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Taktik-Check: Der nächste Schritt für RB Leipzig in der Bundesliga

Luca Baier

Update 08/09/2017 um 16:01 GMT+2 Uhr

Nach einer starken Debütsaison in der Bundesliga arbeitet man bei RB Leipzig mit Hochdruck daran, die gezeigten Leistungen nicht nur zu bestätigen, sondern zu verbessern. Vor dem Spiel beim Hamburger SV (heute ab 20:30 Uhr live bei Eurosport 2 HD Xtra und im Liveticker) analysiert Eurosport.de im Taktik-Check die Entwicklung der Leipziger von der Pressingmaschine zum dominanten Team.

RB Leipzig im Taktik-Check

Fotocredit: Eurosport

Mit mutigem Pressing und konsequentem Gegenpressing eroberte RB Leipzig in der vergangenen Saison die Liga - Serienmeister FC Bayern mal ausgenommen. Schon zum Ende der abgelaufenen Spielzeit überließen viele Gegner dem Team von Ralph Hasenhüttl den Ball, um nicht ins berüchtigte RB-Pressing zu laufen.

Ballbesitzspiel muss weiterentwickelt werden

Dies wird nun öfter der Fall sein, Leipzig ist in fast jedem Spiel der Favorit. Schon in den Vorbereitungsspielen gegen hochkarätige Gegner wie Benfica oder Sevilla konnte man sehen, wie der Fokus auf dem Spiel mit dem Ball lag.
Leipzig spielt weiterhin in einem 4-4-2, das genau genommen ein 4-2-2-2 ist. Die nominellen offensiven Außenbahnspieler agieren fast ausschließlich im Zentrum - kein Wunder also, dass man bei RB davon spricht, mit zwei Zehnern zu spielen. Die Raumaufteilung bei eigenem Ballbesitz ist daher sehr klar: Vor den zwei Innenverteidigern agieren die beiden Sechser, davor zwei Zehner und in vorderster Linie zwei Stürmer. Lediglich die Außenverteidiger sorgen für Breite im Spiel.
Das Ziel dieser Positionierung ist es, mit schnellen Kombinationen durchs Zentrum hinter die letzte Linie des Gegners zu kommen. Dabei eröffnen die Innenverteidiger das Spiel oftmals mit scharfen Flachpässen durch die Mitte. Es soll dabei immer mindestens eine Linie übersprungen werden, der Pass geht also auf die Zehner oder die Stürmer. So wird das Prinzip "Tief-Klatsch-Tief" forciert, also das Spiel mit kurzen Ablagen auf die nachrückenden Mitspieler, die wiederum in die Tiefe spielen.

Chance und Risiko

Dieser Ansatz in Ballbesitz passt gut zur grundsätzlichen Spielphilosophie der Leipziger. Pässe ins Zentrum sind zwar auf den ersten Blick riskant, sind aber durch die engmaschige Staffelung gut abgesichert. Weil immer mindestens eine eigene Linie überspielt wird, können die Spieler hinter dem Passempfänger sich nicht nur für Ablagen, sondern auch für ein sofortiges Gegenpressing positionieren.
Fehlpässe werden also bewusst in Kauf genommen, der Gegner bekommt in diesen Fällen nämlich Druck von allen Seiten. Leipzig wiederum kann diesen kurzen Moment nutzen, um den Gegner im Vorwärtsgang zu erwischen und schnell umzuschalten - gewissermaßen also ein Konterspiel aus dem Ballbesitz heraus.
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Timo Werner und seine Leipzig-Kollegen jubeln

Fotocredit: Eurosport

Doch wie jede Spielweise bietet auch der Leipziger Ansatz Angriffsflächen für den Gegner. Die Pässe ins Zentrum sind so klar in der Philosophie verankert, dass sie oftmals vorhersehbar sind - ein klassischer Fall für eine Pressingfalle. Es ist gut möglich, dass die Gegner bewusst eine Leipziger Option im Zentrum offen lassen, um den ersten Pass des Innenverteidigers noch klarerer zu antizipieren. Wird der Ball dem ausgewählten "Pressingopfer" abgenommen, kann schnell gekontert werden.
In defensiven Umschaltsituationen kann sich nämlich auch die Kehrseite der engmaschigen Staffelung des Champions-League-Teilnehmers zeigen: Im Zentrum gibt es zwar sofort Möglichkeiten zum Gegenpressing, die Außenbahnen sind aber komplett offen - schließlich müssen die Leipziger Außenverteidiger weit aufrücken, um für Breite zu sorgen. Gelingt es dem Gegner also, den ersten Ball aus dem Gegenpressing heraus nach außen oder die hochstehenden Innenverteidiger zu spielen, droht Gefahr. Schalke nutzte dies am ersten Spieltag gleich mehrfach, holte so den Elfmeter zum 1:0 heraus und erzielte ebenfalls nach einem langen Ball hinter die Innenverteidiger das entscheidende 2:0.
Eurosport-Check: Die Floskel, dass das zweite Jahr immer das schwerste sei, wird bei Aufsteigern ja nahezu inflationär verwendet. Leipzig ist angesichts der individuellen Qualität, der finanziellen Möglichkeiten und der außergewöhnlichen Spielphilosophie kein normaler Aufsteiger. Dennoch stehen die Sachsen im zweiten Jahr vor einigen Herausforderungen. Sie haben schon in der Rückrunde gemerkt, dass sie die Gegner nicht ausschließlich durch Pressing und Gegenpressing knacken können.
Viele Teams werden in Zukunft darauf verzichten, das Spiel kontrolliert aufzubauen, sodass hohe Ballgewinne für RB schlichtweg nicht möglich sind - schon heute in Hamburg (ab 20:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) wird es Leipzig mit vielen langen Bällen zu tun bekommen und die meiste Zeit selbst in Ballbesitz sein. Die Kombinationen durchs Zentrum sind dabei Chance und Risiko zugleich. Einerseits gibt es wenige Mannschaften, die in der Mitte so schnell und zielstrebig spielen, andererseits steht Hasenhüttls Team sehr offen, wenn das Gegenpressing nach Ballverlust nicht sofort greift. Der pressingstarke HSV am Freitag und die Defensivspezialisten aus Monaco wenige Tage später in der Königsklasse werden zeigen, wie weit Leipzig mit dem nächsten Schritt wirklich ist.
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