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Ausgecoacht! Jürgen Klopp trifft im Spiel gegen den BVB Thomas Tuchels Nerv

Tobias Hlusiak

Update 08/04/2016 um 11:18 GMT+2 Uhr

Im Spiel gegen seinen Ex-Verein gewinnt Liverpool-Trainer Jürgen Klopp das Duell am Reißbrett gegen seinen Nachfolger Thomas Tuchel. Ausgerechnet in der "Woche der Wahrheit" zeigt Borussia Dortmund Verwundbarkeit.

Jürgen Klopp und Thomas Tuchel

Fotocredit: Imago

Im Endeffekt war es dann ein Fußballspiel. Und genauso wurde es auch entschieden.
Als im pickepackevollen und emotional aufgeheizten Signal Iduna Park, fernab vom großen Bahnhof rund um die Rückkehr des Jürgen Klopp nach Dortmund, schließlich der Ball rollte, verschoben sich die Prioritäten.
Plötzlich und doch so erwartet zählte nicht mehr, wer wen wie begrüßt, wer wann und mit wem welches Lied singt und wie laut welcher Begrüßungsapplaus ausfallen würde. Das Europa-League-Viertelfinale zwischen Borussia Dortmund und dem FC Liverpool zeigte sein sportliches Gesicht.
Und ganz offensichtlich kam der so hofierte Ex-Borusse Klopp damit deutlich besser klar.
Seine Mannschaft presste, lief, verteidigte und konterte um ihr Leben. Kurzum: Sie spielte Klopp-Fußball. Das ist erwähnenswert, weil sie dies - bis auf wenige Ausnahmen - in dieser Saison noch nicht besonders häufig getan hatte. Im Viertelfinal-Hinspiel aber schon.
Den favorisierten BVB trafen die "Reds" damit an einer empfindlichen Stelle. Die Borussia fand nie wirklich ins Spiel und konnte schließlich nur ein mageres Heim-Unentschieden vorlegen. Advantage Klopp. Auch im Duell mit seinem Nachfolger Tuchel, den diese Erkenntnis sichtbar wurmte.
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Dortmund und Liverpool trennen sich unentschieden

Fotocredit: SID

Zu viel Input für die BVB-Stars?

"Wir hatten nicht die Form, das Vertrauen, die Präzision und das Durchsetzungsvermögen", bilanzierte der Borussen-Coach und erahnte im selben Atemzug die Ursache: "Vielleicht haben wir zu viele Infos reingegeben. Vielleicht war die Anspannung zu hoch. Es ging uns nicht so leicht von der Hand, wie es nötig ist in so einem Spiel."
Tuchel hatte im Vorfeld versucht, die Bedeutung des Spiels herunterzuschrauben und den Fokus auf das Wesentliche zu legen. Offensichtlich tat er dies zu gründlich, weil er wusste, dass das System-Klopp in der Bundesliga von keinem Team praktiziert wird.
Seine Spieler wirkten besonders in der Anfangsphase verunsichert und nicht frei in ihren Aktionen. Es fehlte an der Leichtigkeit. Eine Zutat, die das BVB-Spiel in dieser bislang so erfolgreichen Dortmunder Saison eindringlich geprägt hat.
Ich hatte mir gewünscht, dass die Mannschaft mit einem Lächeln auf den Lippen spielt. Mit einer Freiheit und Lockerheit das Ganze anzugehen.
Das tat sie nicht. Stattdessen musste Tuchel eingestehen, sein Team habe "nervös, verkrampft und zu verbissen gewirkt." Erst in der zweiten Halbzeit fand es besser ins Spiel. Zu spät, um das Hinspiel noch zu gewinnen, aber nicht zu spät, um weiter an die eigene Stärke zu glauben.
Es wäre allerdings auch fatal, wenn schon ein einziges mittelmäßig geführtes Spiel inmitten einer herausragenden Saison reicht, um die Mannschaft ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase aus der Bahn zu werfen.

Das Derby als Erholungskur?

Schon am Sonntag steht das Derby beim FC Schalke 04 auf dem Plan. Für die Fans eine extrem wichtige Begegnung. Für Tuchel und die Mannschaft im Hinblick auf das Rückspiel in Liverpool am kommenden Donnerstag (ab 21:05 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de) eher Durchgangsstation.
Denn in der Liga ist zumindest der zweite Platz bereits sechs Spieltage vor Schluss sicher, der Erzfeind aus Gelsenkirchen um 23 Punkte distanziert.
"Klar, wir möchten unbedingt gewinnen. Wir werden aber auch sehr gewissenhaft mit der Belastung umgehen", lässt Tuchel tief blicken. "Es wird zu Wechseln kommen, aber wir werden trotzdem eine gute Mannschaft auf dem Feld haben. Liverpool, Schalke, Liverpool - es ist nicht nur eine körperliche Belastung, sondern auch ein emotionaler Stress."
Seine Mannschaft von diesem zu befreien, erachtet Tuchel nun als seine oberste Pflicht. In einer englischen Woche rund um das Revierderby nicht die einfachste Aufgabe.
Es ist aber wichtig, dass wir eine Freude auf die Spiele entwickeln und uns frei machen von Druck und eigenen Erwartungen. Das sind alles Spiele zum Genießen.
Tuchel stellt in Aussicht, dass seine Mannschaft vielleicht schon am Sonntag (ab 15:30 Uhr im Liveticker) "eine Reaktion auf das 1:1 gegen Liverpool" zeigen werde. Wichtiger wäre es ihm aber in Liverpool. "Wir fühlen uns alles andere als chancenlos im Rückspiel", sagt er.
Jürgen Klopp hingegen freut sich auf das Rückspiel genauso, wie er den großen Bahnhof bei seiner Rückkehr genoss. "Da ist jetzt richtig Pfeffer drin. Da geht die Post ab. Jetzt brennt Anfield!"
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