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BVB: Wie viel Ousmane Dembélé steckt in Franck Ribéry vom FC Bayern?

Carsten Arndt

Update 15/03/2017 um 15:06 GMT+1 Uhr

Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund steht nach seinem Zwist mit Herthas Mitchell Weiser auch außersportlich im Fokus. Seine Kurzschlussreaktionen bescheren den Verantwortlichen des BVB Sorgenfalten und wecken bei vielen Fans wenig schmeichelhafte Erinnerungen an einen klangvollen Landsmann vom FC Bayern: Franck Ribéry. Wie viel Ribéry steckt tatsächlich in Dembélé? Der Vergleich.

Ousmane Dembélé sieht gegen Benfica die Gelbe Karte

Fotocredit: Imago

Die Kindheit

Franck Ribéry
Der heute 33-Jährige wächst in einer Plattenbau-Siedlung in der Hafenstadt Boulogne-sur-Mer auf. Hohe Arbeitslosigkeit und Kriminalität charakterisieren die Gegend. Im Alter von zwei Jahren fliegt er bei einem Autounfall durch die Frontscheibe und zieht sich seine markanten Narben zu.
In der Folge wird er immer wieder gemobbt, wird als "Frankenstein" betitelt. "Ich war als Jugendlicher durchaus aggressiv, schließlich war das als Junge keine leichte Zeit für mich. Gerade da, wo ich herstamme. Wenn du da nicht stark im Kopf bist, bist du tot", erzählt Ribéry später.
Ousmane Dembélé
Wie sein älterer Landsmann hat auch Dembélé drei Geschwister. Als Ousmane sieben Jahre alt ist, trennen sich seine Eltern. Die Mutter zieht mit den vier Kindern nach Évreux, 100 Kilometer nordöstlich von Paris. Die Familie lebt in Cité de la Madeleine, dort wo 2005 während der Unruhen in Frankreich regelmäßig Autos brennen. Den ganzen Tag habe Ousmane nur Fußball im Kopf gehabt, so heißt es.
Mutter Fatimata ist die wichtigste Person in Dembélés Leben. Um zu verhindern, dass ihr Sohn auf die schiefe Bahn gerät, gilt von Beginn an eine eiserne Regel: Die Wohnung wird nur für Schule und Fußball verlassen.
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Ousmane Dembélé 2015 im Trikot von Stade Rennes

Fotocredit: Imago

Die Anfänge im Fußball

Ribéry
Im Alter von sechs Jahren schließt sich Ribéry dem örtlichen Klub Conti Boulogne an, ehe er als Zwölfjähriger in die Jugendakademie des Spitzenklubs OSC Lille wechselt. Die Liaison endet im Streit.
Nachdem Ribéry in der Schule eine Mitschülerin geschubst und ihr den Arm gebrochen hatte, wird er rausgeschmissen. "Er wurde zuvor schon über 20 Mal verwarnt", sagte der damalige Nachwuchskoordinator Jean-Michel Vandamme. "Disziplinarische Probleme" wurden als Grund der Trennung angegeben.
Ribéry geht zurück in die Heimat zu US Boulogne. Nach Stationen beim Drittligisten Olympiques Alès, Stade Brest und einem zwischenzeitlichen Ausflug ins Baugewerbe, unterschreibt er 2004 seinen ersten Profivertrag beim FC Metz.
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Franck Ribéry im Trikot des FC Metz

Fotocredit: Imago

Dembélé
Dembélé schnürt seine Fußballschuhe erstmals im Jahr 2004 für AM Madeleine Evreux. Über den Évreux FC geht es 2010 in die Jugendakademie von Stade Rennes. Schnell macht sich Dembélé dort einen Namen.
"Ousmane ist ein extrem talentierter Spieler, sehr schnell, technisch stark und beidfüßig. Seine größte Stärke ist jedoch, seine Fähigkeit zuzuhören und Werte wie harte Arbeit und Respekt zu leben", sagt ein szenekundiger Berater damals.
Nur einmal fällt auch er in der Schule negativ auf. Die Androhung, ihn in Sachen Fußball aus dem Verkehr zu ziehen, beugt allerdings weiteren potenziellen Verfehlungen vor. In der Saison 2014/15 schießt er für die 2. Mannschaft Rennes 13 Tore in 18 Spielen. Im November 2015 gibt er sein Debüt für die Profis. Ein Jahr später steht er bereits für den BVB auf dem Platz.

Der Charakter

Ribéry
An Franck Ribéry hätten alle Hobby-Astrologen ihre wahre Freude. Aufbrausend, impulsiv und aggressiv sind demnach angeblich die Eigenschaften des Sternzeichens Widder.
"Manchmal verliere ich vielleicht kurzzeitig die Fasson, aber nur, wenn ich spüre, dass die Gegner mich absichtlich verletzen wollen. Ich habe nichts gegen Tacklings, gegen Zweikämpfe. Aber wenn ich merke, dass es nur auf die Knochen geht, um mich aus dem Spiel zu nehmen, dann wehre ich mich“, sagte Ribéry vor einiger Zeit:
Glauben Sie mir, ich will in diesem Moment niemandem wehtun. Eine Minute später ist das vergessen.
Anders verhält es sich außerhalb des Fußballplatzes. Bei all seinen Stationen - auch in der Jugend - war er bei Mitspielern beliebt. Galt als Spaßvogel. Trieb seine Scherze.
"Alles was wir bei Bayern gesehen haben, hat er auch in Lille gemacht: Salz im Kaffee oder Zahnpasta auf der Türklinke. Er war ein großartiger Teamkollege“, erzählte der spätere Kapitän der Lille-Reserve Sébastien Pennachio.
Selbstbewusst, mutig, leidenschaftlich, durchsetzungsfähig: Auch positive Attribute werden dem Widder zugesprochen.
Dembélé
"Er hat großen Stolz und ein großes Ego", beschrieb Julien Stéphan, sein Jugendtrainer bei State Rennes seinen Schützling. Es war als Kompliment gemeint.
Nur so könne man ein großer Spieler werden. Dembélé habe den "Charakter eines Champions", so Stéphan weiter. Ruhig und gelassen, aber mit hohem Anspruch an sich selbst.
Ahmed Wahbi, ebenfalls ein Jugendtrainer Dembélés zu seinen Anfangszeiten bei AM Madeleine Évreux ezählte im letzten Jahr in der "L’Equipe", wie Ousmane damals bei jeder Anweisung seiner Mutter den Kopf senkte und folgte.
Ertönt der Pfiff eines Schiedsrichters nicht, oder zu Ungunsten des BVB-Youngsters, stellt sich das ein wenig anders da.
"Ich bin grundsätzlich eher ein ruhigerer Typ. Aber wenn ich so oft gefoult werde, ohne dass etwas passiert, und ich bekomme sofort eine Karte, wenn ich mal Foul spiele, macht mich das schon wütend", gestand Dembélé bereits im Januar und nahm zugleich seinen oftmals gescholtenen Landsmann in Schutz:
Ich kann Ribéry verstehen. Irgendwann überreagiert man, wenn man ständig gefoult und provoziert wird. Man sollte sich beherrschen, aber es ist mitunter wirklich schwierig.

Die Aussetzer

Ribéry
Am 21. März 2009 rutscht Ribéry erstmals im Bayern-Trikot die Hand aus. Kurz nach der Pause verliert der Franzose gegen den KSC die Nerven. Auf Höhe der Mittellinie schlägt er seinem zukünftigen Teamkollegen Andreas Görlitz mit der linken Hand ins Gesicht.
Es folgen zahlreiche weitere Kurzschlussreaktionen, wie ein brutaler Tritt auf den Knöchel des Porto-Spieler Lisandro, eine Watschn gegen Augsburgs Koo oder die Fingerattacke auf das Auge von BVB-Mittelfeldspieler Gonzalo Castro im Finale des DFB-Pokals 2016.
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Franck Ribéry drückt Gonzalo Castro den Finger ins Auge

Fotocredit: Imago

Dembélé
Dortmunds Nummer sieben handelt sich die erste Gelbe Karte beim 3:1-Erfolg gegen den SC Freiburg ein. Nach einem Foul an Ignjovski wird er verwarnt - und klatscht dem Schiedsrichter höhnisch Beifall.
In der Champions League gegen Benfica begeht er nur zwei Minuten nach seiner ersten Gelben Karte wegen Meckerns auf Höhe der Mittellinie ein Foulspiel an Benficas Eliseu. Über eine zweite Gelbe hätte er sich nicht beschweren dürfen.
Gegen die Hertha folgt der Zwist mit Mitchell Weiser. Der Berliner wollte Zeit schinden und den Ball in Richtung Tribüne dreschen. Dembélé verhinderte das, indem er Weiser - der im Anschluss eine üble Schauspieleinlage hinlegte - hart auf den Knöchel stieg. Pikant: Schon im Hinspiel langte der BVB-Jungstar kurz vor Schluss gegen Weiser hin. Damals blieb die Szene unbestraft.
"Er hat manchmal ein übergroßes Temperament, in einigen Situationen muss er ruhiger werden", fordert Sportdirektor Michael Zorc.
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Ousmane Dembélé gegen Mitchell Weiser

Fotocredit: Imago

Die Statistiken

Dembélé hat sich in seinen bisherigen 36 Pflichtspielen für den BVB sieben Gelbe Karten eingehandelt - fünf wegen Meckerns, Ballwegschlagens oder anderer Unbeherrschtheiten. Demgegenüber stehen derzeit 23 Torbeteiligungen.
Franck Ribéry kam in seiner ersten Saison in Deutschland auf 46 Pflichtspiele, in denen er sieben Gelbe Karten sah und an 39 Treffern direkt beteiligt war. Ribéry war zum damaligen Zeitpunkt allerdings bereits 24 Jahre alt.
In seiner ersten kompletten und bis dato auch letzten Saison in Frankreichs Ligue 1 stehen für Dembélé in 29 Pflichtspielen lediglich eine Gelbe Karte bei 17 Torbeteiligungen zu Buche.
Ribéry sammelte in seiner letzten Saison in der Heimat in 31 Pflichtspielen sechs Verwarnungen und 16 Torbeteiligungen.
Die Gelbsperre, die Dembélé nun absitzen muss, ist die erste Sperre (!) seiner noch jungen Profikarriere. Landsmann Ribéry wurde bereits sieben Mal aus dem Vekehr gezogen. Die letzte Sperre ist allerdings schon über vier Jahre her.
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