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FC Bayern - Top-Start für Jupp Heynckes: Triumph der kleinen Dinge

Florian Bogner

Update 19/10/2017 um 16:57 GMT+2 Uhr

Jupp Heynckes feiert mit dem 3:0 (2:0) über Celtic Glasgow auch ein makelloses Champions-League-Comeback beim FC Bayern München und zeigt, wie schnell kleine Dinge fruchten. Zu viel Euphorie will der nun älteste Coach der "Königsklassen"-Geschichte aber nicht verbreiten; um seine Vorstellungen vollkommen umzusetzen, fehlt ihm schlichtweg die Zeit - und die Wochen der Wahrheit stehen vor der Tür.

Mats Hummels (FC Bayern München vs. FC Celtic)

Fotocredit: Getty Images

Vom FC Bayern berichtet Florian Bogner
Es gibt so Dinge, die werden nie alt.
Kopfballpendel zum Beispiel, eins der Lieblingsinstrumente von Hermann "Tiger" Gerland, dem neuen, alten Assistenten von Jupp Heynckes beim FC Bayern München. Am Mittwochabend fand es wieder mal Erwähnung, nach zwei Kopfballtoren und einem weiteren durch einen solchen Kopfstoß eingeleiteten Treffer gegen Celtic Glasgow.
Joshua Kimmich gelang dabei das schönste Tor: Aus elf Metern köpfte er zum 2:0 gegen die Laufrichtung des Torwarts ein (29.), der Ball beschrieb dabei einen hübschen Bogen, eher er sich ins linke Eck senkte.
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Joshua Kimmich köpft ein

Fotocredit: Getty Images

"Der Tiger sagt immer: ’Köpfe ihn dahin, wo er herkommt’", lobte Kimmich Gerlands simple wie einleuchtende Einflussnahme. Und überhaupt, das Pendel:
Ich habe vorher noch zu ihm gesagt, wir müssten mal wieder ans Kopfballpendel gehen.
Waren sie offenbar noch gar nicht, es war ja auch nicht viel Zeit. Und doch: 5:0 gegen Freiburg, 3:0 gegen Celtic - der perfekte Einstand für Heynckes war, so hoben es alle Beteiligten am Mittwochabend hervor, vor allem ein Triumph der kleinen Dinge.

FC Bayern: Bald kommen die dicken Brocken

Spieler wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic lobten unisono die Detailtreue der neuen alten Führung, das Beharren auf Konzentration und Disziplin, die Fähigkeit, die Mannschaft auf ihre Stärken zu besinnen.
"Es steckt alles im Kopf", sagte Robert Lewandowski und meinte nicht die Kopfbälle:
Wir haben sicher nicht vergessen, wie man Fußball spielt. Aber manchmal braucht eine Mannschaft ein Reset, um wieder gut zu spielen.
Er habe bisher eben nur "kleine Trainingsreize" setzen können, entschuldigte sich Heynckes fast, zählte aber sogleich auf, was alles noch verbessert werden müsse: "Im taktischen Bereich, im Positionsspiel, im technischen Bereich, Angriffsschemen."
Viel Zeit ist dafür auch die nächsten Wochen nicht; letztlich waren Freiburg und Celtic zuhause nur ein kommodes Vorprogramm im Vergleich zu dem, was folgt: zwei weitere englische Wochen mit fünf Spielen, vier davon auswärts, drei gegen die anderen deutschen Großkaliber Leipzig (2x) und Dortmund. "Danach wissen wir, wo wir stehen", sagte Kimmich.

Heynckes relativiert - und streichelt Egos

Es bleibt also erst mal bei den kleinen Schritten für Heynckes; was ihn wurmt, es sei schließlich noch "viel Arbeit" und "einiges zu verändern. Wir müssen uns sicher noch sehr verbessern", sagte er, schließlich habe sein Team "hintenraus zu viel zugelassen".
Und damit keine Missverständnisse aufkommen, wie es um den FC Bayern seiner Meinung nach bestellt ist, schob er nach:
Es gibt im Moment andere Mannschaften, die in Europa führend sind, und die sicher auch weiter sind als wir.
So nutzt Heynckes weiter jede Gelegenheit, an allen möglichen Schräubchen zu drehen. Wenn nötig auch nur verbal. Wie beiläufig streichelte er am Mittwochabend das Ego des diesmal torlosen Lewandowski ("ein wirklich tolles Spiel!") sowie des - O-Ton: "überragenden" - Sven Ulreich im Bayern-Tor, dem die Schotten in den Schlussminuten ganz gastfreundlich dreimal die Chance gaben, sich auszuzeichnen.

Heynckes: Und schon wieder ein Rekord

Was nicht für alle galt; gegen Celtic setzte Heynckes auf nahezu dieselbe Elf wie gegen Freiburg, ersetzte nur den verletzten Javi Martínez durch Sebastian Rudy. Kaliber wie Rekordtransfer Corentin Tolisso, Arturo Vidal oder James Rodríguez saßen nur auf der Bank, was Heynckes moderieren muss.
Die, die spielen, finden ihn natürlich gut. "Er hat ein sehr gutes Fingerspitzengefühl, eine klare und deutliche Ansprache und gibt jedem Spieler das Gefühl, dass er wichtig ist. Die Mannschaft folgt ihm", berichtete Jérôme Boateng.
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Jupp Heynckes jubelt beim FC Bayern

Fotocredit: SID

Die Ersatzspieler schwiegen; doch Heynckes ist schlau genug, diese nicht außen vor zu lassen:
Ich habe mit den Spielern, die nicht gespielt haben, mehr gesprochen als mit den anderen. Sie wissen, dass sie ihre Spiele bekommen. Wir haben ein riesiges Programm vor uns.
Mit einem Coach im Rentenalter, der im Übrigen 1607 Tage nach der rauschenden Nacht von Wembley 2013 sein Comeback in der Champions League gab. Ältester Trainer der Champions League darf sich der jüngste 72-Jährige der europäischen Fußball-Geschichte nun nennen.

Robben: "Er ist frisch, er ist fit"

Es ist schon beeindruckend: Raymond Goethals (71 Jahre bei seinem letzten Champions-League-Spiel), Sir Alex Ferguson (71), Guus Hiddink (69), Arsène Wenger (66), Louis van Gaal (64), Claudio Ranieri (64) - alterstechnisch hat Heynckes sie jetzt alle überholt.
Wobei: "Alter ist nur eine Zahl", sagte Arjen Robben, 33, und lobte den juvenilen Coach: "Er ist frisch, er ist fit."
So sah’s gegen Celtic auch aus: agil an der Seitenlinie, Robben wie Heynckes; einem Springteufel gleich kam der Trainer ein paar Mal aus seiner Box namens Trainerbank geschossen. Hüfte, Knie, funktioniert alles noch. Der Kopf sowieso.
Herrlich auch, wie Heynckes, der Ex-Stürmer, die Kopfbälle von Kimmich zum 2:0 und Mats Hummels zum 3:0 auf der Bank unbewusst mit einnickte.
Es gibt offensichtlich auch Trainer, die nie alt werden.
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