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Olympia 2016 in Rio - Zwischen Lebensfreude, Scheinwelt und Märchenstunde

Sigi Heinrich

Update 06/08/2016 um 18:29 GMT+2 Uhr

Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich beschäftigt sich in seinem Olympia-Blog auf Eurosport.de mit der Eröffnungsfeier von Rio de Janeiro und stellt fest: Weniger ist manchmal mehr!

Opening Ceremony

Fotocredit: AFP

Ehrensache. Natürlich habe ich mir die Eröffnungsfeier bei den Kollegen angeschaut. Schließlich habe ich seit 1992 bis London 2012 alle diese Veranstaltungen für Eurosport kommentiert. Sommer wie Winter. Und ich habe das immer als große Ehre betrachtet und sehr, sehr großes Vergnügen. Und es hat eigentlich immer Spaß gemacht. Deshalb habe ich ganz gute Vergleichsmöglichkeiten.
Rio de Janeiro muss sich nicht verstecken. Im Gegenteil. Die wohl massive Kürzung des Budgets hat sich eher angenehm auf das Programm ausgewirkt. Es war ausgewogen, kam wohl auch gut bei den Sportlern an und ließ uns alle auch ein wenig an der Lebensfreude der Brasilianer teilhaben. Samba leise und bunt. Schön.
Aber es war auch, wie immer, eine Scheinwelt, die uns hier vorgesetzt wurde. Auf die brennenden Themen des Sports in diesen Tagen wurde erwartungsgemäß nicht eingegangen. Das war schon immer so. Die offiziellen Reden waren eine Märchenstunde, die Idee, uns allen zu erklären, wie nachhaltig doch Olympische Spiele auch sein können, eine reine Lügengeschichte.

Nicht wieder gut zu machender Schaden

Die Ringe mit grünen Bäumen sollten uns suggerieren, wie toll doch die brasilianische Regierung um den Erhalt des für die gesamte Welt so wichtigen Regenwaldes kämpft. Dabei hat die Inbetriebnahme des Staudammes Belo Monte nicht wieder gut zu machenden Schaden angerichtet. Tausende Hektar Wald wurden gerodet, Flüsse verschmutzt.
Dass einem weiteren Mega-Projekt, dem Staudamm Sao Luiz do Tapajós, die notwendige Umweltlizenz verweigert wurde nach Protesten von Greenpeace und der indigenen Bevölkerung der Munduruku, könnte eine Wende in der Energiepolitik einer Regierung bedeuten, die krisengeschüttelt sein Volk vergessen hat. Die Pfiffe für Interimspräsident Michel Temer, der die Spiele protokollgemäß offiziell eröffnete, waren deutlich. So etwas hat es bei einer Eröffnungsfeier noch nie gegeben.
Immer wieder hat mich während der Eröffnungsfeier auch die Frage beschäftigt, ob Olympische Spiele noch zeitgemäß sind. Fast 80.000 Menschen wurden umgesiedelt, Sportstätten gebaut, die später kaum noch benutzt werden. Geld wurde ausgegeben, das Brasilien sehr gut hätte verwenden können, um die Infrastruktur des Landes zu verbessern. Auf vielen Ebenen. Und doch: Die aus den Fugen geratene Welt wird jetzt 16 Tage auf Rio de Janeiro schauen.
Es soll und kann ein Fest des Friedens werden. Die von Kriegen und Terror verunsicherte Welt kann vielleicht zwei Wochen durchatmen. So wie das bei den Olympischen Spielen im Altertum auch der Fall war. Olympische Spiele sind die größte Motivation für fast alle Sportlerinnen und Sportler auf der ganzen Welt. Sie sind das Ziel ihrer Träume.
Es ist deshalb die Verantwortung der Hüter Olympias, die Zukunft der Spiele mit weisen Entscheidungen zu sichern. Die Eröffnungsfeier in Rio war ein guter Anfang. Weniger ist manchmal mehr.
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