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FC Bayern München - PSV Eindhoven: Bayern-Sieg mit deutlich mehr Pep

Florian Bogner

Update 20/10/2016 um 12:36 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München zeigt beim 4:1 über PSV Eindhoven in der Champions League alte Tugenden mit starken Passrekorden - aber auch 20 zittrige Minuten. Trainer Carlo Ancelotti und die Mannschaft beweisen, dass sie die Kritik des Vorstandsbosses annehmen und liefern die gewünschte "öffentliche Reaktion". Auch wenn es noch ein paar Baustellen gibt.

Champions League: FC Bayern - Jubel bei Thomas Müller, Joshua Kimmich, David Alaba

Fotocredit: Imago

Vom FC Bayern berichtet Florian Bogner
Am Mittwochabend drängten sich schon ein paar mehr Fotografen im mit rotem Absperrband begrenzten Karree vor der Bayern-Bank, um Carlo Ancelotti unmittelbar vor Spielbeginn zu fotografieren.
Schließlich war jetzt er gefragt, nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden. “Das war nicht der FC Bayern”, hatte Karl-Heinz Rummenigge nach dem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt gerügt und damit indirekt auch Ancelotti öffentlich kritisiert.
Am Mittwoch präzisierte Rummenigge vor dem Champions-League-Spiel gegen PSV Eindhoven noch mal, was er gemeint hatte:
Der Trainer ist ein wunderbarer Mensch und ein guter und erfahrener Trainer, aber irgendwann muss man auch den Finger in die Wunde legen.
Ein erstaunliches Zitat nach gerade mal elf Pflichtspielen, von denen besagter Trainer auch noch die ersten acht gewonnen hat.

Verbessertes Gegenpressing

Ob er den Finger in die Wunde gelegt hatte? Immerhin hatte er das Team vor dem Spiel ins Hotel beordert, was er “vor wichtigen Spielen” immer tun werde, wie er sagte. Ein Signal.
Und die Bayern gewannen dieses erste, wichtige Spiel der Ära Ancelotti schließlich mit 4:1, sie förderten dabei auch wieder reichlich dieser ominösen “Einstellung” zutage, die Vorstand, Trainer und Mannschaft gleichermaßen vermisst hatten, bei den jüngsten Unentschieden in der Liga gegen Köln (1:1) und in Frankfurt (2:2).
Augenscheinlich war vor allem das verbesserte Pressing und Gegenpressing, die insgesamt höhere Positionierung aller Bayern in der ersten halben Stunde gegen naive Niederländer und die damit verbundenen Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte.

Gute Bayern…

Das und das verbesserte Kombinationsspiel erinnerten zeitweise an Guardiolasche Tage. Das Bayern-Spiel hatte deutlich mehr Pep. Außer den Angreifern Thomas Müller und Robert Lewandowski brachten sogar alle Bayern der Startelf mindestens 94 Prozent der Pässe zum Mitspieler – ein überragender Wert.
Mit insgesamt 96 Prozent erfolgreicher Zuspiele lieferten die Bayern einen Saisonrekord in der Champions League ab; 787 Pässe insgesamt toppten ebenfalls alles, was die Königsklasse diese Spielzeit zutage gefördert hat. Kurz: "Es hat wieder Spaß gemacht", wie Müller sagte.
Dazu kamen aber auch die von Ancelotti gewollten vertikalen Elemente; bei 1:0, 2:0 und 4:1 fanden die Bayern mit einem gezielten, schnellen Pässen freien Raum hinter der PSV-Abwehr.
Kurz: "Das war die Reaktion, die ich erwartet habe", sagte Ancelotti, der die schnellen Treffer von Thomas Müller (13.) und Joshua Kimmich (21.) an der Seitenlinie recht cool zur Kenntnis genommen hatte.
Mit weinroter Winterjacke über dem Anzug, den Kragen im Regen hoch in den Nacken gezogen, die Hände in den Hosentaschen, stand er meist da und griff sehr wenig ein, was in der ersten halben Stunde auch nicht nötig war, als sich die Bayern nicht weniger als elf gute Chancen erspielten.

…böse Bayern

Dann aber kam es erneut zu einem kleinen Bruch im Spiel. Gegen Frankfurt habe man 45 Minuten geschlafen, hatte Ancelotti gesagt. Und diesmal? "20 Minuten. 70 Minuten waren gut, aber nach einer halben Stunde sind wir nachlässig geworden."
In dieser Phase habe man "nicht gut gestanden", sagte Arjen Robben, man habe "wieder einen Gang zurückgeschalten und PSV schnuppern lassen", monierte Manuel Neuer. Tatsächlich spielte Bayern ab der 35. Minute für rund 20 Minuten wieder ohne den nötigen Gegnerdruck und offenbarte erneut, dass das Defensivkonstrukt dann immer noch sehr anfällig ist.
"Wir haben uns selbst in die Bredouille gebracht", sagte Mats Hummels:
Trotz 2:0-Führung standen wir sehr hoch, haben sehr riskant durch das Zentrum gespielt und den Ball verloren. Dann hat’s ein paar Mal gebrannt.
Als sie nach Ballverlusten nicht mehr sofort nachgingen, entblößte der Gegner Räume hinter den hoch spielenden Außenverteidigern.
Wie beim 1:2: Mit 25 Pässen in Folge lullte sich der FC Bayern selbst ein wenig ein, nach einem leichten Abspielfehler am gegnerischen Strafraum jedoch schaltete Eindhoven blitzschnell um und kam durch Luciano Narsingh (41.) zum Torerfolg.

FC Bayern zeigt "öffentliche Reaktion"

Und hätte nicht Luuk de Jong zu Beginn der zweiten Halbzeit zu hoch geköpft, vielleicht wären die Bayern wieder ins Wanken geraten.
So aber schlug mit dem 3:1-Abstauber von Robert Lewandowski (59.) nach einer Einzelaktion von Robben das Pendel Richtung Bayern aus, der Niederländer machte gegen seine Ex-Klub später sogar noch in seinem 91. Champions-League-Spiel sein allererstes Kopfballtor (84.).
Die Bayern zeigten so die von Rummenigge erwünschte "öffentliche Reaktion" auf eine Krise, die eigentlich keine war; und Ancelotti, dass er weiter mit dem nötigen Ernst und Nachdruck dran ist, der Mannschaft seine Idee vom Fußball näherzubringen, unabhängig von der nötigen “Einstellung”. Auch wenn das noch nicht für 90 Minuten anzubieten ist.
Wie sagte Ancelotti als Fazit? "Das Spiel gegen Frankfurt war eine gute Lektion für uns. Wir haben gut gespielt, müssen aber in den nächsten Spielen unser Bestes geben, um gegen Atlético um den ersten Platz zu spielen."
Denn bei Bayern zählen nur noch erste Plätze. Das weiß Ancelotti spätestens jetzt.
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