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Taktik-Check: Ousmane Dembélé – Borussia Dortmunds falscher Achter

Luca Baier

Update 26/05/2017 um 22:06 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund geht als klarer Favorit in das DFB-Pokalfinale (Samstag, 20:00 Uhr im Liveticker). Ein Titelgewinn würde die erfolgreiche Saison nach dem schwierigen Umbruch im vergangenen Sommer krönen. Großen Anteil am dritten Platz in der Bundesliga und dem Finaleinzug im DFB Pokal hat Ousmane Dembélé. Im Taktik-Check analysiert Eurosport.de, was den 20-Jährigen für den BVB so wertvoll macht.

Taktik-Check: Dembélé – Dortmunds falscher Achter

Fotocredit: Eurosport

19 Torbeteiligungen in der ersten Saison in einer der stärksten Ligen der Welt – das kann sich sehen lassen. Ousmane Dembélé hat die hohen Erwartungen gleich in seiner Debütsaison übertroffen. Rechnet man DFB-Pokal und Champions League dazu, hat der 20-Jährige in 48 Spielen neun Tore selbst erzielt und starke 21 direkt vorbereitet.

Effizienz und Geduld am Flügel

Doch was macht den Franzosen so besonders? Schon zuvor bei Stade Rennes fiel das Leichtgewicht durch seine spektakulären Dribblings auf. In der Vorsaison war er sogar der Spieler mit den meisten erfolgreichen Dribblings pro 90 Minuten in ganz Europa. In Dortmund hat Dembélé jedoch noch einmal einen entscheidenden Schritt gemacht und die nötige Effizienz in sein Spiel bekommen.
Schon während der Sommervorbereitung sprach Thomas Tuchel immer wieder davon, dass man Dembélés außergewöhnlichen Fähigkeiten so in das Spiel einbinden müsse, dass sie zu etwas Zählbarem werden. Gesagt, getan. Tuchel hat sein Offensivjuwel mit dem nötigen Selbstbewusstsein, vielen Freiheiten aber auch taktischem Knowhow ausgestattet.
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Unter Thomas Tuchel lernte Ousmane Dembélé mehr Effizienz in sein Spiel zu bekommen

Fotocredit: Imago

Als Flügelspieler lernte er, seine Position an der Auslinie zu halten und darauf zu vertrauen, dass seine Mitspieler ihn durch geduldiges Positionsspiel über kurz oder lang so freispielen, dass er ins Eins-gegen-Eins gehen kann. Viele ballverliebte Flügelflitzer – gerade die sehr jungen – machen den Fehler, zu viele Bälle zu fordern und sich dementsprechend in unpassenden Momenten und/oder Positionen anzubieten.
Dembélé hat die Geduldsprobe bestanden und glänzte auf beiden Seiten als Außenstürmer. Seine Aktionen ließen nur ganz selten die Zielstrebigkeit vermissen, meistens suchte er den direkten Weg zum Tor – sei es ein Abschluss oder der letzte Pass. Wie geschickt er seine offensichtlich exakt gleich gut ausgebildeten Füße im Dribbling nutzt und dabei noch mit seinem Oberkörper arbeitet, ist schlichtweg außergewöhnlich. Dementsprechend suchte Tuchel nach einer außergewöhnlichen Rolle für Dembélé im taktischen Gerüst des BVB. Und er fand sie.

Der falsche Achter

Im Verlauf der Saison agierte Dortmund immer häufiger mit Dreierkette. Dazu kamen davor zwei Spieler auf den Flügeln, die die Linie rauf und runter marschieren sollen, um den Gegner auseinanderzuziehen. Der Fokus im Kombinationsspiel der Dortmunder sollte fortan jedoch klar im Zentrum und in den Halbräumen liegen. Um Dembélé nicht auf dem Flügel zu "parken", nur um den Gegner zu binden, stellt Tuchel sein Toptalent eben ins Zentrum.
Genauer gesagt: Auf die rechte Achterposition. Neben dem zentralen Sechser Julian Weigl agiert mit Gonzalo Castro oder Raphael Guerreiro halblinks meistens ein sehr laufstarker Akteur. Dembélé hingegen spielt halbrechts etwas höher und interpretierte die Rolle als eine Mischung aus Zehner und eingerücktem Flügelspieler. Seine Aufgabe besteht darin, sich im Rücken des gegnerischen Mittelfeldes anzubieten und für Zuordnungsprobleme zu sorgen – dies könnte am Samstag gegen die oft sehr mannorientiert agierenden Frankfurter besonders wichtig werden.
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Die Chemie zwischen Julian Weigl und Ousmane Dembélé stimmt

Fotocredit: Getty Images

Oft von Weigl bedient, der sich Pässe durch die engen Schnittstellen im Mittelfeld zutraut und wie kaum ein anderer beherrscht, kann Dembélé seine Aktionen in viel gefährlicheren Zonen starten, als in seiner vorherigen Rolle weit draußen am Flügel. Durch seine schnellen Drehungen und seine gute Vororientierung ist er auch bei einer Ballannahme mit Rücken zum Tor kaum vom Ball zu trennen. So kann er immer wieder Tempo aufnehmen und auf den Gegner zudribbeln.

Spieler für besondere Momente

So kommt er oftmals in die Situation, einen Pass durchstecken zu können, Lupfer über die Abwehrkette zu spielen oder selbst in den Strafraum einzudringen. Gerade im Halbfinale gegen den FC Bayern war dies der Schlüssel im Dortmunder Offensivspiel.
Es ist unglaublich, wie schnell dieser junge Spieler gelernt hat und weiter lernt. Seine Beidfüßigkeit macht ihn im Dribbling, beim Passspiel und beim Abschluss unberechenbar, dazu kommen außergewöhnliches Tempo und Beweglichkeit. Weil Dembélé dazu auch noch verinnerlicht hat, wann er sich wie und wo zu positionieren hat, ist er an guten Tagen nicht vom Gegner zu fassen.
Seine Tricks mögen spektakulär wirken und die wenigen Ballverluste überheblich, doch insgesamt spielt Dembélé sehr zielstrebig und kann mit seinen Fähigkeiten festgefahrene Situationen lösen. Der BVB wird an seinem Juwel noch sehr viel Freude haben – vor allem, wenn er am Samstag wieder einmal den Unterschied macht.
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