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EM 2016: DFB-PK mit Bundestrainer Joachim Löw vor dem Viertelfinale Deutschland gegen Italien

Eurosport
VonEurosport

Update 28/06/2016 um 12:04 GMT+2 Uhr

Bundestrainer Joachim Löw hat auf der DFB-PK vor dem EM-Viertelfinale gegen Italien ausführlich zum Duell mit dem Angstgegner und der Revanche für die EM 2012 Stellung genommen. Man habe "kein Italien-Trauma", vier Jahre nach dem Halbfinal-Aus sei das "kalter Kaffee". Doch sieht Löw Italien bei der EURO 2016 noch stärker als vor vier Jahren an und warnt vor den neuen Qualitäten des Gegners.

Bundestrainer Joachim Löw

Fotocredit: AFP

Freier Tag für die Mannschaft

Joachim Löw hat seinen Spielern am Dienstag freigegeben. Das Erreichen des Viertelfinals gilt für den Bundestrainer als "Etappenziel". "Bescheidenheit und Demut ist das Gebot der Stunde." Ich freue mich wahnsinnig auf Italien. Sie haben gestern ein sehr überzeugendes Spiel gemacht. Sie sind nicht nur auf die Defensive konzentriert, sondern spielen auch munter nach vorne. Ich freue mich sehr auf das Spiel", so Löw einleitend.

Zur Verletztensituation:

"Es stehen alle Spieler zur Verfügung. Die medizinische Abteilung hat tolle Arbeit geleistet. Mein Vertrauen zu unserem Physio-Team ist unendlich. Sie arbeiten fast jeden Tag rund um die Uhr. Am Ende des Tages findet ein Treffen mit den Medizinern statt, damit wir uns auf das nächste Traininig vorbereiten können. Wir sind ständig über unsere Spieler informiert."

Über das Weiterkommen Islands:

"Für mich war es eine sehr große Überraschung. Sie haben aber in der Quali schon gezeigt, dass sie sehr gut organisiert sind. Sie sind gestern mutig und selbstbewusst aufgetreten. Das war klasse."

Zum kommenden Gegner:

"Es wird womöglich ein sehr zähes Spiel. Sie machen die Räume so eng, dass selbst Spanien kein Durchkommen findet. Die Italiener haben das von klein auf gelernt. Diese Mannschaft legt viel Wert darauf, zu Null zu spielen. Ich denke nicht, dass wir ein Italien-Trauma haben. Das ist kalter Kaffee Da halte ich nichts von. Man sollte da keine Dinge aus der Vergangenheit heranzieht."

Hat sich Italien weiterentwickelt?

"Niemand hat vor dem Turnier an die Italiener geglaubt. Man redet immer davon, dass die Italiener zu alt sind, zu viel Wert auf die Defensive legen. Sie können aber mittlerweile auch offensiv punkten. Man hat bei diesem Turnier nicht die eine Mannschaft. Es kommt auch auf die Tagesform an. Wir haben keine Angst vor den Italienern, obwohl sie auf einem Top-Niveau sind. Die Abwehr spielt schon Ewigkeiten zusammen. Es ist ein besseres Italien als 2012."

Zum EM-Halbfinale 2012

"Wir machen uns darüber Gedanken, wie Italien gegen uns spielen könnten. Wir lassen das natürlich in unsere Planungen einfließen. Wir müssen - egal ob Dreier- oder Viererkette - darauf achten, die Qualitäten einzudämmen. Ich hatte 2012 die Überlegung, Pirlo aus dem Spiel zu nehmen. Das ist damals nicht aufgegangen. Dafür musste ich die Verantwortung tragen, klar. Sowas passiert aber nun mal. Damals haben wir alle unsere Leistung nicht abrufen können. Die Niederlage war sehr schmerzlich, hat mir aber 2014 bei der WM auch durchaus geholfen."

Es läuft auch ohne Pirlo

"Sie haben klare Automatismen im Spiel. Das hat sich auch nach dem Ende von Pirlo nicht geändert. Die Abwehrspieler sind aufeinander abgestimmt, die Außenspieler machen viel Druck nach vorne. Alle Akteure können sehr gut verteidigen. De Rossi zum Beispiel, ist ein sehr wichtiger Mann für die Italiener. Aber sie haben auch mit Pelle oder Eder gute Leute im Spiel nach vorne. Athletisch und psychisch sind sie stark. Sie lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen."

Sami Khedira als Italien-Experte:

"Ich werde mit dem Sami sowieso die nächsten Tage noch sprechen, weil er die Gegner sehr gut kennt. Er ist jemand, der eine Führungsrolle übernehmen. Da ist er sehr wichtig, weil er mitdenkt auf dem Platz, die jungen Spieler anleiten kann. Ich hab das Gefühl, dass er immer dynamischer wird. Er erfüllt Aufgaben, die man ihm gibt, weil er sehr sehr clever ist. Sami ist für mich ebenso ein wichtiger Ansprechpartner."

Zur Aufstellungsfrage:

"Es kann immer etwas verändert werden. Auf der anderen Seite weiß ich ja, dass jeder Spieler, der reinkommt, seine Aufgabe erfüllen kann. Egal, wer gegen Italien spielt: Es wird wichtig, die Konter zu unterbieten. Vielleicht haben wir viel Ballbesitz, vielleicht pressen sie uns früh an. Da müssen wir uns drauf einstellen. Ich reagiere natürlich auch auf die Form der Spieler im Training - manchmal handle ich auch nach Gefühl. Wie wir spielen, werde ich unter der Woche entscheiden."

Über Antonio Conte:

"Er leistet tolle Arbeit. Er hat erkannt, dass man nicht nur mit Catenaccio Turniere gewinnen kann. 2010 oder 2012 war Italien bei weitem nicht so offensivfreudig wie jetzt. Das kommt schon von Conte. Ich halte ihn für einen hervorragenden Trainer."

Zu Lukas Podolski

"Mich hat es sehr gefreut, dass er am Wochenende zum Einsatz kam. Er ist ein absolutes Vorbild für die jungen Spieler. Sie zeigen den Unerfahreneren, dass man immer Gas geben muss. Lukas zeigt aber immer gute Trainingsleistungen. Es war sehr schön, wie die Fans ihn am Wochenende gefeiert haben. Dass man ihm den Ruf des Maskottchens andichtet, finde ich sehr respektlos."

Über die lange Pause zwischen Achtel- und Viertelfinale:

"Es hat Auswirkungen auf das Training. Wir können mit einer anderen Intensität an die Sache gehen. Es ist aber gut, dass wir auch mal ein bisschen Luft haben. Wenn wir den nächsten Schritt schaffen, dann wird der Zeitplan wieder viel enger. Ich finde es gut, dass wir mal etwas mehr Pause haben."

Italien alt, DFB-Team jung:

"Natürlich ist es unsere Bestreben, die Italiener zu schlagen. Die Gefühlsschwankungen von außen sind bei solchen Turnieren immer sehr groß. Man spielt 0:0 gegen Polen, da sind wir quasi schon draußen - und dann gewinnen wir 3:0 gegen die Slowakei, schon sind wir wieder der große Favorit. Man sollte den Sieg nicht zu hoch hängen. Die Mannschaft kann das richtig einschätzen. Deshalb sage ich, dass wir den Ball immer flach halten sollten. Ich hab trotzdem ein gutes Gefühl für das Wochenende. Steigern müssen wir uns trotzdem. Wir sind die jüngste Mannschaft, die Italiener die älteste. Sie haben vielleicht den kleinen Vorteil, dass sie einige Spieler schon schonen konnten. Ich denke, auf das Alter kommt es nicht an. Die Italiener können sich auf den Punkt konzentrieren."

Was macht Schweinsteiger so wichtig?

"Er spricht viel mit den jungen Spielern. Auch ich bin ständig mit ihm im Austausch. Er ist ein Spieler, der sehr gut reflektiert, der taktische Dinge gut analysieren kann. Basti akzeptiert seine Rolle, weiß, dass er sich heranarbeiten muss. Aber natürlich ist er sehr wertvoll. Die Physis stimmt. Er könnte auch von Beginn an Spielen mittlerweile."

Über die Ladehemmungen von Thomas Müller

"Thomas ist - egal, was er tut - ein Gewinnertyp. Wenn man die Karriere von ihm mal verfolgt hat, da ging es seit 2010 stets bergauf. Natürlich bin ich auch jetzt trotzdem hochzufrieden mit ihm, obwohl er nicht getroffen hat. Er ist sehr wertvoll für unsere Mannschaft. Er ist auch wertvoll, weil er sehr viel für die Defensive tut, hatte am Samstag die beste Laufleistung unserer Spieler. Umso besser unsere vorderste Reihe mitarbeitet, desto einfacher wird es."

Über die Spieler, die bislang nicht zum Einsatz kamen:

"Wir müssen schauen, dass wir variabler und flexibler sind. Für mich als Trainer ist es wichtig, für besondere Herausforderungen eine Lösung zu finden. Was die Spieler betrifft, die noch nicht zum Einsatz kamen: Es zeugt von einer wahnsinnig großen Charakterstärke, wie die Spieler sich bisher verhalten haben. Ich kann nachvollziehen, wenn diese Spieler enttäuscht wären. Das sind sie aber nicht. Ich möchte von diesen Spielern keinen einzigen auch nur eine Minute missen. Ich könnte jedem einzelnen sofort vertrauen und einsetzen."
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