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FC Bayern-Borussia Dortmund - 3 Dinge, die auffielen: Fahrlässigkeit, Hummels-Qual, Tuchel-Titelchen

Johannes Mittermeier

Update 28/04/2017 um 08:07 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund zieht durch ein 3:2 (1:2) beim FC Bayern München ins Finale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt ein. Die Partie hält alles, was sie verspricht, sie hat Rasse wie Klasse - und zwei markante Brüche. Zunächst dominiert Dortmund, dann verpasst Bayern fahrlässig die Entscheidung. Mats Hummels quält sich, Thomas Tuchel triumphiert über Berufskollege Carlo Ancelotti. Was auffiel.

Arjen Robben (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

1. Strafbar wegen Fahrlässigkeit

Die "alten Herren" des FC Bayern gegen Dortmunds junge Himmelsstürmer, das konnte nur gut werden in diesem DFB-Pokal-Halbfinale. Und: Es wurde gut. So richtig! Zu Beginn wegen des BVB, der Bayern mit Druck und Tempo aus der Ordnung riss. Pierre-Emerick Aubameyang verpasste (4. Minute), ehe Marco Reus nach Javi-Martínez-Schnitzer zur verdienten Führung traf (19.).
Interessant: Just damit verabschiedete sich Dortmunds Muster, fürs Erste. "Wir haben völlig den Faden verloren, in allen Bereichen", sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel hinterher. Gereizte Bayern gewährten vor dem Pausenpfiff lediglich einen Freistoß von Raphael Guerreiro (31.).
"In den ersten 20 Minuten hat Bayern schläfrig gewirkt", sagte "ARD"-Experte Mehmet Scholl, mit Martínez' Ausgleich (28.) meldeten sich die Münchner. "Sie lösen das Dortmunder Pressing auf, indem sie immer wieder Flankenwechsel und Bälle hinter die Abwehr spielen", analysierte Scholl.
Xabi Alonso strukturierte Bayerns Vortrag aus der tiefen Zentrale heraus, die linke Seite mit David Alaba und Franck Ribéry produzierte Gefahrenmomente; Ribéry (13.), Robert Lewandowski (31, 45., 49.) und Arturo Vidal (37.) vergaben. Richten musste es Mats Hummels, der Ribérys feine Vorlage verwertete (41.). Jubel verkniff sich der Ex-Dortmunder, aus Respekt.
Fahrlässige Bayern versäumten es, das Duell zu entscheiden, und Arjen Robbens Versuch, den Sven Bender mit einer spektakulären Rettungstat an den Pfosten lenkte (63.), bedingte die erneute Wende. Ribéry (71.) und besonders Robben (72., 82., 86.) vergaben teils beste Einschussgelegenheiten. Wie sich die Bilder doch glichen...
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FC Bayern - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

"Wenn wir zwei Tore Vorsprung haben, wird's schwer, gegen uns zu gewinnen", sagte Philipp Lahm, während Alaba meinte:
Wir hatten genug Chancen. Dann war Dortmund eiskalt.
Lange erweckte Bayerns Vorstellung den Eindruck eines Statements, als würden sie sagen wollen: Ihr vielleicht in der Zukunft - aber wir in der Gegenwart. Nichts da. Der BVB eroberte München und zog mit einem 3:2 (1:2) ins Finale nach Berlin, wo Eintracht Frankfurt wartet.

2. Qualität kommt von Qual

Der Fußballweise Felix Magath hat einst ein wunderbares Bonmot geprägt: "Qualität kommt von Qual." Das war nicht zuletzt als Legitimation seiner Trainingsmethodik gemeint. Und gar nicht mal so falsch.
Hummels hat Magaths Devise in diesen Tagen heroisch verkörpert. Mit Sprunggelenksproblemen schleppte er sich durch die Spiele gegen Madrid und Mainz ("Die ganze rechte Seite fühlt sich nicht ganz so an, wie sie sollte"), sein Wiedersehen mit dem BVB dauerte bis zur Stundenmarke - dann ging's nicht mehr, er trottete vom Feld, die Fans applaudierten stehend.
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Mats Hummels in Aktion

Fotocredit: Imago

Er hatte ja nicht bloß zum 2:1 eingeschoben, sondern auch als Abwehrchef geglänzt, unter anderem per famosen Tackling im Sechzehner gegen Ousmane Dembélé. In Hummels' Abwesenheit (Jérôme Boateng ersetzte ihn) schlug Dortmund prompt zu. Aubameyang (69.) und Dembélé (73.) drehten die Partie zu Borussias Gunsten; beim 3:2 verstolperte Lahm einen Ball, als wäre es nicht Lahm, der Null-Fehler-Mann.
"Es war ein klassisches Spiel, wie man es unglücklich verliert", sagte Scholl zur Bayern-Sicht. Der BVB aber erreichte sein viertes Pokalfinale in Folge - Rekord!

3. Tuchels Titelchen

Zuvor hatte Schwarz-Gelb die Halbzeit dringend nötig, Bayern schnürte die Gäste am Strafraum ein. "Da sind wir getaumelt", erkannte Sportdirektor Michael Zorc.
Anschließend bewies Tuchel seine taktische Raffinesse: Er wechselte Erik Durm anstelle von Gonzalo Castro ein (46.) und veränderte so die Statik des BVB; Durm schloss die starke linke Angriffsseite der Bayern, Dembélé rückte ins halbrechte Mittelfeld und band Alaba in der Defensive, die Dortmunder entwickelten ein Übergewicht auf dieser Bahn. Münchens Chancenwucher komplettierte die Szenerie.
Zorc sagte:
Riesen-Kompliment an die Mannschaft. Wenn eine Mannschaft dieses Glück mal verdient hat, ist es unsere nach all den Ereignissen der letzten Wochen.
Tuchel fand's "Wahnsinn", und Reus rekapitulierte: "Wir mussten an uns glauben, das haben wir getan. Bayern hat die Chancen nicht gemacht, wir haben zwei Konter gefahren, die waren drin - und jetzt sind wir im Finale."
Dort kann der Psychologe Tuchel seinen ersten Pokal gewinnen. Gewissermaßen war der Sieg in der Allianz Arena über seinen hochdekorierten Berufskollegen Carlo Ancelotti bereits ein Titelchen. Weil Tuchel spürbaren Anteil am Erfolg hatte - und Ancelotti keine Antwort. Enthemmt wie nie hüpfte der sonst so reservierte Tuchel zum Schluss durch den Innenraum.
Die Veredelung soll folgen, am 27. Mai in Berlin.
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