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Traumtor von Xabi Alonso: Der alte Mann und das Mehr

Florian Bogner

Update 16/12/2015 um 10:56 GMT+1 Uhr

Xabi Alonso legt beim 1:0 des FC Bayern München über den SV Darmstadt 98 im Achtelfinale des DFB-Pokals eine Glanzleistung hin. Sein Traumtor versetzt die Kollegen in Staunen, seine Passstatistik kann’s einmal mehr mit dem gesamten Gegner aufnehmen. Erkenntnis: Wenn man ihn lässt, hat der Spanier auch mit 34 noch ein gewisses Mehr anzubieten. Sein Leistungshoch hat Gründe.

Nimmt Anweisungen von Pep Guardiola entgegen: Xabi Alonso

Fotocredit: Imago

Auf einmal lagen sie alle auf dem Boden. Xabi Alonso, niedergerissen von Rafinha. Javi Martínez fiel hinterher. Ein Bayern-Knäuel aus Leibern, Jubelkuddelmuddel.
Alonso war soeben ein wahres Traumtor gelungen, das Siegtor noch dazu (40.). 1:0 gegen den SV Darmstadt 98 im DFB-Pokal-Achtelfinale. Kein Spiel, an das man sich länger als 24 Stunden erinnern mag. An Alonsos Tor dagegen schon.
Ein Tor, wie ein Gedicht. Angenommen mit der rechten Innenseite, einmal abtropfen lassen, dann mithilfe eines Hauchs von Außenrist mit rechts in den linken Giebel. Aus gut 30 Metern.

Kein Glück, nur Können

So ein Tor, bei dem man selbst als Zuschauer schon eine Millisekunde nach Verlassen des Fußes weiß, dass er rein geht. "Ich habe schon gefühlt, dass er gut ist, als ich ihn getroffen habe", sagte der Spanier selbst. Glück? No, no! "Zero per cent Glück", sagte Alonso. Nur Technik.
Ein sehr gutes Tor, ein sehr wichtiges Tor.
Die Kollegen: sie staunten. "Volleytore kenne ich sonst nicht von ihm", sagte Manuel Neuer. “Weltklasse”, meinte Robert Lewandowski. "Haben wir gestern trainiert", scherzte Pep Guardiola. "Da wäre selbst ich nicht dran gekommen", sagte Thomas Müller, der im Training selbst gerne Bällen hinterher hechtet (und dabei gar keine schlechte Figur macht).
"Perfekte Schusstechnik, nichts zu halten", staunte sogar der Darmstädter Marcel Heller. 98-Trainer Dirk Schuster hatte das Tor noch auf dem Feld mit Gelächter quittiert. Nach dem Motto: Was willst du da machen? Nur staunen über den – mit Verlaub! – alten Mann.

Feldherr im Bayern-Spiel

34 Jahre ist Alonso mittlerweile alt. Schnell war er nie. Aber Auge hat er. Immer noch. Gegen Darmstadt spielte er 117 Pässe nach vorne – der Gegner nur sechs mehr, alle Lilien zusammen genommen. Von seinem Tor angestachelt, wirkte er megapräsent, forderte nahezu jeden Ball. Wenn man ihn lässt, agiert er immer noch wie ein Feldherr.
Dann bietet Alonso den Bayern auch im fortgeschrittenen Alter noch ein gewisses Mehr an. Etwas, das andere nicht haben. Leaderqualitäten zum Beispiel: Von ihm lernt beispielsweise Joshua Kimmich (20) jeden Tag noch etwas Neues, wie er selbst sagt.

Vertrag, Konkurrenz, Dosierung

Was Alonso diese Saison stark macht: Zum einen spielt er um einen neuen Vertrag. Sein aktueller läuft zum Saisonende aus, verhandelt wird erst im Frühjahr, das macht agil. Zum anderen ist die Konkurrenz größer geworden, das erhöht den Reiz.
Letztes Jahr auf der Sechs noch sakrosankt, hat Bayern mit Kimmich und Arturo Vidal zwei Spieler gekauft, die Alonsos Position als ihre liebste angeben. Und zum dritten wirkt Alonsos Akku nach diesmal voll absolvierter Vorbereitung voller als in der Vorsaison, auch weil Guardiola ihm 2015/16 mehr Verschnaufpausen gönnt, das macht frischer.
Wie viel noch drin ist in Alonsos Jahrestank? "Genug für ein Spiel mehr", sagt er - am Samstag dann bei Hannover 96. Schön, dass es die Winterpause gibt. "Wir haben viele Verletzte. Jetzt ist nur noch ein Spiel, in dem es um drei sehr wichtige Punkte geht. Danach haben wir Zeit, wieder gesund zu werden."
Damit er noch öfter so glänzen kann.
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