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Taktik-Check zu Werder Bremen - 1. FC Köln: Darum steckt Bremens Spiel in der Sackgasse

Luca Baier

Update 22/10/2017 um 11:29 GMT+2 Uhr

Das Duell zwischen dem 1. FC Köln und Werder Bremen (Sonntag ab 13:30 live im Eurosport Player und im TV auf Eurosport 2 HD Xtra) wird zum Krisengipfel - beide Mannschaften drohen den Anschluss zu verlieren. Vor dem wegweisenden Spiel blickt Eurosport.de im Taktik-Check auf die Probleme der Bremer. Findet Werder wieder seine Balance?

Werder Bremen im Taktik-Check

Fotocredit: Getty Images

Lange Zeit ließ sich der Fußball von Werder Bremen auf "vorne hui, hinten pfui" reduzieren - spektakuläre Offensivaktionen wechselten sich mit Slapstick-Einlagen in der Defensive ab.
Mit dem Amtsantritt von Alexander Nouri schienen diese Zeiten jedoch verschwunden zu sein. In den gut zwölf Monaten als Trainer änderte Nouri seine Herangehensweise nur selten. Aus einem 5-3-2, das in Ballbesitz zu einem 3-5-2 wird, konnte er defensive Probleme beheben und gleichzeitig die offensive Durchschlagskraft bewahren. Nun scheint der Werder-Code allerdings endgültig geknackt zu sein.

Werder und die Grenzen der Manndeckung

Das Bremer Defensivkonzept beruht auf sehr klaren Mannorientierungen. Im 5-3-2 kümmern sich die drei Innenverteidiger um den gegnerischen Mittelstürmer und die einrückenden Flügelspieler, während die Außenverteidiger gegen die gegnerischen Außenverteidiger spielen.
Die drei Bremer Mittelfeldspieler ordnen sich den gegnerischen Sechsern, Achtern oder Zehnern ebenfalls zu, sodass ganz klare Zuständigkeiten vorherrschen.
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Max Kruse fehlt Werder Bremen

Fotocredit: SID

Anfangs verunsicherte diese altmodische Taktik viele Gegner: Die anderen Teams scheuten sich schlichtweg, Pässe auf gedeckte Spieler zu spielen, und schlugen den Ball zu schnell weg. Doch wie jede Taktik hat auch diese mannorientierte Herangehensweise ihre Kehrseite - im Zeitalter der ständigen Analyse wurden Gegenmittel gefunden.
So fällt es den Bremern beispielsweise sehr schwer, auf Gegenbewegungen des Rivalen zu reagieren. Am vergangenen Wochenende lieferte die Gladbacher Offensive einen Anschauungsunterricht, wie man Räume durch ständiges Entgegenkommen aufzieht, in die dann Spieler aus dem Mittelfeld starten können.
Ein weiteres Problem der Manndeckung: Der Gegner kann sich die Bremer zurechtstellen. So lässt sich Werder oft weit nach hinten drücken, sodass praktisch gar keine Möglichkeit auf Pressing und Zugriff besteht.

Bremens fehlende Balance

Die defensiven Probleme haben zudem einen gehörigen Anteil an der Flaute in der Offensive. Weil sie so oft tief in die eigene Hälfte gedrängt werden, sind nach Ballgewinnen die Wege zum gegnerischen Tor weit.
Im Spielaufbau machte sich in jüngster Zeit vor allem das Fehlen von Max Kruse bemerkbar. Der Linksfuß lässt sich immer wieder aus dem Sturmzentrum ins Mittelfeld oder auf die Außenbahn fallen und schafft dort Überzahl.
Dieses Verbinden der Mannschaftsteile fehlt aktuell komplett. Die zentralen Mittefeldspieler, vor allem Philipp Bargfrede und Kapitän Thomas Delaney, stehen im Aufbau zu tief und können den weiteren Angriff dann nicht mehr rechtzeitig unterstützen.
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Thomas Delaney (l.) von Werder Bremen

Fotocredit: Getty Images

Die Außenverteidiger wiederum stehen oft sehr hoch, um für Breite im letzten Drittel zu sorgen. Dabei gehen sie immer wieder bis auf die letzte Linie auf gleiche Höhe mit den eigenen Stürmern. Daraus resultieren regelmäßig problematische Staffelungen: Zwischen den Aufbauspielern und der letzten Linie gibt es wenig bis gar keine Präsenz, die Passwege sind weit, das Passspiel dadurch vorhersehbar.
Dies wiederum sorgt für Probleme in der Defensive: Nach Ballverlusten ist ein Gegenpressing aufgrund der großen Abstände nur schwer umsetzbar, zudem sind die Flügel wegen der hohen Außenverteidiger offen, dort müssen dann oftmals die eher langsamen zentralen Mittelfeldspieler aushelfen.
Eurosport-Check: Das Bremer Spiel steckt aktuell regelrecht in einer Sackgasse. Will Werder defensiv stabil stehen, geht jeglicher Zugriff und damit die offensive Durchschlagskraft verloren. Wählen die Grün-Weißen eine offensivere Herangehensweise, bekommen sie Probleme in der Defensive. Dass diese Balance fehlt, ist bei Bremen jedoch nicht neu. Nouri muss nun dringend Maßnahmen ergreifen, um Offensive und Defensive wieder ins Gleichgewicht zu bringen - nur eines von beiden zu beherrschen, reicht in dieser starken Liga einfach nicht aus.
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