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Antoine Griezmann exklusiv über Atlético Madrid, Diego Simeone, die EM und den Ballon d'Or

Martin Mosnier

Update 19/10/2016 um 14:06 GMT+2 Uhr

Eurosport hat Atlético-Star Antoine Griezmann exklusiv in Madrid getroffen. Ausführlich konnten wir mit dem Franzosen über den Ballon d'Or und Vergleiche mit Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sprechen und ihn zu seiner Rolle in der Nationalelf und bei Atlético Marid befragen. Zudem verrät er seine Einschätzung über den Einfluss von Trainer Diego Simeone und Journalisten-Kritik auf sein Spiel.

Antoine Griezmann - Atlético Madrid

Fotocredit: AFP

Sehen Sie sich inzwischen auf dem Niveau von Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo?
Antoine Griezmann: Nein. Um mich dort einzureihen fehlen mir Titel. Ich versuche im Verein wie in der Nationalmannschaft, mit meinem Team so weit wie möglich zu kommen. Mein Ziel ist es, besser zu sein als im Jahr zuvor. Da bin ich auf einem guten Weg. Zum ersten Mal in meiner Laufbahn habe ich schon im September sechs Tore gemacht, sonst waren es ein oder zwei Treffer. Ich hoffe, es geht so weiter.
Ist es nicht ein Hindernis für Ihren Aufstieg nach ganz oben, dass Atlético medial weniger im Fokus steht als der FC Barcelona oder Real Madrid?
Griezmann: Über Barca und Real wird mehr gesprochen - aber mich interessiert, was auf dem Platz passiert. Und da sind wir jedes Jahr echte Rivalen für sie. In der letzten Saison standen wir am 36. Spieltag punktgleich mit Barcelona ganz oben, außerdem waren wir im Finale der Champions League. Der Name des Vereins interessiert mich nicht.
Sportlich ist Atlético auf dem Niveau von Barca und Real, aber medial ist der Unterschied enorm...
Griezmann: Über uns wird auch deshalb wenig gesprochen, weil unser Spielstil die Leute nicht begeistert oder man Lust hat, ein Spiel von uns im Fernsehen zu schauen. Denn was die Ergebnisse angeht, sind wir top.
Ihr Trainer Diego Simeone hat gesagt, Sie seien dazu bestimmt, um auf einer Stufe mit Messi und Ronaldo zu stehen: Was bedeutet das für Sie?
Griezmann: Das macht mich sehr stolz. Man will sich sofort im nächsten Spiel für ihn zerreißen. Mich motiviert das. Ich bin glücklich, dass mein Coach das denkt.
Welchen Anteil hat Simeone an Ihrem Durchbruch auf höchstem Niveau in den letzten beiden Jahren?
Griezmann: Er spielt eine sehr große Rolle. Er hat mir eine neue Rolle im Zentrum gegeben und ich habe mich verbessert, auch körperlich. Ich laufe mehr, arbeite mehr nach hinten. Mir macht es inzwischen richtig Spaß, in der eigenen Hälfte defensive Aufgaben zu übernehmen - was ich früher nie machen wollte. Und das hindert mich nicht daran, noch öfter zu treffen. Er hat mich komplett zu einem neuen Spieler gemacht. Mit ihm lerne ich jeden Tag dazu, ob es nun um Taktik oder Technik geht.
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Antoine Griezmann und Diego Simeone - Atlético Madrid

Fotocredit: Eurosport

Fänden Sie es ungerecht, wenn Sie dieses Jahr nicht zu den Finalisten um den Ballon d'Or gehören würden?
Griezmann: Es sind die Journalisten, die abstimmen. Ich gehe nicht abends ins Bett und denke an den Ballon d'Or. Ich versuche einfach nur, mein Bestes zu geben und so viele Tore wie möglich zu machen.
Bei der WM 2014 mussten Ihre Teamkollegen Sie nach dem Aus gegen Deutschland trösten, als Sie weinend auf dem Rasen des Maracana standen. In diesem Sommer waren Sie es, der nach dem verlorenen EM-Finale die Mannschaftskameraden aufzurichten versuchte - in nur zwei Jahren sind Sie unglaublich gereift...
Griezmann: Brasilien war mein erstes Turnier, meine ersten Länderspiele. Alles war neu und wir waren eine unglaubliche Truppe. Ein solches Abenteuer in einem fernen Land, das schweißt zusammen. Dieses Viertelfinale war eine riesige Enttäuschung. Vor dem Spiel hatte man uns gewarnt, auf die ruhenden Bälle aufzupassen, aber wir kassieren das Tor nach einem Freistoß. Wir waren sehr traurig.
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Hugo Lloris und Antoine Griezmann nach dem WM-Aus 2014

Fotocredit: AFP

Bei der EM wollte ich unbedingt die Jungs vom Rasen hochziehen und zuschauen, wie die Portugiesen den Pokal in die Luft stemmen. Da war ich viel klarer im Kopf und habe mir gesagt: "Den nächsten hole ich".
Was hat sich bei Ihnen in diesen zwei Jahren verändert?
Griezmann: Ich wollte einfach nur die anderen trösten, ein anders Beispiel geben. Für mich war wichtig, meinen Teamkollegen zu zeigen, dass es nicht vorbei ist. Ich bin mir sicher, dass wir auch eine Trophäe gewinnen werden.
Nach der Finalniederlage haben Sie gesagt, der Ballon d'Or 2016 sei außer Reichweite. Gilt das jetzt auch noch, nachdem Sie so stark in die neue Saison gestartet sind?
Griezmann: An jenem Abend haben mich viele auf Auszeichnungen für einen Einzelspieler angesprochen - aber ich hatte gerade die EM verloren! Ich war traurig, am Boden. Ich dachte weder an den Ballon d'Or noch an den Titel des Torschützenkönigs der EURO. Jetzt müssen wir sehen, was passiert. Ich spiele stark, ich mache Tore - also warten wir mal ab.
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Antoine Griezmann im französischen Nationaltrikot

Fotocredit: AFP

Noch Ende 2015 wurde viel darüber diskutiert, welche Rolle Sie in den Nationalelf spielen sollten. Viele fragten sich, ob Sie nicht als Joker am effizientesten wären. Haben Sie diese Kritiken angestachelt?
Griezmann: Nein - aber es war komisch. Wenn ich in der Startelf stand, habe ich nicht getroffen - und wenn ich für 20 Minuten eingewechselt wurde, hat es geklappt. Da haben sich die Journalisten Fragen gestellt. Und wenn man meine Meinung dazu hören wollte, konnte ich nichts sagen - denn es stimmt ja. Aber der Trainer hat mir weiter vertraut und meine Teamkollegen auch. Ich selber hatte auch Vertrauen in mich und meine Arbeit.
Haben Sie die starken Auftritte bei der EM von einer Last bei den "Bleus" befreit?
Griezmann: Dank der EURO spricht man mehr von mir, achtet stärker auf meine Leistungen, meine Statistiken. Ich habe nicht mehr Druck oder eine gewichtigere Rolle im Team. Es kommt darauf an, Spaß zu haben - das ist wichtig.
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