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Tour de France 2016: Simon Geschke über Etappensiege, John Degenkolb - und seinen Bart

Daniel Brickwedde

Update 28/06/2016 um 11:21 GMT+2 Uhr

Bei der Tour de France 2016 ist Simon Geschke für die Fans aus aller Welt kein Unbekannter mehr. Mit dem packenden Etappensieg in den Alpen und seinem stylishen Look hat er im Vorjahr für Aufmerksamkeit gesorgt. Welche neuen Ziele sein Team Giant-Alpecin verfolgt, was er sich für die Tour 2016 vorgenommen hat und wie ihn der Erfolg veränderte, erklärt er im Exklusiv-Interview mit Eurosport.de!

Simon Geschke - Team Giant-Alpecin

Fotocredit: Imago

"Tour-de-France-Etappensieger"- wie fühlt sich das ein Jahr danach immer noch an?
Simon Geschke: (lacht) Immer noch sehr gut. Jetzt ist aber auch ein Jahr vorbei und es gibt wieder eine neue Tour de France. Und danach liegt mein Etappensieg halt auch schon bei der vorletzten Tour zurück. Von daher werden die Karten jetzt wieder neu gemischt.
Wie hat dieser Erfolg Ihr Leben verändert?
Geschke: Die Zeit nach der Tour war natürlich mit vielen Veranstaltungen sehr stressig. Man ist aber auch plötzlich nicht mehr nur ein Fahrer, sondern hat auch wirklich ein Gesicht. Die Leute haben das schon verfolgt und die Etappe war ja auch sehr spannend. Das ist schon bei vielen hängen geblieben – das habe ich schon gemerkt.
Haben Sie durch den Erfolg auch ein neues Selbstverständnis von sich als Fahrer und Ihren Möglichkeiten bekommen?
Geschke: Ja, schon. Das Selbstvertrauen hat mir schon manchmal ein wenig gefehlt. Und an dem Tag habe ich es halt einfach nur so versucht und nie damit gerechnet, dass es wirklich für den ganz großen Wurf reicht. Das war auf jeden Fall eine schöne Überraschung. Und natürlich steigt durch so einen Erfolg auch das Selbstvertrauen. Die Ziele sind aber trotzdem dieselben geblieben: Die Frühjahrsklassiker stehen immer noch im Vordergrund und im Sommer jetzt die Tour und Olympia.
Kommen wir auf die Tour de France zu sprechen. Ihr Fazit der bisherigen Saison? Sind Sie zufrieden mit der Vorbereitung auf die Tour de France?
Geschke: Die Vorbereitungszeit seit den Klassikern lief sehr gut. Mit dem Frühjahr bin ich aber gar nicht zufrieden. Leider hatte ich mehrfach Knieprobleme und eine Grippe erwischt – ausgerechnet in der ultimativen Vorbereitungsphase für die Klassiker. Daher bin ich im Frühjahr nie so wirklich in Topform gewesen. Ich denke aber, dass ich jetzt für die Tour in einer guten Verfassung bin.
Wie ist Ihre Rolle im Team für dieses Jahr bei der Tour?
Geschke: Ähnlich wie im vergangenen Jahr. In erster Linie geht es um Helferdienste, gerade in den Bergen. Mit Warren Barguil haben wir einen Fahrer für die Gesamtwertung dabei, der im Moment eine super Form hat und dem ich - wenn alles zusammenkommt - auch zutraue, unter die ersten fünf zu kommen. Das wird unser großes Ziel sein. Als bergfesterer Fahrer bin ich daher für Barguil zugeteilt, für John Degenkolb haben wir andere Anfahrer dabei. Da kommen die Aufgaben in den Bergen auf mich zu, aber ich hoffe natürlich auch auf ein paar Freiheiten, um auf einen weiteren Etappensieg zu fahren.
Haben Sie sich schon mit dem Parcours der Tour de France 2016 beschäftigt und einige Etappen genauer ins Auge gefasst?
Geschke: Eigentlich noch gar nicht. Klar, kenne ich die Route, aber ich habe mir noch keine Etappe groß herausgesucht, bei der ich denke, das wäre eine gute Möglichkeit. Generell kann man allerdings sagen, dass die zweite oder dritte Woche für die Ausreißer die besten Chancen bietet. Ich werde es aber auf jeden Fall wieder probieren.
Wind, Nervosität und Stürze. Die erste Woche einer Tour de France bietet oftmals unschöne Szenen. Haben Sie Respekt vor den ersten Tagen?
Geschke: Ja, ich habe davor sehr viel Respekt. Aus Erfahrung weiß ich, dass alle noch nervöser sind, als bei anderen Rennen. Das macht die Tour zwar auch aus, weil sie so viel größer ist vom Namen und vom Medieninteresse – führt aber bei den hektischen Etappen der ersten Woche auch zu mehr Stürzen. Alle sind noch frisch, für jeden ist es ein Höhepunkt – und auch ich bin ein wenig nervöser als sonst.
Wie beurteilen Sie die Form von John Degenkolb?
Geschke: Das ist schwer einzuschätzen. Er ist seit dem Criterium du Dauphine keine Rennen mehr gefahren. Aber ich denke schon, dass er sich bei der Tour in eine Topform fahren kann, wenn auch nicht in der ersten Woche. Seine Chancen kommen dann vielleicht auch eher in der zweiten oder dritten Woche auf dem schwereren Terrain.
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John Degenkolb im exklusiven Eurosport-Interview: Offene Bekenntnisse in "The Bike Shed"

Sie sind für den Olympiakader für Rio nominiert worden. Der Kurs gilt als schwer, Sie aber auch als einer der besten deutschen Bergfahrer. Würden Sie sich eine Kapitänsrolle im deutschen Team zuschreiben?
Geschke: Nein. Auch deutscher Sicht nehmen wir bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr eher eine Außenseiterrolle ein. Da wird es keinen Kapitän geben, für den die anderen beiden dann fahren. Das macht einfach wenig Sinn. Wir werden probieren, ein attraktives und offensives Rennen zu fahren und irgendwie versuchen, unser Heil in der Flucht zu suchen. Vielleicht haben wir dadurch einen kleinen Vorteil, wenn dann Fahrer wie Chris Froome oder Nairo Quintana ins Rennen eingreifen. Das muss man realistisch sehen, da kann keiner von uns auf diesem Niveau mitfahren.
Letzter Frage, ist ihr Bart mittlerweile so etwas wie ein Markensymbol?
Geschke: Ja. Ich muss zugeben, dass ich es am Anfang nicht gedacht und auch ein wenig genossen habe, dass die Leute das alle so witzig finden, wenn da einer plötzlich einen Bart hat. Ich kann es mir aber auch nur noch schwer ohne vorstellen. Da hätte ich das Gefühl, dann erkennt mich keiner mehr (lacht). Aber mir gefällt es auch einfach und ich trage es nicht nur, wegen eines Alleinstellungsmerkmals.
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