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Zwischen Champions League und Transfer-Frust: RB Leipzig in der Zwickmühle

Tobias Laure

Update 15/06/2017 um 11:22 GMT+2 Uhr

RB Leipzig ist das Sensationsteam in der Bundesliga und ab der kommenden Saison in der Champions League dabei. Klingt paradiesisch, bringt aber ganze neue Probleme aus verschiedenen Richtungen mit sich. Der Mann, der dafür die richtigen Lösungen finden muss, heißt Ralf Rangnick. Es wird ein aufregender Sommer für den RB-Sportdirektor.

Zwischen Champions League und Transfer-Frust: RB Leipzig in der Zwickmühle

Fotocredit: Imago

Schöne neue Bullen-Welt. Im Jahr eins der Erstliga-Zugehörigkeit die Vizemeisterschaft geholt und die direkte Qualifikation zur Champions League geschafft, dazu elf von 17 Heimspielen ausverkauft und ein Schnitt von über 41.000 Zuschauern - Sportdirektor Ralf Rangnick müsste eigentlich zu beneiden sein.
Doch der 58-Jährige steht aufgrund des Erfolges vor schweißtreibenden Sommermonaten. Da ist zum einen die Gefahr, dass die UEFA der Königsklassen-Teilnahme der Sachsen doch noch einen Riegel vorschiebt. Man will verhindern, dass zwei Vereine, die unter Kontrolle desselben Unternehmens stehen, auf europäischer Bühne spielen. Viele sehen diese Situation bei RB Leipzig und dem österreichischen Serienmeister RB Salzburg gegeben. Rangnick vertritt freilich eine gegenteilige Meinung und erklärt gegenüber der "Süddeutschen Zeitung":
Ich bin 100 Prozent sicher, dass wir dabei sind. Viele unserer Maßnahmen der letzten Jahre hatten ja genau damit zu tun. Red Bull ist in Salzburg nur noch Hauptsponsor.
Es gebe "keine Kontrolle über Salzburg, denn unser Leipziger Vorstandsvorsitzender, Oliver Mintzlaff, hat alle Zuständigkeiten als globaler RB-Fußballchef aufgegeben", so Rangnick. Er selbst sei "ja auch schon seit 2015 nur noch für Leipzig tätig". Dennoch werden die Verantwortlichen in Leipzig wieder ruhiger schlafen, wenn das Thema endgültig vom Tisch ist.
Fest steht, dass der Erfolgsklub aus Leipzig unter Beobachtung der UEFA steht. Daher ist es für RB umso wichtiger, keine Angriffsflächen zu bieten. Eine solche würde entstehen, wenn man sich beim Financial Fairplay einen Fauxpas erlaubt. Experten, so berichtet die "Sport Bild", gehen davon aus, dass der Sensations-Aufsteiger in diesem Sommer rund 40 Millionen Euro mehr für Transfers ausgeben kann, als er durch Spielerabgänge erlöst. Das engt den Spielraum ein.

Komplizierter Job für Rangnick

Stand jetzt haben die Leipziger durch den Abgang von Davie Selke zur Hertha acht Millionen Euro eingenommen und durch die Verpflichtung des Berner Keepers Yvon Mvogo fünf Millionen ausgegeben. Wie kompliziert der Job von Rangnick tatsächlich ist, verdeutlichen die Beispiele von Bruma und Maximilian Philipp. Galatasaray, das genau um die theoretische Finanzkraft von Leipzig weiß, forderte offensiv 30 Millionen Euro Ablöse für den Portugiesen Bruma ein. Rangnick musste sein Geschick einsetzen, um den türkischen Topklub auf realistische 12 Millionen - mit Bonuszahlzungen kann die Summe auf 15 Mio. steigen - herunterzuhandeln.
Im Fall von U21-Nationalspieler Philipp liefen die Bullen-Bemühungen gar ins Leere - obwohl der Deal fast fix war. Leipzig hätte Medienberichten zufolge um die 14 Millionen für das Freiburger Talent überwiesen, doch kurz vor Vertragsabschluss erhöhte Borussia Dortmund das Angebot auf 20 und bekam den Zuschlag. RB, im Prinzip in der Lage, bei der Summe mitzugehen, hätte dann fast die Hälfte seines Transfer-Budgets verpulvert gehabt.

Mit jungen Talenten die Dreifachbelastung meistern

Deshalb ist es absolut glaubwürdig, wenn Rangnick an der Klub-Strategie festhält und davon spricht, "weiterhin keinen Spieler" zu holen, der älter als 24 Jahre ist. Mit bezahlbaren, jungen, talentierten Profis will man den Spagat aus Bundesliga, Pokal und Champions League packen. Doch das Beispiel Philipp zeigt, dass bereits bei einem 23-Jährigen vom SC Freiburg die brutalen Markt-Mechanismen des Fußballgeschäfts einen Wechsel verhindern können.
Es ist eine Zwickmühle, in der RB Leipzig steckt. Man könnte mehr investieren, darf aber nicht, um das Financial Fairplay nicht zu gefährden. Trotzdem muss RB seinen Kader aufrüsten, um die Dreifachbelastung in der kommenden Spielzeit zu meistern. Das führt dazu, dass Klubs und Spielerberater einen Geldregen wittern, sobald eine Anfrage aus Leipzig kommt. Das alles bleibt letzten Endes an Rangnick hängen, der nun sogar auf seinen Urlaub verzichtet.
Selbst wenn ich mich jetzt an den Strand legen würde, könnte ich es nicht genießen. Wir befinden uns in der Kernarbeitszeit für Sportdirektoren.
Schöne neue Bullen-Welt...
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