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Miralem Pjanic: Der Dirigent mit dem Zauberfuß

Christian Bernhard

Publiziert 30/10/2015 um 09:38 GMT+1 Uhr

Miralem Pjanic spielt bisher die Saison seines Lebens, straft damit seine Kritiker Lügen und steht nun auf den Notizblöcken der größten Vereine Europas.

Miralem Pjanic

Fotocredit: AFP

Die Inthronisierung kam von einem der weiß, wie es sich auf diesem Thron anfühlt. Jahrelang galt Juninho als einer der gefährlichsten Freistoßschützen Europas, seine Flugkurven, bei denen sich der Ball im letzten Moment senkte, sind heute schon legendär. Es heißt also etwas, wenn einer wie Juninho sagt: "Gut möglich, dass er aktuell der beste Freistoßschütze ist. Nein, ich bin mir sicher: Er ist der beste." Juninhos Worte in der "L'Equipe" galten Miralem Pjanic. Der heute nicht mehr aktive Brasilianer erzählte dort, dass Pjanic in Lyon nach den Trainingseinheiten immer bei ihm geblieben war und sie zusammen Freistöße geübt hatten. Immer und immer wieder. "Wir haben sehr viel gesprochen und diskutiert", berichtete Juninho.
Die Diskussionen haben sich für Pjanic, der Juninho als seinen Lehrmeister bezeichnet, ausgezahlt. Alleine in der aktuellen Saison hat der 25-Jährige des AS Rom schon vier Freistoßtore erzielt, eines davon kürzlich beim spektakulären 4:4 im Champions-League-Spiel in Leverkusen. Zehn seiner 22 Serie-A-Tore hat der Bosnier per Freistoß geschossen - mittlerweile sei ein Roma-Freistoß an der gegnerischen Strafraumgrenze wie ein Elfmeter, twitterte sein Verein kürzlich.
Die Freistöße sind aber nur eine Qualität Pjanics. "Er ist der Herr über unser Spiel", sagte Romas Trainer Rudi Garcia nach dem 3:1-Sieg gegen Udinese am Mittwoch. Die italienische Presse beschrieb Pjanic zuletzt wahlweise als "Dirigent des Roma-Orchesters" und seine Spielweise als "perfekte Sinfonie, wie die Vier Jahreszeiten von Vivaldi". Wenn er den Ball streichele, "freuen sich er, seine Teamkollegen und die Fans. Die einzigen, die keine Freude empfinden, sind die Gegner“, schrieb die Tageszeitung "Leggo" jüngst.
Pjanic, der in Garcias 4-3-3-System im zentralen Mittelfeld agiert, hat jetzt schon mehr Pflichtspiel-Tore (sechs) als in der kompletten vergangenen Saison (fünf) erzielt. Dazu kommen sechs Assists. Ohne Francesco Totti, der am Anfang der Saison auf der Bank saß und nun verletzt ist, lenkt und leitet der Bosnier das Spiel der Giallorossi. Pjanic spielt bisher die Saison seines Lebens und straft damit jene Kritiker Lügen, die ihn in den vergangenen Spielzeiten oft als brotlosen Künstler beschrieben hatten. Er sei nicht spielentscheidend und viel zu unkonstant, war zu hören, einige bezeichneten ihn sogar als Symbol der jüngeren Roma: Schön anzusehen, aber nicht erfolgreich. Jetzt klingt es ganz anders. "Pjanic ist ein Phänomen", sagte der Römer und Ex-Roma-Spieler Lionello Manfredonia, der mit Juventus 1986 den Meistertitel gewann, der "Gazzetta dello Sport": "Er ist sehr gereift. Jetzt ist er ein Spieler, der den Unterschied ausmacht. Er steht eine Stufe über all den anderen."

Bei Bayern und Barca auf dem Zettel

Mit seinen beeindruckenden Auftritten scheint sich Pjanic in die Notizblöcke der größten Vereine Europas gespielt zu haben. Laut "Sky Italia" ließ der FC Bayern den Bosnier, der nach eigenen Angaben im Alter von 18 Jahren ein Angebot der Münchner ausgeschlagen hatte, beim 4:4 in Leverkusen beobachten. Allerdings ist angeblich auch der FC Barcelona am Mittelfeldspieler dran. Barca-Coach Luis Enrique kennt den 25-Jährigen, der in Rom bis 2018 unter Vertrag steht und rund sieben Millionen Euro pro Jahr verdienen soll, bestens aus seiner Zeit als Roma-Trainer – er hatte ihn aus Lyon in die italienische Hauptstadt geholt. Laut "Corriere della Sera" sieht er in Pjanic den idealen Nachfolger von Xavi und mittelfristig auch jenen von Andres Iniesta. Barca soll bereit sein, 40 Millionen Euro für ihn zu bieten.
Pjanic äußerte sich noch nicht zu den Gerüchten, seine Gegenwart ist das Verteidigen der Tabellenführung mit seinen Giallorossi. Roma-Legende Falcao betont: "Das könnte das Jahr der Roma sein." Mit so einem Pjanic, der in der Liga bis auf den ersten Spieltag in jedem seiner Spiele ein Tor erzielt oder vorbereitet hat, ist das mehr als nur vorstellbar. Inter Mailand, Romas Gegner am Samstag, dürfte gewarnt sein. Falls nicht, tat den Mailändern Alessandro Florenzi den Gefallen. Auf die Frage, welchen seiner Teamkollegen Inter besonders im Auge haben sollte, antwortete er: "Da könnte ich viele nennen. Aber ich sage Pjanic."
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