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FC Bayern München: Für Renato Sanches wurde bei Leih-Klub Swansea City alles noch schlimmer

Johannes Mittermeier

Update 15/12/2017 um 14:19 GMT+1 Uhr

Als bester Nachwuchsspieler der EM 2016 kam Renato Sanches für 35 Millionen Euro zum FC Bayern München, wo er einen zaudernden, oft hyperaktiven und zeitweise bemitleidenswert fahrigen Mittelfeldmann abgab. Für die Saison 2017/18 verlieh ihn der Rekordmeister nach England - mit der Hoffnung, dass Sanches im beschaulichen Swansea wachsen und gedeihen kann. Bisher wurde alles nur noch schlimmer.

Renato Sanches bei Swansea City

Fotocredit: Getty Images

Fast 100.000 Neugierige gönnten sich das Video schon, Stand Mitte Dezember entwickelt sich Renato Sanches zum YouTube-Hit. Der Clip ist kurz und abgehackt, aber symptomatisch genug, um seine Zeit bei Swansea City wirkungsvoll zu illustrieren.
Chelsea heißt der Gegner, Sanches bekommt den Ball im Zentrum, der Portugiese rennt ein paar Schritte, bedrängt wird er nicht, flüchtiger Blick, dann ein Querpass - an die Werbebande.
Unterschrieben ist das Video mit folgendem Titel: "Renato Sanches - to whom he passes the ball?" Wem bloß galt dieses Zuspiel? Keine Ahnung. "Seit er in Swansea ist, war das Highlight der ungewollte Pass zur Werbebande", spottete selbst der seriöse "Guardian".

FC Bayern mit großen Erwartungen

Sanches wurde zur Pause ausgewechselt, spielte noch fünf Minuten gegen Stoke und anschließend gar nicht mehr. Zwei Partien, keine Nominierung für den Kader. Verletzt ist er nicht, allerdings verheerend verunsichert. "Sein Selbstvertrauen ist im Keller", sagt Swansea-Trainer Paul Clement.
In keinem Auftritt in diesem Jahr hat er sein Talent gezeigt.
Kurz vor Ende der Sommertransferperiode war Sanches vom FC Bayern München nach England verliehen worden. 25 Pflichtspiele hatte der Portugiese für den Rekordmeister bestritten, aber nur zwei über 90 Minuten.
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Renato Sanches (r., FC Bayern München) im Duell mit Marco Fabian (Eintracht Frankfurt)

Fotocredit: Imago

Nie sah Bayern jenen Sanches, der bei der EM 2016 zum besten Nachwuchsspieler gewählt worden war, der seine Dynamik in Bahnen gelenkt und als Wuchtbrumme im Mittelfeld etliche Eliteklubs animiert hatte. Stattdessen sah Bayern: einen zaudernden, oft hyperaktiven und zeitweise bemitleidenswert fahrigen Jungen mit Rastalocken, 35 Millionen Euro teuer.
"Wir wollten, dass er zu einem Klub geht, bei dem er auf hohem Niveau und kontinuierlich spielen kann", sagte Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zum Abschied, der für eine Saison und bewusst ohne Kaufoption geplant wurde.

Sanches hat praktisch alle und faktisch keine Zeit

8,5 Millionen Euro Gebühr zahlte Swansea, wohin Clement 2016 wechselte, nachdem er als Assistent von Carlo Ancelotti bei Bayern aufgehört hatte. Rummenigge wünschte sich für Sanches einen "Trainer, der auf ihn setzt", im Halbjahreszeugnis 2017/18 sind neun Premier-League-Partien vermerkt, sieben als Bestandteil der Startelf.
Swansea gewann nicht ein einziges Mal.
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Renato Sanches (M.) bei Swansea City

Fotocredit: Getty Images

Durch das 0:4 gegen Manchester City ist der Verein auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht; das vermeintlich beschauliche, aber in wüsten Turbulenzen schwingende Swansea bietet Sanches kein Umfeld, das ihn wie in einem Biotop wachsen und gedeihen ließe. An Clement entzündet sich Kritik für ständig alternierende Auf- und Einstellungen.
Sanches ist erst 20, er hat praktisch alle und faktisch keine Zeit. Fortschritte werden erwartet, zügig. Sein früherer Trainer Hélder Cristovão begründet Sanches' Probleme bei "O Jogo" so: "Im englischen Fußball verlangt man von kreativen Spielern andere Aufgaben, deswegen fällt es ihm schwer, sich dieser Spielweise anzupassen."

Vorzeitiges Leih-Ende? Heynckes dementiert

Der Ex-Stuttgarter Fernando Meira rät bei "Sport!" zur Heimkehr:
So macht es keinen Sinn. In England geht Renato kaputt. Er muss zurück nach Portugal, um der Alte zu werden.
Clement hat den Glauben nicht verloren, dass Swansea "die richtige Umgebung bietet", damit Sanches seine Qualitäten entfaltet. Der Europameister probiere "sehr komplizierte Sachen im Spiel", kritisiert Clement, dabei misslinge bereits das Einfache: "Renato muss wieder an den Grundlagen arbeiten."
Bayern verfolgt die Entwicklung erstens genau und zweitens mit Sorge. Sanches' Vertrag läuft bis 2021, portugiesische Medienberichte, wonach die Leihe im Winter vorzeitig beendet werde, verwundern FCB-Trainer Jupp Heynckes:
Daran verschwende ich keinen Gedanken, im Mittelfeld haben wir keinen Bedarf.
Schlimmstenfalls erhalten die Münchner einen Profi mit Defiziten, die eher noch akuter geworden sind - weil es in anderer (Fußball-)Kultur auch nicht funktionierte.
Sanches wisse, "dass er Vollgas geben muss", hatte Rummenigge im Sommer gesagt. Bisher gleicht das Ganze einer Vollbremsung.
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