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Sigi-Heinrich-Blog: Olympia treibt den Adrenalin-Spiegel nach oben

Sigi Heinrich

Update 02/11/2017 um 08:09 GMT+1 Uhr

Noch 100 Tage bis zum Beginn der Olympischen Winterspiele in PyeongChang. Grund genug für Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich auf dieses Event zu blicken. Zwar ist er seit knapp drei Jahrzenten für Eurosport im TV auf Sendung und hat schon viele Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften miterlebt. Aber die Spannung steigt diesmal besonders, weil Eurosport "Home of the Olympics" ist.

Laura Dahlmeier

Fotocredit: Imago

Der erste Auftrag ist schon eingetroffen. Ich möge doch bitteschön das Maskottchen der Olympischen Winterspiele 2018 in PyeongChang mitbringen. Ehrensache. Soohorang wird im Koffer Platz nehmen. Ich hoffe, es gibt ihn in einer transportablen Größe. Es ist nämlich ein weißer Tiger.
Der Name jedenfalls scheint mir passend zu sein, denn in der koreanischen Mythologie bedeutet es Vertrauen, Schutz und Stärke. Können wir alles gebrauchen in genau 100 Tagen, wenn die Spiele im Olympiapark "Hoenggye" eröffnet werden.
Es ist mein zweiter Besuch in Südkorea für eine große Sportveranstaltung und ich erinnere mich gerne an die Leichtathletik- WM 2011 in Daegu. An die Hilfsbereitschaft der Volontäre, die freilich auch uns einiges an Geduld abforderten. Sprachlich vor allem war es nicht so einfach. Aber am Ende hat alles geklappt. Wir haben keinen Sprung und keinen Lauf verpasst und immer ins Stadion gefunden.
Allerdings kann man Daegu natürlich nicht vergleichen mit PyeongChang. Das eine ist eine Millionenmetropole, während die Austragungsstätten für die Olympischen Spiele in einem eher dünn besiedelten Gebiet liegen. Im Landkreis PyeongChang (auch der Hauptort heißt so) leben gerade mal 43.000 Einwohner. Und zu den Gebieten mit florierender Industrie zählt die Region nicht unbedingt.

Olympia als Initialzündung

Die Winterspiele sollen deshalb eine Initialzündung sein für den Wintersport nicht nur in dieser Region, sondern für die gesamte koreanische Halbinsel und darüber hinaus. Vor allem den Städtern aus Seoul soll das Schneevergnügen näher gebraucht werden, weshalb man einen Hochgeschwindigkeitszug ins Leben gerufen hat, der vom internationalen Flughafen Incheon mit 300 km/h in etwa 90 Minuten die Olympiaregion erreichen soll. Ehrlich: Auf diese Fahrt freue ich mich schon.
Wieder einmal also hat das Wörtchen Olympia geholfen, die Infrastruktur eines Landes zu verbessern. Und selbstverständlich sollen alle Sportstätten nachhaltig genutzt werden, wobei eine gewisse Skepsis allerdings angebracht sein darf. Es gibt schon jetzt mehr Skisprungschanzen und Bobbahnen auf dieser Welt als mögliche dazugehörige Veranstaltungen. Immerhin soll in der Eishockeyhalle nach den Spielen ein Profiteam Einzug halten.

Der Zauber der Ringe ist ungebrochen

Es ist ja sowieso erstaunlich, wie intensiv das Wort Olympia noch immer wirkt. Trotz vieler Ungereimtheiten und nicht eben sehr konsequenten Reaktionen auf massive Dopingvorgehen (nicht nur in Russland) dreht sich seit Beginn der Wintersaison 2017/18 schon alles um eben die Teilnahme bei den Wettkämpfen in PyeongChang. Als Viktoria Rebensburg den Auftakt-Riesenslalom in Sölden gewann, war der zweite Hinweis schon jener, dass sie damit das Olympia-Ticket in der Tasche habe.
In Deutschland heißt die Zauberformel ja schon immer: Man muss bei Weltcup-Rennen entweder einmal unter die besten Acht kommen oder zweimal unter den besten 15 platziert sein. Dann hat man erst mal die Norm geschafft. Und auch ein Blick auf die Trainingspläne zeigt: Alles ist den Olympischen Spielen untergeordnet. Nur in Südkorea und wirklich nur dort, entscheidet sich die Saison, werden Karrieren geschmiedet. Siege sind dort süßer als anderswo und auch nachhaltiger. Niederlagen bei Olympischen Spiele werden als persönliche Schicksalsschläge bezeichnet. Der Zauber der Ringe ist ungebrochen. Nach wie vor.

Wir sind "Home of the Olympics"

Und auch wir können und wollen uns dem nicht entziehen. Mit Fug und Recht dürfen wir uns als "Home of the Olympics" bezeichnen, denn wir fiebern nicht nur mit, sondern werden Euch mit der umfangreichsten Übertragung, die es je bei Eurosport von Olympischen Spielen gegeben hat, an diesem Zauber teilhaben lassen. Und es ist auch für mich tatsächlich ein Unterschied, ob man ein Weltcuprennen kommentiert oder dann alle vier Jahre plötzlich einen olympischen Wettkampf.
Es kribbelt sonst auch, aber mit den fünf Ringen vor der Nase ist es noch wesentlich intensiver. Als stünde man am Start eines großen Rennens oder eines Wettkampfes. Es ist ähnlich wie vor vielen, vielen Jahren, als ich als Kunstturner bei Meisterschaften an die Geräte musste. Oder vor den Prüfungen an der TU München am Ende des Sportstudiums. Die Olympischen Spiele treiben den Adrenalin-Spiegel nach oben. Von allen, die damit zu tun haben.

Die Wartezeit wird genial verkürzt

Von mir aus könnte es schon jetzt losgehen. Zum Glück sind es nur noch 100 Tage, die mit allen Weltcuprennen in allen Sportarten, die wir übertragen, bestimmt wie im Flug vergehen werden.
Und was den kleinen, weißen Tiger Soohorang betrifft, weiß ich aus Erfahrung eines: Ich muss ihn gleich zu Beginn der Spiele kaufen. Sonst könnte es passieren, dass ich ohne ihn nach Hause fliegen muss. Und das würde mir mein kleiner Freund Valentin (ein Jahr alt) später vermutlich nie verzeihen.
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