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Olaf Thon exklusiv: "Schalke 04 braucht vor allem Geduld"

Sebastian Dirschl

Update 22/09/2016 um 20:09 GMT+2 Uhr

Schalke 04 ist mit vier Niederlagen in die Bundesliga-Saison gestartet – so schlecht wie noch nie. Zu erwarten war das nicht unbedingt, schließlich wurde im Sommer mit Markus Weinzierl und Christian Heidel ein neues starkes Duo an der sportlichen Spitze der Knappen installiert. Es war eine Aufbruchsstimmung zu beobachten – auch, weil die Transferpolitik durchaus vielversprechend war.

Olaf Thon

Fotocredit: Imago

Einer, der sich mit dem Innenleben beim FC Schalke 04 bestens auskennt, ist Olaf Thon. Der inzwischen 50-Jährige absolvierte während seiner aktiven Zeit als Profi insgesamt 382 Spiele für die Knappen und gewann 1997 als Teil der "Eurofighter" den UEFA Cup.
Im Interview mit Eurosport.de spricht der Weltmeister von 1990 über die aktuelle Situation auf Schalke, erklärt, was aktuell im Argen liegt und gibt eine Einschätzung zu Trainer Weinzierl und Sportdirektor Heidel ab. Generell kommt Thon zu dem Schluss, dass man auf Schalke vor allem eines haben muss: Geduld.
Schalke 04 ist denkbar schlecht in die neue Saison gestartet. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation, Herr Thon?
Olaf Thon: In der Bundesliga hätte es nicht schlechter kommen können. Auf der anderen Seite ist Schalke im Pokal ordentlich gestartet, wobei das gegen einen Sechstligisten auch nicht anders zu erwarten war. Aber auch in der Europa League in Nizza hat die Mannschaft eine gute Partie abgeliefert. Von daher muss man das etwas isoliert betrachten. Was bleibt ist aber natürlich das Tagesgeschäft, die Bundesliga. Und da sind vier Niederlagen und nur ein erzieltes Tor natürlich eine sehr, sehr schlechte Ausbeute.

Thon: "Trainerdiskussion kann Schalke nicht brauchen"

Wie brenzlig ist die Situation tatsächlich? Auf der einen Seite ist die Saison noch sehr jung, auf der anderen Seite gibt es viele Beispiele – wie etwa Borussia Dortmund im letzten Jahr unter Jürgen Klopp – die sich sehr schwer getan haben, aus dieser Negativ-Spirale wieder herauszukommen.
Thon: Ich denke, dass alle nun bis in die Haarspitzen motiviert sind und nun eine Änderung herbeiführen möchten. Ich traue es der Mannschaft schon zu, dass sie am Sonntag in Hoffenheim (15.30 Uhr im Liveticker) die ersten Punkte einfährt. Man muss Optimist sein und daran glauben. Schon vor der Saison haben der Trainer und der Manager gesagt, dass das kein einfaches Jahr wird und man Geduld haben muss. Und jetzt ist Geduld gefragt. Was wir hier auf Schalke auf keinen Fall brauchen, ist eine Diskussion um den Trainer. Und die wird es auch nicht geben – das hoffe ich zumindest.
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Olaf Thon ist davon überzeugt, dass Christian Heidel (l.) und Markus Weinzierl das richtige Gespann für den FC Schalke 04 ist.

Fotocredit: Imago

Wo sehen Sie die größten Baustellen von S04?
Thon: Man muss sicherlich die Fehler, die gemacht wurden, klar benennen können. Vor allem geht es darum, Tore zu erzielen, die Chancen zu nutzen, also diesen Killerinstinkt zu haben. Die Spieler müssen wieder öfter die richtigen Entscheidungen treffen und dazu vor allem fighten, um jeden Zentimeter. Sie müssen kämpferisch einfach noch ein paar Prozent drauflegen. Gerade gegen Ende der Spiele war Schalke in den Zweikämpfen unterlegen, viele Gegentore sind sehr spät gefallen.
Markus Weinzierl hat in den ersten Spielen viel rotiert. Es scheint fast so, als hätte er seine Wunsch-Elf noch nicht gefunden. Sehen Sie darin ein Problem?
Thon: Die Umstellungen vom ersten Spiel in Frankfurt zum zweiten Spiel gegen Bayern waren sehr gut. Benedikt Höwedes in der Zentrale, dass er Sascha Riether gebracht hat und auch Max Meyer wieder spielen hat lassen – in meinen Augen waren das erklärbare Dinge, die aber eben nicht gefruchtet haben. Für mich waren die Wechsel allesamt nachvollziehbar, insbesondere, weil es bei den vielen Englischen Wochen, die jetzt anstehen, auch gar nicht anders geht, als zu rotieren. Im Grunde bin ich da aber der Auffassung, dass Weinzierl viel richtig gemacht hat. Die Erfolge haben sich nur nicht eingestellt.
Wie sehen Sie die Schalker Transferpolitik? Ist für Sie ein Konzept erkennbar oder waren möglicherweise auch ein paar Schnellschüsse dabei?
Thon: Nein, also einen Schnellschuss hat es in meinen Augen nicht gegeben. Und das, obwohl der Transfer von Leroy Sané erst sehr spät abgewickelt wurde. Man hat aber gewartet, bis die Möglichkeit da war, Spieler wie Nabil Bentaleb, Benjamin Stambouli oder Breel Embolo zu verpflichten. Das wurde in meinen Augen schon gut abgewickelt. Ich denke, dass der Trainer die Mannschaft nun so zusammen hat, wie er sie haben wollte.

Heidel muss jetzt "Kante zeigen"

Kapitän Höwedes geht zwar voran, aber sonst ist offenbar kein Spieler imstande, das Heft auf dem Platz in die Hand zu nehmen. Fehlt es Schalke an Führungspersönlichkeiten?
Thon: Ich glaube nicht, dass da ein Problem besteht. Schalke hat Ralf Fährmann, Höwedes und Naldo, im Mittelfeld viele erfahrene Leute und im Sturm Huntelaar. Das ist eine Achse, die, was die Hierarchie betrifft, gut aufgestellt ist. Daran liegt es bestimmt nicht. Ich bin sicher, dass diese erfahrenen Leute die Mannschaft in den nächsten Spielen wieder zu Siegen führen wird.
Weinzierl und Heidel haben in Augsburg und Mainz zwar gute Arbeit geleistet, auf Schalke ist die Erwartungshaltung aber wesentlich höher. Provokativ gefragt: Reicht ihre Erfahrung aus, um bei S04 bestehen zu können?
Thon: Ja, da bin ich ganz sicher. Das sind die richtigen Leute und das wird sich irgendwann auch zeigen. Natürlich ist die aktuelle Situation ein Warnschuss, aber Christian Heidel steht mit seiner Erfahrung wie ein Fels in der Brandung. Ich drücke die Daumen, dass er das beibehält. Jetzt muss man Kante zeigen und auf die eine oder andere Unstimmigkeit reagieren. Ich bin aber vollends überzeugt, dass Christian Heidel und Markus Weinzierl das packen!
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