsweise, dass der kleine BVB-Jungstar Mor durchaus die Beherrschung verloren und Sebastian Langkamp weggerempelt hatte, auch wenn der viel zu theatralisch zu Boden ging.
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Emre Mor (Borussia Dortmund) vs. Sebastian Langkamp (Hertha BSC)

Fotocredit: Imago

"Wie groß ist Emre Mor? Gefühlt einen Meter", sagte BVB-Nationalspieler Julian Weigl: "Das war doch keine Rote Karte."

Valentin Stocker entschuldigt sich für Rote Karte

Die Rote Karte gegen den Herthas Torschützen Valentin Stocker (51.) in der 90. Minute war hingegen unstrittig. "Leider eine ziemlich dumme Aktion von mir. Ich wollte natürlich niemanden verletzen", schrieb Stocker in der Nacht reumütig via "Twitter". Eine Mehr-Spiele-Sperre erwartet ihn dennoch.
Hertha-Trainer Pál Dárdai nahm die Schuld daran in Teilen auf sich. "Das war auch meine Rote Karte", sagte der Ungar, "ich wollte ihn schon fünf Minuten vorher auswechseln. Stocki war müde."
Eine kleine Spitze erlaubte er sich aber: "Wir beschweren uns nicht. Wir diskutieren nicht. Wir nehmen Schiedsrichterentscheidungen hin. Wir haben eine Vorbildfunktion."

Pál Dárdai freut sich über "Männerfußball"

Wie explizit diese Worte an Thomas Tuchel gerichtet waren, blieb offen. Der BVB-Trainer hatte mit seiner Klage über die vielen Fouls der Gegner nach dem 0:2 bei Bayer Leverkusen eine Diskussion angestoßen, die "sich verselbständigt hat".
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Schiedsrichter Patrick Ittrich hatte bei der Partie Borussia Dortmund gegen Hertha BSC einiges zu tun.

Fotocredit: AFP

Dárdai sah seine durchaus bissigen Worte vor dem Anpfiff ("Das war grenzwertig") anschließend missinterpretiert. "Das war eine Sache der Medien." Und weiter:
Heute war es Männerfußball mit vielen Zweikämpfen - ich mag das.
Dem jungen Mor gab er auch noch ein paar Worte mit auf den Weg. "Für ihn ist es ein Lerneffekt", sagte er: "Wenn er in der Szene einfach gar nichts macht, bekommt er einen Freistoß und der Gegner die Gelbe Karte."
Unausgesprochen blieb: Wirft sich Langkamp nicht mit Verzögerung hin wie vom Blitz getroffen, hätte es wahrscheinlich auch kein Rot gegeben.
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