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Tour-de-France-Geschichte(n): Herzschlag-Finale in Paris 1989, vergiftete Siege, Premiere für Tony Martin

Andreas Schulz

Update 23/07/2023 um 00:08 GMT+2 Uhr

Die Geschichte der Tour de France steckt voller Highlights, Dramen, Tiefpunkte: Wir blicken in unserer täglichen Serie zurück auf besondere Momente, die sich heute jähren und deren Bilder uns oft noch vor Augen sind - und auf spezielle Tour-Höhepunkte aus deutscher Sicht. Heute u.a. mit Laurent Fignon und Greg LeMond, Tony Martin, Cadel Evans, Alberto Contador oder Tyler Hamilton.

Krimi in Paris: Das Zeitfahr-Drama 1989 mit Lemond und Fignon

Der 23. Juli - kein Tour-Tag wie jeder andere:
Für alle Zeiten wird dieser Tag wegen des Final-Dramas bei der Tour de France 1989 ganz oben in den Radsport-Geschichtsbüchern stehen. Laurent Fignon geht mit 50 Sekunden Vorsprung in das Zeitfahren von Versailles über 24,5 Kilometer nach Paris.
Der Franzose leidet zwar an Sitzbeschwerden, aber dass ihm Rivale Greg LeMond nach drei Wochen heißem Kampf um Gelb das "maillot jaune" noch entreißen kann, glaubt kaum jemand.
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Laurent Fignon - Tour de France 1989

Fotocredit: Imago

Doch dem US-Amerikaner, der nach einem fürchterlichen Jagdunfall sein Comeback bei dieser Tour gibt, gelingt das schier Unmögliche. Mit 54,545 km/h legt er einen unglaublichen Schnitt hin - dann tickt die Uhr, und zwar gegen Fignon. Als der Franzose das Ziel erreicht, fehlen ihm acht Sekunden zu seinem dritten Tour-Sieg, oder in Strecke umgerechnet nach 3257 Kilometern exakt 82,225m.
Knapper geht es nie zu, enger liegen tiefste Enttäuschung und ekstatischer Jubel nie mehr beieinander.
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Greg LeMond und Laurent Fignon - Tour 1989

Fotocredit: Eurosport

Ein historischen Tour-Sieg wird 2011 am 23. Juli perfekt gemacht - und eine Premiere kommt hinzu.
Beim Zeitfahren um Grenoble holt sich Tony Martin in seiner Spezialdisziplin über 42,5 Kilometer seinen ersten Tour-Etappensieg - fast ungewohnt ist er dabei nicht im Weltmeister-Trikot unterwegs, denn der erste von vielen WM-Titeln sollte erst im Herbst jenes Jahres in Kopenhagen folgen.
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Tony Martin, Tour de France 2011

Fotocredit: Imago

Doch der Erfolg ist knapp, sieben Sekunden nur liegt der HTC-Profi im Ziel vorne. Sein Glück: Cadel Evans geht auf den letzten Kilometern kein Risiko mehr ein, soll nur noch heil ins Ziel kommen. Aus dem Teamwagen verrät man ihm nicht, dass da eventuell sogar noch ein Tagessieg möglich ist.
Denn der Australier hat sein Ziel schon erreicht: Die 57 Sekunden Rückstand zum Gelben Trikot von Andy Schleck sind längst mehr als aufgeholt, am vorletzten Tour-Tag macht der BMC-Kapitän den ersten Tour-Triumph eines "Aussies" perfekt, um 1:34 Minute liegt er vor dem Luxemburger.
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Cadel Evans (BMC) jubelt in Gelb nach der 20. Etappe der Tour de France 2011

Fotocredit: Getty Images

1995 wird am 23. Juli durch Miguel Indurain Geschichte geschrieben. An diesem Sonntag gewinnt er als erster Fahrer eine fünfte Tour de France in Serie und streift zum 60. Mal das "maillot jaune" über.
Der Höhepunkt, flankiert von den Franzosen Laurent Jalabert und Richard Virenque, wird aber auch Endpunkt sein: Danach erobert er Gelb nie wieder, sondern trägt es nur noch ein letztes Mal ehrenhalber beim Tour-Prolog ein Jahr später in s'Hertogenbosch.
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Tour de France 1995: Laurent Jalabert, Miguel Indurain, Richard Virenque

Fotocredit: Getty Images

Eine schier unglaubliche "Heldentat" erleben die Fans 2003 auf der letzten Bergetappe jener Tour, die aus den Pyrenäen hinaus nach Bayonne führt. Seit Wochen quält sich Tyler Hamilton mit einem angebrochenen Schlüsselbein und Spezialverband durch die Tour. Seine Träume vom Podium sind durch die Sturzverletzung vorbei, doch ein Tagessieg soll noch her. Mit Hilfe seiner CSC-Teamkollegen schließt er zur Ausreißergruppe des Tages auf, um sich dann als Solist auf den Weg zu machen.
Das Unterfangen gelingt - so sehr in das Feld ihn auch über Stunden jagt, er kommt fast zwei Minuten vor Erik Zabel ins Ziel. In seinem Enthüllungsbuch "The Secret Race" beschreibt der US-Amerikaner später den Doping-Betrug hinter dem damals umjubelten Auftritt.
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Tyler Hamilton bei der Tour de France 2003

Fotocredit: Getty Images

Ein mehrfach seltsames Spektakel erlebt die Tour am 23. Juli 2007. Die Pyrenäen-Etappe über fünf Gipfel sieht Alexander Winokurow als ersten Fahrer im Ziel. Doch die Halbwertszeit des Erfolgs des Kasachen ist extrem gering. Erst ob seines Kampfgeistes gefeiert, der ihn nach schweren Stürzen doch noch Platz eins im Einzelzeitfahren und nun bei dieser Kletterpartie einbringt, wird Winokurow schon am direkt im Anschluss folgenden Ruhetag als Blutdoper enttarnt.
Sein Astana-Team verlässt die Tour in Schande und wird zur nächsten Austragung nicht eingeladen werden.
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Tour de France 2007: Alexander Winokurow (Astana)

Fotocredit: Getty Images

Doch surreal ist auch, was sich auf jener Etappe einige Minuten hinter den Ausreißern um Winokurow abspielt.
Dort zeigen die beiden Rivalen um den Gesamtsieg, Michael Rasmussen und Alberto Contador, sowohl Sprintduelle als auch Stehversuche am letzten Berg des Tages, dem Col du Peyresourde. Der Däne wird die Tour auch bald verlassen müssen und Jahre später Doping gestehen, der Spanier in Paris ganz oben stehen.
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Tour de France 2007: Alberto Contador und Michael Rasmussen

Fotocredit: Getty Images

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