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Hertha - Dortmund: Der BVB kann im DFB-Pokal die dritte Titelchanche verspielen

Marc Hlusiak

Update 20/04/2016 um 19:28 GMT+2 Uhr

Innerhalb von fünf Tagen verspielte Borussia Dortmund zwei von drei möglichen Titeln. Das 2:2 beim Erzrivalen Schalke 04 beendete endgültig die Hoffnung, den FC Bayern in der Bundesliga noch abzufangen und das Drama in Liverpool ließ den Traum vom ersten Europa-League-Titel zerplatzen. Nun geht es im Pokal-Halbfinale gegen Hertha BSC – eine letzte Chance, die der angeschlagene BVB nutzen muss.

Marco Reus (Dortmund)

Fotocredit: Eurosport

Die Stimmung im Lager der Schwarz-Gelben war schon mal besser. Im letzten Heimspiel gegen den Hamburger SV war die Enttäuschung nach der bitteren Europa-League-Pleite gegen den FC Liverpool jedem einzelnen Zuschauer anzumerken. Das vor jedem Spiel inbrünstig gesungene "You'll never walk alone" ging schwer von den Lippen und auch bei der sonst mit aller Kraft gebrüllten Mannschaftsaufstellung hielt sich die Süd-Tribüne zaghaft zurück.
Zeit für Trauer und Selbstmitleid bleibt dem BVB jedoch nicht, denn: der DFB-Pokal wartet. Im Halbfinale bei Hertha BSC geht es auf den ersten Blick nur um den Einzug ins Endspiel. Bei genauerem Betrachten jedoch um deutlich mehr.

"Vizekusen" Dortmund?

Die komplette Saison - eine punktmäßig außerordentlich gute - steht auf dem Spiel. Bei einem Ausscheiden würde das Premieren-Jahr von Thomas Tuchel als enttäuschendes, nur phasenweise gutes Jahr in die Annalen eingehen. Überwiegen würden die Gefühle der Niederlage und des Versagens. Das Gefühl, in den entscheidenden Spielen eben nicht da gewesen zu sein, den Killerinstinkt nicht zu besitzen. Auf die eine oder andere Weise wäre die Saison vergleichbar mit der von Bayer Leverkusen im Jahr 2002. Damals wurde die "Werkself" Vize-Meister, verlor Pokal- und Champions-League-Finale. Doch nicht nur da drückt der Schuh.

Es droht der Ausverkauf

Beim BVB laufen die Verträge gleich mehrerer Leistungsträger aus, für deren Verbleib es Argumente zu sammeln gilt. Mats Hummels, Henrich Mchitarjan und auch Ilkay Gündogan stehen bis Sommer 2017 unter Vertrag. Die Spieler befinden sich in der Blütezeit ihrer Karriere und wollen Pokale gewinnen - das ist bei aller mannschaftlichen Geschlossenheit und Harmonie auch in Dortmund nicht anders. Die bittere Enttäuschung von drei verspielten Titeln und die Erkenntnis, dass es dem BVB an Abgeklärtheit und Routine fehlen könnte, wäre ein klares Argument gegen einen Verbleib in Dortmund.
Und wie es so oft ist: geht der eine, überlegt ein anderer. Spieler wie Marco Reus oder Pierre-Emerick Aubameyang würden sicherlich ins Grübeln kommen, sollten Gündogan, Hummels und Co. den BVB verlassen. An Interessenten würde es nicht mangeln.

Rückschläge recyceln

Für Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Thomas Tuchel geht es darum, die jüngsten Rückschläge in Wut und Entschlossenheit umzuwandeln. Das könnte nicht nur diese Saison retten, sondern auch einen Ausverkauf vor der nächsten verhindern.
Der Sieg in der Liga gegen "Angstgegner" HSV war ein Anfang und eine wichtige Reaktion, muss jedoch richtig eingeschätzt werden. Die Meisterschaft ist entschieden. Dortmund steht als Tabellenzweiter fest und spielt kommende Saison wieder in der "Königsklasse" - der Druck ist weg. Ganz im Gegensatz zum Pokalduell gegen die Hertha, wo er größer denn je scheint. Jedem Dortmunder ist klar: Gibt es in Berlin den nächsten Schlag in die Magengrube, legt sich ein alles überdeckender Schatten über eine eigentlich historisch gute Saison.

Hertha in der Formkrise

Für den BVB spricht die schwache Form des Gegners. Die Hauptstädter holten nur einen Punkt aus den letzten drei Bundesligaspielen und drohen das internationale Geschäft noch zu verspielen. Aktuell liegt die Hertha auf dem vierten Rang - Tendenz fallend. Zudem wünscht sich die ganze Stadt für die Hertha-Profis das erste DFB-Pokal-Finale im eigenen Stadion. Auch sie stehen also gehörig unter Druck.
Es wird vor allem darauf ankommen, wer die Erwartungshaltung des eigenen Umfelds besser ausblenden und dem Druck besser standhalten kann. Als sportlicher Favorit lastet dieser deutlich schwerer auf den Schultern der Dortmunder.
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