Rad-WM in Richmond: Peter Sagans Pokerspiel mit Jackpot belohnt

Nach etlichen zweiten Plätzen, allein fünf bei der diesjährigen Tour de France, platzte bei dem 25-Jährigen ausgerechnet im so schwierig vorhersehbaren WM-Rennen der Knoten.

"Ich hatte genug von zweiten Plätzen. Das wird ja auch den Zuschauern irgendwann langweilig", sagte Sagan, der im Finale unter anderem den deutschen Mitfavoriten John Degenkolb schlecht aussehen ließ.

Sagans Antritt knapp drei Kilometer vor dem Ziel war ebenso unwiderstehlich wie seine Abfahrtskünste, die ihm anschließend den entscheidenden Vorsprung einbrachten: "Als ich allein vorn war, sagte ich zu mir: Vollgas. Alles ging so verdammt schnell. Boom, boom, boom, und jetzt bin ich hier. Das ist der größte Sieg meiner Karriere."

Dabei nutzte Sagan die wohl einzige Chance, die er hatte. Nur zu dritt waren die Slowaken angetreten, mit dem Triumphator dessen Bruder Juraj und Michal Kolar. Deshalb musste sich Sagan lange versteckten, während die favorisierten Teams Mann um Mann aufrieben und sich mit gegenseitigen Attacken neutralisierten. "Er hat hoch gepokert und den Jackpot gewonnen", sagte Degenkolb.

Die vorherige Durststrecke war wohl beispiellos. Auch wenn Sagan zuletzt bei der Vuelta ein Tageserfolg glückte, insgesamt 15 Mal belegte der Tinkoff-Saxo-Profi dieses Jahr Rang zwei. Und weil er im Frühjahr auch an einem großen Klassikersieg vorbeifuhr, hätte ihm der exzentrische Teambesitzer Oleg Tinkow am liebten das üppige Gehalt gekürzt. "Peter ist ein Tier! Der Radsport wäre ganz anders ohne ihn", ließ Tinkow nun nach dem WM-Titel ausrichten.