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Youngster der Woche: Leon Bailey von Bayer Leverkusen - Flügelflitzer mit fragwürdigem Umfeld

Dennis Melzer

Update 02/02/2017 um 16:59 GMT+1 Uhr

Jung, talentiert, ehrgeizig - Eurosport.de präsentiert in der Reihe Youngster der Woche die Zukunft des Fußballs. Heute mit Leon Bailey, der im Winter aus Belgien nach Leverkusen wechselte und dort als kommender Hoffnungsträger gesehen wird. Auf seinem Weg in die Bundesliga hat Bailey schon für diverse Schlagzeilen gesorgt - meist wegen seines etwas skurrilen Stiefvaters.

Leon Bailey wechselt zu Bayer Leverkusen

Fotocredit: Imago

Über den Einfluss sozialer Medien auf unser Leben wird viel geschrieben und heiß diskutiert.
Die Plattformen dienen nicht mehr nur als virtuelle Form der bestmöglichen Selbstdarstellung, sondern sind zu wichtigen Meinungsmachern avanciert und lassen Tageszeitungen für viele Menschen als obsolete Papieransammlung daherkommen.
Fixe Spielerwechsel beispielsweise, verkünden die Vereine zumeist zuerst bei oben genannten Netzwerken. Eine Presseerklärung folgt, wenn eh schon jeder weiß, was los ist.

Bailey-Deal als Social-Media-Posse

Der Wechsel von Leon Bailey zu Bayer Leverkusen ist ein Paradebeispiel für die Einwirkung sozialer Medien auf den Sport sowie die zweifelhafte Macht von windigen Beratern.
Dank Baileys Stiefvater Craig Butler, der gleichzeitig als sein Berater agiert und offenbar eine gewisse Affinität zu Facebook-Live-Videos hegt, wusste jeder, der sich für den Werdegang des U-Nationalspielers interessierte, dass der Deal schon Tage zuvor in trockenen Tüchern war.
So filmte der Bailey-Vertreter sich am Samstagabend vor der 2:3-Pleite gegen Borussia Mönchengladbach in der BayArena und titelte "Leverkusen it is!"
Tags darauf die nächste Video-Botschaft, die Butler samt Gefolge im Auto zeigte und anschließend den Weg vom Parkplatz in die Geschäftsstelle an der Leverkusener Bismarckstraße dokumentierte. Das Ganze wurde dann als "Signing time in Leverkusen" bezeichnet.

Bailey: Pfeilschnell und technisch versiert

Bailey wurde auf der Karibikinsel Jamaika geboren. Jenes Land, das seit Jahren in Sprint-Disziplinen der Leichtathletik mit seinen Wettkämpfern kaum zu bezwingen ist.
"Er ist so schnell, das ist nicht normal. Und er verbindet das mit einer super Technik, diese Kombination ist außergewöhnlich", schwärmte der damalige Trainer Frank de Boer, nachdem der heute 19-Jährige ein Probetraining bei Ajax Amsterdam absolviert hatte.
So außergewöhnlich, dass Baileys Stiefvater die Chance beim Schopfe packte und seinen Adoptivsohn schnell nach Europa bringen wollte, was bereits 2011 gelang. Das Talent wechselte nach Österreich, in die U15-Auswahl von USK Anif, wo er schnell für Furore sorgte, in 16 Meisterschaftsspielen unglaubliche 75 Treffer erzielte.
Diese Quote zum Anlass nehmend, reichte Butler, der in Jamaika bereits eine sechsjährige Sperre absitzen musste und in Mexiko, wo er ebenfalls als Berater tätigt war, eine Entführung vorgetäuscht hatte, seinen Zögling weiter herum, bereiste den Kontinent.
Hier ein Probetraining bei einem Spitzenklub, dort das ein oder andere Gespräch mit Verantwortlichen, was beinhaltete, dass Bailey bei Anif regelmäßig nicht zum Training erschien.

Durchbruch beim KRC Genk

Im Sommer 2013 verließ er Anif endgültig, um sich dem slowakischen Erstligisten AC Trencin anzuschließen, der in Fachkreisen als Sprungbrett für junge, aufstrebende Rohdiamanten gilt. So wurde es zumindest medial verkündet.
Butler hatte jedoch längst andere Pläne. Er erklärte damals, dass sein Klient und Stiefsohn in Personalunion erst einmal zurück nach Jamaika gehen wolle, damit er sich für höhere Aufgaben empfehlen könne.
Zwei Jahre später, im Sommer 2015, wechselte Bailey dann zum KRC Genk nach Belgien, wo er sich ad hoc durchsetzte und spätestens in diesem Winter zahlreiche europäische Schwergewichte auf den Plan rief.
Den Zuschlag erhielt aber Leverkusen, das den Transfer am Dienstag via Twitter mit den Worten "Leon Bailey ist da!" und "Herzlich willkommen" verkündete. Zwölf Millionen Euro legten die Rheinländer für ihren neuen Flügelflitzer auf den Tisch.

Stiefvater überwirft sich mit Genk

Vorher war spekuliert worden, dass Bailey die laufende Saison in Genk beenden solle, um erst in der kommenden Saison unters Bayer-Kreuz zu wechseln.
Geschäftsführer Rudi Völler, Bailey selbst und der abgebende Klub sollen sich dem Vernehmen über dieses Gedankenspiel einig gewesen sein, ohne die Rechnung auch in diesem Fall mit Butler gemacht zu haben.
Der Berater machte einem weiteren Engagement des Linksfußes in Genk einen Strich durch die Rechnung, weil seinem leiblichen Sohn Kyle, der ebenfalls bei den Flamen unter Vertrag stand, angeblich falsche Versprechungen seitens des Klubs gemacht wurden.
Das Tischtuch zwischen Genk und der Familie Butler war irreversibel zerschnitten, was letztlich doch für den sofortigen Umzug sorgte.
Kyle wechselte übrigens einen Tag später als sein Halbbruder zum KVC Westerlo. Via Facebook-Live-Video. Festgehalten von Butler.
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Leon Bailey wird zu Bayer Leverkusen wechseln

Fotocredit: SID

Leon Bailey im Steckbrief

Geburtsdatum: 9. August 1997
Geburtsort: Kingston (Jamaika)
Nationalität: Jamaika
Größe: 1,81 Meter
Fuß: links
Position: Linksaußen
Derzeitiger Klub: Bayer Leverkusen
Rückennummer: 9
Bisherige Klubs: Phoenix Academy, USK Anif, KRC Genk
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