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FC Chelsea - Manchester United im FA Cup: Antonio Conte, der bessere José Mourinho

Johannes Mittermeier

Update 13/03/2017 um 20:25 GMT+1 Uhr

Am Abend trifft der FC Chelsea im FA-Cup-Viertelfinale auf Manchester United (ab 20:45 Uhr LIVE im TV bei Eurosport 1, im kostenlosen Livestream und im Liveticker auf Eurosport.de). Es ist auch das Duell der Trainer, weil Uniteds José Mourinho dorthin zurückkehrt, wo er noch immer ein Held ist. Allerdings schickt sich Antonio Conte an, eigene Kapitel in Chelseas Klubgeschichte zu schreiben.

Chelsea's Italian head coach Antonio Conte applauds the fans following the English Premier League football match between West Ham United and Cheslsea at The London Stadium in east London on March 6, 2017. Chelsea won the match 2-1.

Fotocredit: AFP

Jubeln: ausdrücklich erlaubt! Sagt Antonio Conte über Antonio Conte, und das muss reichen.
Nein, er habe nicht mit José Mourinho geredet, "es gibt mit ihm nichts zu klären. Ich habe gezeigt, dass ich das Spiel einfach sehr passioniert lebe", sagt der Coach des FC Chelsea vor dem FA-Cup-Viertelfinale gegen Manchester United (am Montag ab 20:45 Uhr LIVE im TV bei Eurosport 1, im kostenlosen Livestream und im Liveticker auf Eurosport.de).
Hintergrund: Als Chelsea das von Mourinho trainierte United im Oktober mit 4:0 auseinandernahm, mokierte sich der Portugiese über Contes ausladendes Verhalten beim vierten Tor; er empfand das als demütigend, aber Conte empfand es halt als angebracht. Und wer siegt, hat doch immer Recht…

Wie Conte den FC Chelsea verändert hat

Bei all der Aufregung um Mourinho, Pep Guardiola und Jürgen Klopp ist die Person Conte lange etwas untergegangen in der öffentlichen Wahrnehmung.
Das hat sich geändert. "Conte ist DER Mann der Saison. Er hat vielleicht den größten Einfluss auf ein Team, seit Mourinho 2004 aus Porto zu Chelsea kam", sagt unser englischer Eurosport-Kollege Tom Bennett.
In der Premier League führt Chelsea mit zehn Punkten vor den Tottenham Hotspur, der FA Cup fiebert aufs Duell gegen United, Mourinhos erneutes Wiedersehen mit der Ex. Acht Titel in sechs Jahren holte dieser spezielle Charakter mit Chelsea, "er hat ein herausragendes Kapitel der Vereinsgeschichte geschrieben", sagt Nach-Nachfolger Conte.
Ich weiß sehr genau, dass er nach wie vor in den Herzen der Chelsea-Fans ist - und das verdient er, weil jeder einzelne Anhänger respektieren muss, was er geleistet hat.

Conte als besserer Mourinho

Conte rühmt Mourinho als "einen der besten Trainer der Welt, er ist ein Gewinner, so eine Mentalität mag ich". Das klingt demütig-unverbindlich, dabei ist Conte ja der eigentliche Gewinner dieser Wochen und Monate - als besserer Mourinho. "Da würde ich sicher zustimmen", sagt Bennett.
Warum? Conte macht das Meiste aus den Möglichkeiten, seine Mannschaft hat Talent, aber Grenzen. Es gibt im Prinzip wenig Gemeinsamkeiten: Contes Defensive ist besser als jene von Mourinho, seine Offensive ist besser, das Team ist zufriedener, die Fans glücklicher und die Beziehung zur Presse entspannter.
Conte selbst sagt: "Ich hoffe, Mourinhos Erfolg hier nacheifern zu können. Wir haben eine gute Identität, daher zeigen wir guten Fußball."

FC Chelsea: vorne UND hinten stark

Genau genommen zeigt der CFC einen atypischen Fußball, kein Top-Team praktiziert einen Stil wie Contes Chelsea, das seit Anfang Oktober im 3-4-3-System angeordnet ist und stets auf dieselbe Startelf vertraut; trotzdem sind die "Blues" kaum zu berechnen.
Die wenigsten Gegentore (20), die zweitmeisten Treffer (57), eine imponierende Balance. Chelsea spielt Conte.
Sieben eher defensiv veranlagte Akteure bilden den Stamm, allein die Dreierkette mit César Azpilicueta, David Luiz und Gary Cahill interessiert. "Sie wurde zunächst lächerlich unterschätzt, das ist jetzt anders", berichtet Bennett.

Conte entdeckt die Möglichkeiten

Den Linksverteidiger Azpilicueta funktionierte Conte um, ebenso Marcos Alonso, der vorgezogen auf der Außenbahn agiert, neben Leicesters Meister-Regisseur N’Golo Kanté (zentral) und Victor Moses, früher Flügelstürmer, heute rechter Flügelflitzer von Grundlinie bis Grundlinie.
Offensiv bewegen sich Eden Hazard, Speerspitze Diego Costa und Pedro, der spanische Verschlag von Thomas Müller, als variabler Dreizack.
Eurosport-Journalist Bennett erkennt "ziemlich viele Parallelen zwischen diesem Chelsea und dem Team aus Mourinhos erster Amtszeit, das offensiv stärker war als man heute denkt".

Konter-Conte? Chelsea-Trainer widerspricht Mourinho

Trotzdem: Als "Mou" in zwei Perioden einen militärisch-effizienten, aber selten ansehnlichen Fußball darbieten ließ, grummelten sie bei Chelsea über mangelnde Attraktivität.
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FA Cup: Chelsea wird Favoritenrolle gerecht

Klub-Besitzer Roman Abramowitsch strebte nach Champagner-Festivitäten, umso überraschter ist Mourinho, dass er die tendenziell passive Conte-Ausrichtung goutiert. "Mich erstaunt die Art ihres Spiels, sie sind defensiv sehr stark und haben fantastische Leute für Konter", sagt Mourinho bei "ESPN".
Da widerspricht Conte energisch:
Ich werde mein Team niemals für Konter trainieren. Nicht bei Chelsea, nicht woanders. Konter sind eine Option, aber keine Priorität. Für mich sind andere Aspekte wichtiger.
Der 47-Jährige führt aus: "In Ballbesitz bleiben wir fast immer in der gegnerischen Hälfte und attackieren. Das ist meine Devise, und es ist bedeutsam, dass meine Spieler darauf vorbereitet sind."

Conte dirigiert wie ein Flugzeugeinweiser

Gegen den Ball gefällt Chelsea mit akkurater Marschroute; Alonso und Moses ergänzen die Dreier- zur Fünferreihe, in einem 5-4-1 ziehen sich die Londoner an den Strafraum zurück wie eine Schnecke in ihr Häuschen. Eine kluge Verschiebung schafft Überzahlsituationen, außen wie mittig.
"Spannend wird, ob Conte das alles in eine zweite Saison transportieren kann, da die Gegner beginnen, sich an die Formation zu adaptieren, und weil sich herausgestellt hat, dass dieses Chelsea-Team schwer über einen längeren Zeitraum zu motivieren ist", sagt Bennett und meint atmosphärische Störungen unter Mourinho, der im Dezember 2015 an der Stamford Bridge ein zweites Mal geschasst wurde.
Conte versucht, prophylaktisch zu intervenieren, an der Seitenlinie dirigiert er mit wilder Gestik als wäre er ein Flugzeugeinweiser. Und Chelsea weiß, was zu tun ist. Beim 4:0 vom Oktober. Bei einem rotzigen 2:1 im Nieselregen über Watford. Und vielleicht auch am Abend, im FA-Cup gegen Mourinhos United…
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