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FC Bayern: Guardiola hebt Lahm auf ein Niveau mit Beckenbauer, Müller, Hoeneß, Rummenigge

Johannes Mittermeier

Update 23/05/2016 um 09:07 GMT+2 Uhr

Pep Guardiola verlässt den FC Bayern München und wird so einiges vermissen. Zuallererst seine Spieler. Und, als weitere Abstufung: Philipp Lahm, den "richtigen Bayern-Kapitän". Startrainer und Weltmeister verbindet eine gegenseitige Zuneigung, seit Peps Beginn 2013. Zum Guardiola-Abschied wird Lahm in den elitären Zirkel der Bayern-Legenden gehoben. Nur eine Sache wundert Guardiola nach wie vor.

Drei Jahre, sieben Titel: Pep Guardiola und Philipp Lahm beim FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Kein schmachtvoll gesäuseltes Adiós, auch kein zünftiges Servus. Aber immerhin drückte Pep Guardiola seine Fassade so weit ein, dass er mit Mikrofon auf der Balustrade tänzelte und einen Wechselgesang anstimmte. "Mia san…", rief er von oben herab, und solche Gelegenheiten wissen bierselige Fußballfans zu ergreifen. Antwort: "Mia!" Das gefiel Guardiola, er gluckste und setzte erneut an: "Mia san…" Und das Plenum: "Mia!" So ging das dann vier- bis siebenmal. Schön war's, richtig volksnah.
Ganz zum Schluss hat Guardiola das Leitmotiv des FC Bayern München also doch noch verinnerlicht. Mia san mia. Bedeutet sinngemäß: Uns kann keiner was. Einen Tag nach seiner Schlusspointe in Diensten des Rekordmeisters, beim Sonnenbaden auf dem Marienplatz, verabschiedete sich der Trainer mit dem Double und wohligen Worten.
Stolz präsentierte der Klub den gegen Borussia Dortmund errungenen DFB-Pokal, eine Woche nach der Meisterschaft. Es waren Guardiolas sechster und siebter Titel mit Bayern. Insgesamt hat sich der Katalane in sieben Jahren als Coach fast surreale 21 Titel zu Eigen gemacht. "Glück gehabt", lächelt er, "ich habe Bayern und Barcelona trainiert. Diese Vereine haben Spieler, die dem Trainer helfen, seinen Job zu machen - das ist der Grund."

Warum Guardiola den DFB-Pokal entgegennehmen durfte

Am Abend zuvor, in Berlin, hatte Guardiola seiner künftigen Ex nur das Beste gewünscht. "Bayern München ist in guten Händen mit diesen Spielern", meinte er und beeilte sich zu betonen, wie sehr er die Profis "vermissen" werde. Es muss nicht allzu abenteuerlich gedeutet werden, um zu behaupten: besonders einen.
"Am Ende gehst du nach Hause und schaust nicht auf die Titel, sondern auf das, was du erlebt hast", berichtet Guardiola.
Was ich hier erlebt habe, ist ein sehr persönliches Verhältnis mit Philipp. Er hat mir sehr geholfen. Er ist der erste Rechtsverteidiger, den ich gesehen habe, der das Spiel von seiner Position dominiert.
Jaja, der Pep und der Philipp, Nachname Lahm, das sind zwei, die sich mögen. Im Pokalfinale spielte der Münchner Kapitän erneut ohne Makel, wie Guardiola konstatierte. "Fürs Lehrbuch" sei Lahms 54. Cup-Partie gewesen, diese Anzahl toppt übrigens kein Aktiver. Mit dem sechsten Sieg verkürzte der 32-Jährige zudem auf Bastian Schweinsteiger, der den Pokal siebenmal abräumte. Lahm hört 2018 auf, zwei Chancen hat er noch, um den heutigen Akteur von Manchester United zu überbieten.
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Pep Guardiola stemmt den DFB-Pokal in die Höhe

Fotocredit: AFP

Das Privileg, die 2016er Trophäe entgegenzunehmen, überließ er spontan seinem Mentor; es war Guardiola, der zuerst die Hände am Pott hatte. "Als wir da standen, dachte ich mir, dass das gut passen würde", erklärte Lahm. "Er hat viel geleistet. Wer kann von sich behaupten, dass er in drei Jahren dreimal Meister geworden ist, zweimal das Double gewonnen hat und immer im Halbfinale der Champions League war? Da hat er sich den Pokal verdient."

Lahm, nie Fußballer des Jahres: "Verstehe ich nicht"

Guardiola, der ewig distanziert-kontrollierte Fußball-Nerd, wurde in der Vergangenheit immer dann weich, wenn er über Lahm referieren durfte. So auch diesmal. "Ich danke Philipp für diesen Moment", sagte er über den "richtigen Kapitän des FC Bayern", und einmal in Fahrt, tätschelte er ihm verbal das Seelchen.
Philipp wird für mich immer etwas Besonderes bleiben. Dieser Verein hat Legenden wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß, Kalle Rummenigge. Auf diesem Niveau ist Philipp Lahm.
Schon kurz nach seiner Ankunft 2013 bewertete er den späteren Weltmeister als "intelligentesten Spieler", den er je trainiert habe. Im Verlauf der Bayern-Jahre extrahierte Pep die technischen, strategischen, kognitiven Fähigkeiten Lahms, als rechter Verteidiger, defensiver Mittelfeldspieler oder Hybrid aus beidem.
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Pep Guardiola und Philipp Lahm

Fotocredit: SID

"Ich habe noch nie ein schlechtes Spiel von ihm gesehen und verstehe nicht, warum er noch nicht Deutschlands Fußballer des Jahres war", wundert sich Guardiola. Zweimal wurde Lahm für die Auszeichnung nominiert, das ist erstens verblüffend selten und zweitens verblüffend lange her: Zweiter 2004, Dritter 2006.
An dieser Mission ist selbst Guardiola gescheitert. Kleiner Scherz.
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