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Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic & Co.: Warum Weltstars nicht in die Bundesliga kommen

Johannes Mittermeier

Update 18/06/2017 um 16:45 GMT+2 Uhr

Seine Steuer-Affäre treibt Cristiano Ronaldo womöglich dazu, Real Madrid zu verlassen, vielleicht zu Manchester United, Paris Saint-Germain oder Richtung China. Auch der FC Bayern wird kolportiert. Genau wie bei Zlatan Ibrahimovic ist die Bundesliga allerdings kein Ziel für (alternde) Weltstars - trotz "Pionieren" wie Raúl oder Pep Guardiola. Ein Ronaldo wird nicht in Deutschland spielen. Warum?

Zlatan Ibrahimovic und Cristiano Ronaldo

Fotocredit: Imago

Die Entscheidung soll gefallen sein bei Cristiano Ronaldo. "Es gibt kein Zurück" hat der Weltfußballer laut "Marca" seinen Nationalmannschaftskollegen gesagt und einen Abschied von Real Madrid gemeint.
Klammern wir mal die Frage aus, ob Ronaldo seinen langjährigen Arbeitgeber (seit 2009) angeblich verlassen will oder soll: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung könnten für den spektakulärsten Transfer der Geschichte sorgen. Ein Wechsel, egal wohin, würde alles Gesehene überbieten. Um Längen.

Raúl, van Nistelrooy, Ribéry, Robben - und Pep

Ronaldos Ablösesumme ist auf eine Milliarde Euro taxiert, besonders hübsch wirkt dieser Betrag in Zahlen: 1.000.000.000. Aber gut, Madrid kann die Dinge ja halbwegs einschätzen, weshalb der Angreifer schon für ein Gesamtvolumen von 400 Millionen Euro (200 Millionen Ablöse plus 200 Millionen Gehalt für vier Jahre) zu haben sein soll. Sommerschlussverkauf im Juni.
Manchester United wird genannt, Paris Saint-Germain und natürlich die superreichen China-Klubs. Illusorisch indes, dass es Ronaldo in die Bundesliga zieht, obwohl die "Gazzetta dello Sport" erfahren haben will, dass der FC Bayern Interesse am Portugiesen habe. Deutschland spielt im Endeffekt keine Rolle in Überlegungen der allergrößten Namen, weder bei Ronaldo noch bei Zlatan Ibrahimovic, der 35 und kreuzbandverletzt ist, aber in diesem Fußballerleben keine Auswärtsreise nach Hannover bestreiten wird.
Die Bundesliga als Auffangbecken für (alternde) Weltstars, das ist praktisch eine Utopie, immer noch und trotz "Pionieren" wie Trainer Pep Guardiola, der 2013 beim FC Bayern anheuerte. Zuvor gastierten Raúl auf Schalke und Ruud van Nistelrooy in Hamburg, beide waren 33, im Gegensatz zu Franck Ribéry, den Bayern mit 24 verpflichtete, sowie Arjen Robben (25), wie Raúl und van Nistelrooy aus Madrid.
"Wir Spieler sprechen doch untereinander", sagte Letzterer zu "Sport Bild". Jeder wisse:
In Deutschland sind die Stadien voll, die Städte schön und die Organisation in den Vereinen super.
Dem rein deutschen Champions-League-Finale 2013 folgte Guardiola und der WM-Titel 2014. Xabi Alonso wurde und Robert Lewandowski blieb Wahl-Bayer, Pierre-Emerick Aubameyang formte sich in Dortmund zu einer Marke; Mario Götze pendelte zwischen FCB und BVB, Marco Reus zog Dortmund den Bayern vor.
Echte Ikonen, die in die Bundesliga wechseln? Nicht wirklich.

Deutschland hat klare Standortnachteile

Ibrahimovic hat 2014 neckisch mit dem damaligen BVB-Coach Jürgen Klopp geflirtet ("Wann holst du mich nach Dortmund?" - "Dann muss ich erst die ganze Mannschaft verkaufen" - "Nein, ich komme umsonst!"), aber das war Spaß. Der Stürmer ging 2016 zu ManUnited, ein Jahr später wird sein Kontrakt wohl nicht verlängert, und das Magazin "11Freunde" startete eine Online-Petition: Zlatan in die Bundesliga!
"Wäre ich ein Verantwortlicher, würde ich mir sicherlich Gedanken machen", sagt der 1990er Weltmeister Olaf Thon zu "Sport1", gerade der FC Bayern hätte doch Bedarf in der Spitze neben Lewandowski. "Das stelle ich mir interessant vor", betont Thon. "Warum nicht?"
Tja, das lässt sich relativ leicht beantworten. Das Unterhaltungsprodukt Fußball hat die Gehälter explodieren lassen, die "FAZ" schrieb 2015, dass sich "Gagen der Hauptdarsteller auf Hollywood-Niveau" katapultiert hätten: In fünf Jahren wurden sie verdoppelt.
Eine "Forbes"-Liste aus 2015 wies Ronaldo mit 80 Millionen Dollar Jahreseinkommen (Lohn und Werbung) auf Rang zwei der bestverdienenden Sportler aus, hinter Boxer Floyd Mayweather.
Der Benchmarking-Report der UEFA verdeutlichte weitere Diskrepanzen. Kumuliert zahlten Bundesliga-Klubs ihren Profis mit 1,25 Milliarden Euro weniger als die Hälfte der Vereine aus England. Führend war Barcelona (340 Millionen) vor Real,
"Die Fans wollen nicht wahrhaben, dass Fußball Kapitalismus pur ist", sagt Kommentatoren-Legende Marcel Reif zur "ARD". Auch steuerlich besitzt Deutschland klare Standortnachteile gegenüber anderen Topligen in Europa, wo das Brutto ein höheres Netto bringt - und darum geht's halt bei "neuen Herausforderungen", wie es in der Fußballersprache heißt, wenn der Arbeitgeber gewechselt wird.
Ronaldo etwa profitierte in Madrid bis 2015 von der "Lex Beckham", also einer Regelung, die hochqualifizierten ausländischen Fachkräften (und dazu zählten Sportstars) erhebliche Vergünstigungen bescherte: knapp 25 statt 50 Prozent Spitzensteuersatz.

Ronaldo: "Bundesliga? Alles ist möglich"

TV-Verträge tun ihr Übriges. Zwar kann der FC Bayern seine Einnahmen in diesem Bereich auf 100 Millionen Euro steigern, in England aber erhält der Tabellenletzte nahezu dasselbe. Die Premier League labt sich an 6,9 Milliarden Euro für drei Jahre, allein aus Fernsehgeldern. 6.900.000.000.
"Ich sehe manchmal einige Spiele der Bundesliga, es ist eine sehr starke Liga", sagte Cristiano Ronaldo anno 2010 zu "Sport Bild". Ob er sich Deutschland vorstellen könne? "Alles ist möglich." Nun ja.
Hertha BSC hat sich humorig in Stellung gebracht, bei Ronaldo und Ibrahimovic. Vorbildlich, zur Nachahmung empfohlen, rührend aussichtslos.
Dann am besten gleich die RB-Leipzig-Politik verfolgen. Dort schloss Sportdirektor Ralf Rangnick einen Kauf von Ronaldo (32) oder Lionel Messi (fast 30) mit dieser Begründung aus:
Das ist nicht unsere Philosophie. Sie sind beide zu alt.
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