Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern - Köln: Teilzeit-Robben, Radicarlo und blanker Neuer - 3 Dinge, die auffielen

Florian Bogner

Update 01/10/2016 um 21:57 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München lässt mit dem 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln am 6. Spieltag der Bundesliga erstmals Punkte liegen. Arjen Robben gibt dabei nur ein kurzes Startelf-Debüt und fehlt in der wichtigen Phase; Trainer Carlo Ancelotti zieht sein Rotationsprinzip radikal durch und Manuel Neuer denkt beim Gegentor wieder zu weit. Was uns beim Spitzenspiel in der Allianz Arena auffiel.

Manuel Neuer (li.) und Rafinha (re.)

Fotocredit: AFP

Aus der Allianz Arena berichtet Florian Bogner

1.) Teilzeit-Robben

Extrem stolz präsentierte der FC Bayern vor Anpfiff die Keyfacts zu Arjen Robben: 117 Torbeteiligungen in 143 Bundesliga-Spielen, 78 Prozent Siegquote mit ihm auf dem Platz. Nach fast sieben Monaten stand der 32-Jährige wieder in der Startelf, nahm seinen angestammten Posten auf dem rechten Flügel ein und ging von Beginn weg mit gewohntem Selbstvertrauen in Dribblings gegen einen oder zwei Gegner.
In Abwesenheit von Franck Ribéry (geschont) und David Alaba (zunächst auf der Bank) als Gegenpart spielte Bayern in der ersten Halbzeit auch prompt vermehrt atypisch über rechts; Robben bestach dort in der ersten Halbzeit mit zehn gewonnenen Zweikämpfen (die meisten auf dem Platz), sein Partner Rafinha als Spieler mit den zweitmeisten intensiven Läufen (33), den zweimeisten Sprints (12) und den meisten Ballkontakten (70).
So beschworen die beiden einige gefährliche Situationen herauf – zum Beispiel Rafinhas gewaltigen Schuss übers Tor (19.). Der letzte Pass jedoch war oft das Problem; oder Robben rannte sich mit seinen Dribblings dann doch irgendwann bei Konstantin Rausch, Dominique Heintz oder dem als Achter aufgebotenen Jonas Hector im Kölner 5-3-2 fest.
Und dann ist da eben noch die ewige Verletzungsanfälligkeit beim Niederländer: Zur Halbzeit musste er in der Kabine bleiben.
Robben hatte einen Schlag auf die Rippen bekommen, die Auswechslung eine Vorsichtsmaßnahme. Nach Untersuchung in der Kabine war dann zwar alles okay, aber der Bayern-Schwung über rechts war für die zweite Halbzeit mit dem zentraler spielenden Müller passé.
“In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel gut kontrolliert und geführt. Dann hat Köln besser gespielt. Am Ende hätten wir das Spiel gewinnen können, aber auch Köln hatte Chancen. Wir sind enttäuscht, müssen uns aber keine Sorgen machen”, bilanzierte Ancelotti.
Auch zu Robben äußerte sich Ancelotti: "Er war nicht mehr im Stande, die zweite Halbzeit zu spielen. Aber es ist nichts Großes, in zwei, drei Tagen ist alles wieder okay."

2.) Radicarlo

Carlo Ancelotti wird ein erdbebensicheres Hinterteil und eine gewisse Bierruhe nachgesagt. Entsprechend fiel auch seine „Reaktion“ auf die erste Niederlage als Bayern-Coach auf: er machte alles so wie immer, setzte also – Bundesliga-Spitzenspiel Erster gegen Vierter hin oder her – weiter auf radikale Rotation.
So bekamen gleich sieben Startelfspieler von Madrid eine Pause: Neben Robben standen auch Mats Hummels, Rafinha, Juan Bernat, Kingsley Coman, Joshua Kimmich und Renato Sanches frisch in der Elf. Jérôme Boateng, Philipp Lahm, Arturo Vidal, Thomas Müller und David Alaba saßen auf der Bank; Franck Ribéry und Thiago wurden nach kleineren Wehwehchen von der Partie in Madrid sogar komplett geschont.
Die Außenverteidiger Rafinha und Bernat, klar nur die B-Variante zu Lahm und Alaba, genießen den vertrauten Rotationsrhythmus: Gegen Ingolstadt (Rafinha) und Rostow (Bernat) schon Torschützen, gehörten die beiden Außen auch gegen Köln zu den auffälligeren Bayern, hatten viele Flankenläufe zu verzeichnen und strahlten auch mit Abschlüssen (vor allem Rafinha) Torgefahr aus. Bernat schlug zudem die Flanke zum 1:0 durch Joshua Kimmich (40.) – mit seiner dritten Torbeteiligung (1/2) hat er damit schon seine Marke aus der Vorsaison (0/2) überboten.
Allerdings fehlte Bayern nach dem Kölner 1:1 durch Anthony Modeste (63.) und der Auswechslung des entkräfteten und enttäuschend spielenden Kingsley Coman (70.) für Alaba plötzlich die Breite im Spiel; mit den “Außenstürmern” Bernat und Müller war die FC-Verteidigung jedenfalls nicht mehr zu knacken.
“Die Laufwege, die in die Tiefe gehen, fehlen uns. Sprints, die wehtun, die aber dann Räume schaffen, gehen uns momentan ein bisschen ab. Wir haben noch Steigerungspotenzial”, kritisierte Mats Hummels.

3.) Neuer denkt zu weit

Schon beim Gegentor in Madrid machten sich einige Menschen Gedanken über die Rolle von Manuel Neuer: warum hatte er beim Gegentor von Yannick Carrasco eigentlich die Hände eingefahren? Neuer erklärte es so, dass er schon einen Schritt weiter gedacht habe: In Sekundenbruchteilen hatte er eingesehen, dass er den Ball nicht mehr erreichen würde - und deshalb die Arme eingezogen. Denn:
Dann kannst du schneller aufstehen, falls es einen Abpraller gibt. Wenn ich die Arme lang mache, bin ich blank und komme nicht mehr hoch.
Auch gegen Köln dachte Neuer (zu) weit.
Die Flanke von Marcel Risse auf den Torschützen Modeste (63.) sah wirklich für einen Moment so aus, als würde sie über alle Spieler hinweg segeln. Auch Neuer dachte das – und orientierte sich zum Rauslaufen (oder zumindest Ballholen) schon Richtung zweiten Pfosten. Neuers Erklärung zum Gegentor.
Zuerst haben wir keinen Druck auf den Ball. Dann geht Modeste unbedrängt zum Ball. Ich muss mich entscheiden, ob er ihn kriegt oder nicht, was ich aus meinem Blickwinkel natürlich nicht sehe. Wenn er ihn nicht touchiert, geht der Ball auf den zweiten Pfosten. Aber so bin ich da blank.
Ancelotti nahm Neuers Fehleinschätzung locker: "Ich weiß nicht, ob er den halten muss, das ist jetzt auch nicht wichtig. Fehler können passieren. Er ist immer noch der Beste der Welt."
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung