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Der McLaren-Report: Stiche ins olympische Herz als letzte Hoffnung auf die finale Wende

Sigi Heinrich

Update 19/07/2016 um 15:48 GMT+2 Uhr

Die Enthüllungen über das systematische Doping in Russland nehmen immer verheerendere Ausmaße an. Schuld daran sind auch die Funktionäre, die über Jahre zu viel Milde walten ließen, ein Auschluss für Olympia ist dieses Mal alternativlos. Es bleibt einzig und allein die Hoffnung auf die finale Wende. Eurosport-Blogger Sigi Heinrich bewertet die Ergebnisse des McLaren-Reports.

Youngsters walk past the Olympic rings at Madureira Park, the third largest park in Rio de Janeiro, Brazil, on July 1, 2015

Fotocredit: AFP

Ein Montag wird die Welt verändern. Und vielleicht ausnahmsweise mal zum Besseren.
Am diesem Montag nämlich, dem 18. Juli, wurde in Kanada der sogenannte McLaren-Bericht zu den Doping-Vorgängen in Russland offiziell vorgestellt.
Nicht mit lautem Getöse, wie man das bei einem McLaren erwarten würde, sondern mit leisen Worten. Satz für Satz ein Nadelstich in das Herz der olympischen Bewegung.
Was eigentlich längst bekannt war, wurde nun bestätigt: Die russische Regierung hat wissentlich weit über die Leichtathletik hinaus und hinein in vermutlich allen olympischen Sportarten ein perfides Doping und Betrugssystem nicht nur aufgebaut, sondern mit Akribie betrieben.
Und alle Organe in Russland waren involviert, wohl bis hin zum Präsidenten, der wie weiland die ehemalige DDR sportliche Erfolge nutzen will, um die Vorzeige seines politischen Systems damit zu demonstrieren.

Ausschluss alternativlos

Die Reaktion darauf kann nur den Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sein. Vor allem wenn Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) seinem Credo der Nulltoleranz-Politik im Doping treu bleiben will.
Denn dann sind die Machenschaften in Russland auch eine Chance, endlich das Dopingruder komplett herum zu reissen. Zeichen zu setzen an alle. Seht her, wir sind es jetzt endgültig leid.
Wer nicht hören will muss fühlen. Und wer auch in Zukunft meint, er könne munter weiter dopen, wird ähnliche Restriktionen erfahren.
Es ist traurig genug, dass es anscheinend nicht anderes funktioniert. Nicht mit Worten und mit gutem Willen, nicht mit Diskussionen und kleinen Strafen sondern nur mit rigorosen Maßnahmen.

Abschreckung nur an zweiter Stelle

Schuld daran haben viele, auch die Internationale Sportgerichtsbarkeit in Lausanne, die viel zu oft langjährige Dopingstrafen verkürzt hat wenn die Sünder nur Reue zeigten und sich auch noch als Kronzeugen zur Verfügung stellen. Abschreckung stand an zweiter Stelle. Und auch viele nationale Verbände kämpfen immer noch mit Feigenblättern gegen Doping..
Dennoch ist dieser McLaren-Montag kein Tag des Jubels. Zu den Verlierern gehören vor allem jene Sportler, auch die in Russland, die ohne Doping in den Wettkampf gehen wollten, wenn es denn überhaupt welche gab.
Doch vermutlich ist es so gewesen wie damals in der DDR: Wer nicht bereit war, sich dem perfiden System unterzuordnen, der wurde ausgeschlossen.
Wir haben jüngst erst die Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam übertragen. Ohne russische Athleten. Es war irgendwie eigenartig. Russland, eine große Sportnation, gehört normalerweise einfach dazu.
Und deshalb hoffe ich, dass der im Grunde nicht zu verhindernde Ausschluss aller russischen Athleten in Rio eine finale Wende einleiten wird. Dass dann endlich alle begreifen, dass der Kampf gegen Doping mit alle Mitteln fortgesetzt wird.
Wer freilich glaubt, wir würden damit dopingfreie olympische Spiele in Rio erleben, wird sich täuschen. Wir werden nur weniger vermeintlich gedopte Athleten erleben.
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McLaren-Reports: Systematisches Doping der Russen offengelegt

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