Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

90 Minuten mit Pep Guardiola

Sven Busch

Publiziert 06/05/2015 um 23:48 GMT+2 Uhr

Bei der Rückkehr zu seinem Herzensklub FC Barcelona drehte sich alles um Pep Guardiola. Die Barca-Stars zollten ihm viel Respekt, die spanischen Blätter waren voll mit Elogen über den immer noch verehrten Ex-Trainer, aber der Bayern-Coach zeigte sich unbeeindruckt. Guardiola war in der Heimat, um einen Job zu erledigen. Nur Barca hatte beim 3:0 etwas dagegen.

Umarmung von Pep Guardiola mit Luis Enrique

Fotocredit: Imago

Sogar den Gang ins Stadion schien Pep Guardiola bei seiner Reise in die Vergangenheit in Gedanken durchgespielt zu haben. Bloß keine Überraschungen erleben. Der Perfektionist mag keine Überraschungen – auch bei solchen Dingen nicht.
Erst drei Minuten vor Spielbeginn kam er aus der Kabine und setzte sich auf die Bank. Es gab keine Begrüßung durch den Stadionsprecher, keinen Jubelorkan von den Barca-Fans, die ihn jahrelang wie einen Gott verehrten. Dem Trainer des deutschen Rekordmeisters war's recht. Je weniger Aufmerksamkeit, desto besser.
Guardiola stand noch einmal kurz auf und umarmte Barcelonas Coach Luis Enrique, mit dem er zusammen die Trainerlizenz gemacht hatte.
Superstar Messi überwindet Neuer
Unmittelbar vor dem Anpfiff bauten sich mehr als 50 Photographen vor der Bayern-Bank auf und hielten jede Bewegung des 44-Jährigen fest. Routiniert ließ Guardiola die Belagerung über sich ergehen, bis der vierte Offizielle die Medienvertreter wegschickte. Das nervenzehrende Vorgeplänkel war überstanden. Endlich konnte es losgehen und der Stratege sich auf seinen Job konzentrieren.
Guardiola sei nervöser als früher, stellten die spanischen Medien fest. Er wirble noch mehr an der Seitenlinie herum als während seiner Zeit bei Barca. Und Guardiola fuchtelte, ruderte, gestikulierte, motivierte, korrigierte und coachte genauso intensiv am äußersten Rand der Coaching Zone wie er es in der Bundesliga macht. Erst nach 20 Minuten setzte er sich das erste Mal hin. Guardiola war in seinem Element. Viele Aufreger musste er bis zur Schlussviertelstunde nicht überstehen. Bei den drei vergebenen Hochkarätern der Katalanen strich er sich erleichtert über die Glatze.
Dann kam die 77. Minute und der erste große Auftritt des Argentiniers Lionel Messi, der den überragenden Bayern-Keeper mit einem Schuss von der Strafraumgrenze aus überwand. Guardiola winkte sofort Mario Götze zu sich und brachte ihn für Thomas Müller. Drei Minuten später der zweite Geniestreich von Messi – 2:0 für Barca. Guardiola schüttelte den Kopf – auch das noch. Nach dem 3:0 durch Neymar verschränkte er die Arme und ging konsterniert zurück auf die Bank. Die Begegnung war gelaufen. Er wusste, nur ein Wunder kann das Aus seines Team jetzt noch verhindern. Fair gratulierte er seinem Kumpel Enrique und wirkte dabei fast so, als ob er sich zurücksehnte zu den Momenten vor der Partie.
Barcelonistas werden ihn immer lieben
80 Minuten vor dem Anpfiff kamen die Bayern im Stadion an. Guardiola verließ den Mannschaftsbus als Erster. Mit einem Lächeln schlenderte er in den Kabinentrakt, das Sakko lässig über die Schulter geworfen. Mehrere Hundert Mal war er als Spieler und Trainer genau diesen Weg schon gegangen, aber zum ersten Mal musste er in die Gästekabine.
Das Wiedersehen mit seinem langjährigen Arbeitgeber war mehr als ein Spiel für ihn. Die Barcelonistas werden ihn ewig lieben für die 14 Titel, die er in seiner Zeit als Barca-Coach von 2008 bis 2012 gewann. Guardiola hat auch noch eine Wohnung im Luxusviertel Bonanova und eine Dauerkarte fürs Camp Nou.
"Das ist natürlich nicht ein ganz normales Spiel für mich, aber wenn ich arbeite, konzentriere ich mich auf meine Arbeit, und das versuche ich auch meinen Spielern weiterzugeben", sagte der Star-Trainer der Münchner auf der Abschlusspressekonferenz. "Ich kann ihnen versichern, ich habe mich kein einziges Mal ablenken lassen." Typisch Guardiola. Der Detail-Fanatiker überlässt nichts dem Zufall und scheint selbst seine eigenen Gefühle kontrollieren zu wollen. Der Stratege mag keine Zufälle. Nur den genialen Messi kann auch er nicht kontrollieren.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung