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FC Bayern - Taktik-Check: Kann Jupp Heynckes modern?

Luca Baier

Update 13/10/2017 um 18:50 GMT+2 Uhr

72 Jahre alt, vier Jahre raus aus dem Tagesgeschäft: Kann ein Trainer wie Jupp Heynckes im modernen Fußball eigentlich noch funktionieren? Vor seinem erneuten Comeback als Bayerntrainer gegen den SC Freiburg (Samstag, 15:30 Uhr im Liveticker) ordnet Eurosport.de Heynckes´ Spielphilosophie im Taktik-Check in die heutige Zeit ein.

Taktik-Check: Kann Heynckes modern?

Fotocredit: Eurosport

"Natürlich hat sich der Fußball geändert", sagte Jupp Heynckes bei seiner Präsentation als Bayerntrainer. Er habe die Entwicklung des Fußballs generell und die der Topteams im Speziellen verfolgt und analysiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wird der 72-Jährige nun bei den Bayern einbringen – zum wiederholten Male.

Besinnen auf alte Stärken...

Heynckes wird keine taktische Revolution beim FC Bayern starten. Er wird wie schon in seinen vorherigen Amtszeiten das tun, worin er als Trainer am besten ist: Einen guten Mix finden. Zum Beispiel einen Mix aus schon vorhandenen Stärken des Teams und Elementen der weltbesten Mannschaften.
Als er die Bayern als Nachfolger von Louis van Gaal übernahm, verfügte die Mannschaft über eine mehr als gute Basis im Ballbesitzspiel, war aber defensiv nicht so griffig wie der damalige Doublesieger Dortmund. Für Heynckes bedeutete dies: Wir müssen uns an den Besten orientieren. So arbeitete er mit den Münchenern konsequent am Pressing und am Umschaltspiel. Dass die wohl denkwürdigsten Siege dieser Ära – der große FC Barcelona wurde im Halbfinale der Champions League insgesamt mit 7:0 gedemütigt – Produkt einer guten Ordnung und eines starken Umschaltspiels waren, ist kein Zufall.
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Bayern-Trainer Jupp Heynckes

Fotocredit: Getty Images

Überträgt man die Situation ins Hier und Heute, muss sich vor allem etwas in den Punkten Athletik, Pressing und Spielaufbau verbessern. Was unter Pep Guardiola einst zu den größten Stärken zählte, wurde unter Carlo Ancelotti offenbar vernachlässigt: das kollektive Spiel sowohl mit als auch ohne Ball.
Heynckes weiß natürlich, dass die meisten Spieler den Guardiola-Fußball grundsätzlich verinnerlicht haben – also wird er sicher einige Elemente des Positionsspiels aufgreifen, damit der Spielaufbau und damit die Dominanz in Ballbesitz wiedergefunden wird.

...und lernen von der Weltspitze

Gegen den Ball muss die Mannschaft definitiv griffiger werden. Ob Heynckes wie Guardiola konstant im Angriffspressing spielen lassen wird, ist unklar. Möglicherweise verordnet er der Mannschaft auch ein aggressives Mittelfeldpressing – also wiederum eine Mischung aus der abwartenden Abwehrarbeit unter Ancelotti und der wilden Balljagd unter Pep.
Sicherlich wird Heynckes besonders seinen alten Verein Real Madrid genau verfolgt haben. Die Madrilenen vollbringen unter Zinédine Zidane wahrlich keine taktischen Wunderdinge, besinnen sich aber voll und ganz auf ihre Stärken – und diese sind denen der Bayern gar nicht so unähnlich.
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Javi Martinez (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Mittelfeldpressing mit schnellem Umschaltspiel, ruhige Zirkulation in Ballbesitz. Beides ist auf die schnellen Außenbahnspieler ausgerichtet, die so ins Spiel gebracht werden sollen. Dass Real mit einem Mittelfeld aus zwei Spielmachern (Luka Modric und Toni Kroos) sowie einem robusten Abräumer (Casemiro) erfolgreich ist, spricht für eine Rückkehr von Javi Martínez auf die Sechserposition. Dort glänzte der Spanier im Triplejahr 2013 an der Seite von Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos.
Eurosport-Check: Heynckes scheint – wie vor der Ära Guardiola – der ideale Übergangstrainer zu sein. Es ist davon auszugehen, dass er den bald fälligen Umbruch nicht selbst vollzieht, sondern ihn mit vorbereitet. Über seine gesamte Karriere hinweg zeichneten sich eigentlich alle Mannschaften von Heynckes immer über eine auffällig gute Balance zwischen Offensive und Defensive aus. Damit dies funktioniert muss er keine extravaganten Maßnahmen treffen, sondern weitestgehend vorhandene Fähigkeiten und Spielprinzipien wieder zurück in die Köpfe der Spieler bringen. Dafür braucht es ein feines Gespür für die Gruppe und für den Einzelnen, Klarheit in der Eigenanalyse sowie Kompetenz in der Vermittlung. Dass Heynckes all dies besitzt, hat er oftmals bewiesen. Und er wird es auch dieses Mal tun – in dieser Hinsicht hat sich der Fußball nämlich doch nicht so sehr verändert.
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