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FC Bayern | Manuel Neuers Nimbus bröckelt: Nur noch ein ganz normaler Torwart

Dirk Adam

Update 07/12/2018 um 18:15 GMT+1 Uhr

Manuel Neuer ist nicht mehr der Alte. Der Keeper des FC Bayern München spielt die schlechteste Saison, seitdem er 2011 vom FC Schalke 04 zum Rekordmeister nach München gewechselt ist. Die Krise des FC Bayern geht einher mit den schwachen Leistungen des Nationalkeepers, das belegen auch die Statistiken. Neuer ist Teil des Problems - nicht nur in München, sondern auch in der Nationalmannschaft.

Manuel Neuer (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Wenn's mal nicht läuft, tun gerade die kleinen, liebevollen Gesten im Leben gut. Wie beim Fantreffen der "Bayernfreunde '95 Unterallgäu" zuletzt in Thannhausen, wo Neuer aufs Herzlichste von seinen Anhängern begrüßt wurde.
Drei Mal schallte es durch den riesigen Veranstaltungsraum, als seine Fans lautstark "Manuel Neuer" riefen. Nach einer netten Fragerunde ("Hättest Du gedacht, dass Du mal so berühmt wirst?") gab es zünftige Blasmusik und jede Menge Autogramme.
Der Bayern-Keeper fühlte sich sichtlich wohl. Am Ende durfte er sogar eine Blaskapelle dirigieren und machte dabei eine gute Figur. Ganz anders, als zuletzt im Bayern-Trikot zwischen den Pfosten, wo er so schlecht wie lange nicht ist.
Trotz leichter Anpassungsprobleme 2011/12 nach seinem Wechsel von Schalke zum Rekordmeister ("kicker"-Durchschnittsnote 3,12) ging's für ihn danach immer nur nach oben. Aber jetzt ist Neuer nicht mehr der Alte - einfach nicht mehr "Neuer-like".

Schwächste Saison seiner Karriere

In dieser Saison parierte er gerade einmal 47,1 Prozent der Bälle, die auf sein Tor kamen - nämlich 16 von 34. Das ist der schlechteste Wert für einen Keeper in der Bundesliga. Noch schlimmer: Er wehrte nur zwei von 15 Großchancen ab (13,3 Prozent).
Man hat fast den Eindruck, dass die gegnerischen Stürmer den Respekt vor Neuer verloren haben. Wenn Neuer in Glanzform gewesen wäre, hätte Dodi Lukebakio beim 3:3 gegen Düsseldorf sicher nicht drei "Buden" gemacht. Ein, zwei Schüsse hätte Neuer zu seinen besten Zeiten wohl gehalten.
Aber diese Zeiten scheinen vorbei. In neun Bundesliga-Spielen hintereinander kassierte Neuer mindestens ein Gegentor und stellte damit einen neuen persönlichen Negativ-Rekord auf. Nie zuvor musste der Nationalkeeper in der Bundesliga in so vielen Spielen in Folge hinter sich greifen.
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Manuel Neuer (l.) und Leon Goretzka

Fotocredit: Getty Images

Das gab es beim FC Bayern zuletzt vor 18 Jahren. Von September bis November 2000 waren es unter Trainer Ottmar Hitzfeld zwölf Spiele in Folge, in denen Bayern nicht zu Null spielte. Beim 2:0 auf Schalke am 22. September 2018 blieb Neuer zum letzten Mal ohne Gegentor.
Neuer selbst spielt 2018/19 statistisch gesehen die schwächste Saison seiner Karriere. Nach 13 Spieltagen liegt seine "kicker"-Durchschnittsnote bei 3,5. Damit ist er schlechter als in seiner Debüt-Saison 2011/12 beim FC Bayern.
Selbst bei den Elfmetern steht Neuer das Glück nicht mehr zur Seite, der in dieser Saison in 13 Spielen nur zwei Mal ohne Gegentor blieb. Von drei Strafstößen des Gegners konnte Neuer keinen parieren.

Von Selbstkritik keine Spur

Dabei galt Neuer lange Zeit als bester Torhüter der Welt. Aber der 32-Jährige scheint seine Leichtigkeit verloren zu haben, seine Fehler auf der Linie häufen sich. Einige vermuten, dass die Formkrise mit Neuers verheiltem linken Fuß zu tun haben könnte.
Im vergangenen Jahr brach er sich zweimal den linken Mittelfuß und fiel insgesamt fast ein ganzes Jahr aus. Danach hat Neuer Stück für Stück an Glanz verloren - nicht nur beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft. Obwohl er bei der WM 2018 nicht zu den schlechtesten deutschen Spielern gehörte, häuften sich auch im DFB-Team die Fehler.
Wie im Oktober 2018 beim desaströsen Nations-League-Spiel gegen die Niederlande (0:3), als Neuer nach einer Ecke von Memphis Depay (30.) unter dem Ball durchtauchte und mit ansehen musste, wie Ryan Babel den Ball gegen die Latte köpfte, bevor Virgil van Dijk nachsetzte und zur 1:0-Führung traf.
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Manuel Neuer (Deutschland) im DFB-Trikot

Fotocredit: Getty Images

In der Bundesliga machte Neuer in den letzten Monaten ebenfalls keine glückliche Figur. Beim 2:1-Sieg in Bremen verschätzte er sich beim Herauslaufen, als Yuya Osako (3:3) per Kopf zum zwischenzeitlichen 1:1 traf.
Neuer meinte nach seinem Fehler:
Man sollte die Situation immer für sich bewerten. Es ist eine Flanke zum Tor, die man relativ einfach verteidigen kann. Wir lassen sie aber zu und ich versuche nah heranzukommen, um mich anköpfen zu lassen. Wenn ich im Tor bleibe, sind es vier Meter, da habe ich es schwer. Ich wurde ja auch angeköpft, aber nicht entscheidend genug.
Damit richtete er klare Worte an seine Teamkollegen. Anstatt diese Aktion selbstkritisch zu bewerten, schob Neuer eine Teilschuld auf seine Vorderleute.
Dabei war Neuer zu Beginn der Bayern-Krise selbst einer der Auslöser des Problems, als die Münchner Ende September nur 1:1 gegen den FC Augsburg spielten. Sowohl er als auch Niklas Süle machten beim späten Ausgleichstreffer von Felix Götze (86.) keine glückliche Figur. Als der Ball nach einer Ecke in den Strafraum kam, ließ ihn Neuer über seine Fingerspitzen rutschen.

Körperlich schwerfälliger auf der Linie

Fehler über Fehler, die zeigen, dass sich Neuer längst nicht mehr auf der Höhe der vergangenen Jahre befindet. Nach seinem Wechsel von Schalke durchlebt er gerade seine schwierigste Phase beim Rekordmeister.
Neuer beteuert zwar, dass er einhundert Prozent fit ist. Aber die Zeiten scheinen vorbei, in denen er blitzartig in jede Ecke abtauchte, seine Mitspieler punktgenau anspielte und auf der Linie unbezwingbar war.
Sein Nimbus bröckelt. Aufgrund seiner schlechten statistischen Werte ist Neuer momentan nur noch ein durchschnittlicher Schlussmann, vor dem sich die Gegner nicht mehr zu fürchten scheinen.
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Dodi Lukebakio trifft gegen Manuel Neuer

Fotocredit: Imago

Ex-Nationalkeeper Bodo Illgner erklärte in der "Welt":
Sicherlich ist es im Moment keine einfache Situation für Neuer. Der Verein läuft nicht ganz rund, die Nationalmannschaft läuft nicht rund – und leider hat er dann auch nicht die überragende Form, die man von ihm gewohnt ist. Er sieht eigentlich im Moment aus wie ein normaler Torwart.
Neuer selber kontert, will von Problemen nach seiner Verletzung nichts wissen: "Ich habe keine Probleme. Ich fühle mich gut, auch was meinen Fuß betrifft. Ich bin in guter Form", so Neuer.
Aber leider drängt sich der Eindruck auf, dass Neuer körperlich schwerfälliger wirkt und nicht mehr die notwendige Beherztheit auf der Linie besitzt, die den viermaligen Welttorhüter (2013, 2014, 2015, 2016) einstmals auszeichnete.
Den Fitnesstest am Dienstag an der Säbener Straße absolvierte Neuer nach Berichten der "Bild"-Zeitung jedenfalls ohne Probleme, obwohl sein rechter Ellenbogen sowie der rechte Daumen bandagiert waren.
Einem Einsatz am Samstag gegen Nürnberg sollte aber nichts entgegenstehen. Beim Derby in der Allianz Arena gilt es, den Negativtrend der vergangenen Monate zu durchbrechen.
Zwar lieben ihn alle Bayern-Fans, selbst wenn Neuer in einer Krise steckt. Aber für das eigene Wohlbefinden zwischen den Pfosten wäre eine Rückkehr zu alter Stärke sicher von Nutzen, damit Neuer wieder der Alte wird.
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