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Schatten über PSG-Imperium: Strafverfahren gegen Nasser Al-Khelaifi eröffnet

VonSID

Update 13/10/2017 um 20:53 GMT+2 Uhr

Schatten über dem Imperium von Paris St. Germain: Der millionenschwere PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi ist womöglich in einen Korruptionsskandal der früheren FIFA-Spitze verwickelt. Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat bereits im März ein Strafverfahren gegen den katarischen Geschäftsmann, den früheren FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke und eine namentlich nicht genannte dritte Person eröffnet.

Nasser Al-Khelaïfi PSG President

Fotocredit: Eurosport

Es geht um Bestechung in großem Stil.
Al-Khelaifi, seit 2011 Strippenzieher bei Frankreichs zur Weltmarke aufgestiegenem Hauptstadtklub Paris St. Germain, steht seit Jahren für das, was der sich abwendende Fan so verabscheut - das pure, emotionslose Geschäft mit dem Sport. Bald könnte Al-Khelaifi dafür auf der Anklagebank landen.
Mit dem französischen Spitzenklub, für den seit der Übernahme durch die milliardenschwere Investmentgruppe Qatar Sports Investments (QSI) kein Spieler der Welt zu teuer ist, haben die Ermittlungen nichts zu tun.
Den Schweizern geht es um Al-Khelaifis Funktion als Generaldirektor von Katars Medienimperium beIN, dessen Tochter beIN-Sports einer der größten Player im undurchsichtigen Markt der Sportrechte ist. Am Freitag leitete auch die Ethikkommission der FIFA Ermittlungen gegen den Katarer ein.

Bestechung für Medienrechte?

Al-Khelaifi soll Valcke, so der Vorwurf der BA, bei der Vergabe einiger Medienrechte für die Weltmeisterschaften 2026 und 2030 bestochen haben. Die beiden kennen sich schon lange. Valcke hat eine bewegte Vergangenheit als "Rechtedealer" in und außerhalb der FIFA und verhandelte mehrere Verträge mit dem Vorgänger von beIN-Sports, Al-Jazeera-Sport - und deshalb auch mit Al-Khelaifi.
"Die beIN-Gruppe widerspricht allen Anschuldigungen der Bundesanwaltschaft, wird uneingeschränkt mit den Behörden zusammenarbeiten und ist hinsichtlich der künftigen Entwicklung dieser Untersuchung zuversichtlich", hieß es in einer knappen Stellungnahme.
Am Freitag führte die italienische Polizei eine Razzia in einer Villa in Porto Cervo auf Sardinien durch. Al-Khelaifi soll diese Valcke nach Angaben der Ermittler als "Mittel zur Bestechung" zur Verfügung gestellt haben.
Tags zuvor wurden bereits die beIN-Büroräume im Pariser Vorort Boulogne-Billancourt durchsucht.
Von Al-Khelaifi persönlich gibt es bislang keine Reaktion. Im Gegensatz zu Valcke ("Ich habe keinerlei Zahlungen von Nasser erhalten") scheint der 43-Jährige auch (noch) nicht verhört worden zu sein. Dennoch wird er angesichts der Schlagzeilen vor Wut kochen.
Valcke, gegen den bei der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der "mehrfachen ungetreuen Geschäftsbesorgung" ein weiteres Verfahren läuft, wurde am Donnerstag von den Ermittlern als Beschuldigter vernommen - einen Tag, nachdem er vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen seine im Sommer 2016 auf zehn Jahre reduzierte Sperre im Weltfußball gekämpft hatte.
Valcke war bis zum Skandal im Fußball-Weltverband FIFA die rechte Hand des längst gesperrten Joseph S. Blatter.
"Weiter wurden in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien zeitgleich an verschiedenen Orten Hausdurchsuchungen durchgeführt", teilte die Behörde mit. Bislang befinde sich niemand in Untersuchungshaft, es gelte die Unschuldsvermutung.

Bestechung, Betrug und Urkundenfälschung

Für Al-Khelaifi ist die Verfahrenseröffnung ein schwerer Schlag. Der 43-Jährige sonnte sich zuletzt in den Erfolgen des französischen Spitzenklubs, der im Sommer 222 Millionen Euro für Brasiliens Superstar Neymar ausgegeben hat und bald 180 Millionen Euro für Kylian Mbappe überweisen wird. Die Vorwürfe werfen einen Schatten.
Die BA wirft dem PSG-Präsidenten außerdem "Bestechung, Betrug, ungetreuer Geschäftsbesorgung sowie Urkundenfälschung" vor. Erfahren hatten die Ermittler davon im Zuge der bereits seit März 2016 laufenden Untersuchung gegen Valcke.
Die Vorwürfe in dem Fall: Valcke soll sich beim WM-Ticketverkauf bereichert, private Reisen auf FIFA-Kosten unternommen und die TV-Rechte für 2018 und 2022 in der Karibik unter Wert verkauft haben.
Die kommenden beiden Turniere finden in Russland bzw. Katar statt. Die Weltmeisterschaften 2026 und 2030 sind noch nicht vergeben, für '26 ist die Dreier-Bewerbung der USA mit Kanada und Mexiko Favorit.
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Geburtstagsschreck für Blatter

Der Verdacht liegt nahe, dass Valcke nicht nur mit Bietern aus der Karibik gemauschelt hat. BeIn-Sports strahlt sein Programm in zehn Sprachen aus und ist auf fünf Kontinenten zu sehen. Das Unternehmen hält zahlreiche Sportrechte, die mehrere Milliarden gekostet haben.
Die BA führt im Fußball-Untersuchungskomplex rund 25 Strafverfahren und analysiert eine Datenmenge von rund 19 Terabyte an sichergestellten Unterlagen. Bislang sind 180 Meldungen wegen des Verdachts der Geldwäsche eingegangen.
Nach der Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt nun auch der Fußball-Weltverband FIFA gegen den unter Korruptionsverdacht stehenden Nasser Al-Khelaifi, Präsident des französischen Erstligisten Paris St. Germain. Die Ethikkommission der FIFA "eröffnete am Donnerstagabend eine Voruntersuchung gegen Nasser Al-Khelaifi", teilte ein Sprecher des Weltverbandes am Freitag mit.
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