Jürgen Klopp vom FC Liverpool nach Pleitenserie unter Beschuss - und am Tiefpunkt?

VonJohannes Mittermeier

Update 29/01/2017 um 17:34 GMT+1 Uhr

Pleite im Ligapokal, Blamage im FA Cup: Jürgen Klopp ist mit dem FC Liverpool auch im zweiten Cup-Wettbewerb gescheitert und muss sich scharfe Kritik für seine Aufstellung anhören. Der Trainer schied mit den "Reds" gegen den Zweitligisten Wolverhampton Wanderers aus, übernahm die volle Verantwortung, sah sich jedoch unangenehmen Fragen ausgesetzt. Etwa dieser: Ist Liverpool am Tiefpunkt?

Jürgen Klopp vom FC Liverpool

Fotocredit: AFP

Ein neues Gefühl für Jürgen Klopp.

Erstmals seit seiner Amtsübernahme beim FC Liverpool im Oktober 2015 kassierten die "Reds" drei Niederlagen in Serie. 2:3 in der Premier League gegen Swansea City (Ende der vagen Meisterträume), dann 0:1 beim FC Southampton (Aus im Ligapokal-Halbfinale) und zuletzt, einigermaßen blamabel, 1:2 gegen die Wolverhampton Wanderers, womit auch die FA-Cup-Kampagne abrupt stoppte. In der 4. Runde. Gegen den Tabellen-18. des englischen Unterhauses.

Klopp am Tiefpunkt seiner Liverpool-Karriere? Wenn jemand nach sowas fragt: Ich weiß es nicht", sagte er zur entsprechenden Annahme - um doch eine eindeutige Replik zu geben:

The Emirates FA Cup

Liverpool blamiert sich im FA Cup - Klopp übernimmt Verantwortung

Update 28/01/2017 um 18:43 Uhr

Es ist ein perfekter Moment, um die Umkehr zu schaffen, weil es nicht mehr tiefer geht.

Rudi Völler, als Bundestrainer einst legendär über den "tieferen Tiefpunkt" zeternd, konnte sich in seiner Ehre geschmeichelt fühlen.

Im Anschluss an die Wolverhampton-Peinlichkeit zeigte sich Klopp ungewohnt kleinlaut:

Ich bin dafür verantwortlich, zu 100 Prozent. Das war richtig schlecht, viel mehr kann man dazu nicht sagen.

Er habe sein umgekrempeltes Team für besser gehalten, ergänzte der 49-Jährige, der gleich neun Wechsel (!) in der Startelf vorgenommen hatte; unter anderem wollte er Philippe Coutinho, Daniel Sturridge und Emre Can schonen. Es ging schief. Richard Stearman überwand den früheren Mainzer Loris Karius nach 52 Sekunden, der Österreicher Andreas Weimann legte gegen ganz schwache Gastgeber nach (41.).

Fußball-Ikone Gary Lineker erhob Vorwürfe gegen Klopp, via Twitter und schon während des Spiels:

Ich verstehe nicht, dass er ohne Europapokal-Belastung die Ersatzspieler auflaufen lässt. Das zeugt von mangelndem Wissen über die Leistungsdichte im englischen Fußball und fehlendem Respekt.

Klopp versuchte, seine Fehler zu korrigieren, Coutinho kam zur zweiten Halbzeit, Sturridge nach einer guten Stunde, Can für die letzten 15 Minuten. Liverpool vergab Einschussgelegenheiten, ehe Divock Origi traf (87.), zu spät allerdings, es reichte nicht.

Gerrard-Appell an Liverpool

Nur ein Sieg aus acht Pflichtspielen, eine düstere Zwischenbilanz. Von einer Leistungsdelle will das Lokalblatt "Liverpool Echo" nichts mehr wissen. "Die kurzzeitige Schwächephase ist zu einer Krise geworden", Klopp befinde sich nun mitten in einem "ausgewachsenen Sturm".

"Ich glaube nicht, dass es der passende Augenblick ist, positiv oder optimistisch zu sein", sagte der Deutsche, der sonst immer positiv oder optimistisch ist. "Derzeit fühlen wir uns mies. Wir müssen darüber nachdenken, nicht zu lang, aber wir müssen das machen."

Bei all dem Schlammassel zog der Ex-Dortmunder ein paar zarte Hoffnungspflänzchen aus dem Auftritt: "Es ist nicht so, dass wir ohne Selbstvertrauen spielen. Ich konnte viele Situation sehen, in denen wir in unsere Fähigkeiten vertrauten."

Am Dienstag empfängt Liverpool den zehn Punkte enteilten Tabellenführer FC Chelsea. Bei "BT Sport" meinte Klub-Legende Steven Gerrard, die Mannschaft schulde ihrem Coach eine "überragende Leistung. Klopp schützt seine Spieler, sie müssen eine schnelle Reaktion zeigen."

Nochmal Thema Tiefpunkt: Das letzte Mal, dass der LFC vier Pflichtspiele hintereinander verlor, war im Jahre 1923. Aber Klopp meinte ja, dass es nicht schlimmer werden könnte.