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Achter holt Gold

Vondpa

Update 01/08/2012 um 16:12 GMT+2 Uhr

Der Mythos lebt. Nach langer olympischer Durststrecke taugt der Deutschland-Achter wieder zum nationalen Erfolgssymbol. In einem packenden Finale auf dem Dorney Lake von Eton gewann das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes das erste Gold seit 1988 in Seoul.

Olympia London 2012 Achter Gold

Fotocredit: Eurosport

Doch nach dem Parforceritt zum Gold fehlte den Modellathleten zunächst die Kraft zum Jubeln. Bis auf Schlagmann Kristof Wilke, der noch im Boot die Siegerpose von Sprinter Usain Bolt nachahmte, verharrten fast alle Olympiasieger lange auf den Rollsitzen und schnappten nach Luft.
Beim Blick auf die ausgepowerten Kraftpakete geriet Schlagmann-Legende Roland Baar ins Schwärmen: "Das ist der beste Achter, den es jemals gab. Den Jungs ist noch gar nicht bewusst, dass sie Unglaubliches geleistet haben."
Wie schon bei den vorigen drei Weltmeisterschaften erwies sich die Crew von Trainer Ralf Holtmeyer erneut als übermächtig. Trotz der lautstarken Unterstützung von 25 000 Zuschauern für das britische Boot bewahrten Wilke und Co. die Nerven, obwohl die Gastgeber lange Zeit dagegenhielten und noch 500 Meter vor dem Ziel gleichauf lagen.
Der WM-Zweite musste dem hohen Tempo im Finish jedoch Tribut zollen und Platz zwei noch an Kanada abtreten. Mit leuchtenden Augen beschrieb Crew-Mitglied Lukas Müller die Triumphfahrt: "Das geilste Rennen überhaupt. Aber bei 1500 Metern habe ich noch gedacht, scheiße, die Engländer machen das heute."
Das erste Achter-Gold seit 1988 und der 36. Sieg in Serie löste die Anspannung der vergangenen Tage. Spätestens als DOSB-Präsident Thomas Bach unter lautem Jubel die Medaillen überreichte, war die Anstrengung der vergangenen Minuten vergessen. Das Lob seiner Mitstreiter für die auf die schnelle geänderte Rennstrategie gab Steuermann Martin Sauer an die Crew zurück: "Das war ganz stark - nicht nur mit den Beinen und Armen, sondern auch im Kopf."
Anders als in Peking, als das einst ruhmreiche Großboot als Letzter ein Bild des Jammers abgegeben hatte, überwog diesmal der Stolz. Besondere Genugtuung empfanden Wilke und Florian Mennigen (Ratzeburg). Beide waren schon beim letzten Rang vor vier Jahren dabei gewesen und hatten sich damals geschworen, diese Pleite vergessen zu machen. "Mir ist eine schwere Last von den Schultern gefallen", bekannte Mennigen.
"Eine grandiose Leistung"
Nicht minder groß war die Freude bei Holtmeyer. 24 Jahre nach dem Triumph von Seoul führte der von der Verbandsspitze zwischenzeitlich in den Frauen-Bereich versetzte Trainer wieder einen Achter zu einem Olympiasieg. Doch auch der Erfolgscoach musste lange zittern: "Den Engländern können ja Flügel wachsen, wenn sie hier in den Bereich ihrer Tribüne reinfahren. Aber 400 Meter vor dem Ziel war ich mir sicher, dass es mit Gold klappt."
Der insgesamt vierte Triumph des Achters nach 1960, 1968 und 1988 sorgte auch bei der Verbandsspitze für große Erleichterung. Hämische Kommentare, wie nach der historischen Pleite von Peking ohne Gold, bleiben ihr diesmal erspart. Neben DRV-Chef Siegfried Kaidel atmete auch DOSB-Chef Bach auf: "Das war eine grandiose Leistung, die weltweit Anerkennung findet."
Silber für Doppelvierer
Die Silbermedaille des Frauen-Doppelvierers nur wenige Minuten zuvor machte das Glück am ersten von vier Finaltagen perfekt. Das Team um Schlagfrau Britta Oppelt (Berlin) musste sich im Endlauf nur dem großen Favoriten aus der Ukraine geschlagen geben, kam aber vor den USA ins Ziel. Alle Hoffnungen auf Gold erwiesen sich jedoch als Wunschdenken. Am Ende lag die Ukraine mit einer Bootslänge vorn. Teammitglied Carina Bär war dennoch zufrieden: "Das ist eine Riesenerleichterung. Ich bin so froh, dass ich nachher so ein Ding um den Hals gehängt bekomme."
Auch im Einer gab es aus deutscher Sicht Grund zur Freude. Erstmals seit Sydney (2000) steht Marcel Hacker im Endlauf der olympischen Ruderregatta. Der dritte Rang hinter Weltmeister Mahe Drysdale aus Neuseeland und dem Schweden Lassi Karonen rührte den ehemaligen Skiff-Weltmeister (2002) aus Frankfurt/Main im Zielraum zu Tränen. Anders als beim Halbfinal-Aus in Athen 2004 und in Peking 2008 bewahrte der 35 Jahre alte Routinier diesmal die Nerven. "Das war für mich sehr emotional", kommentierte er, "auf diese Leistung kann ich stolz sein."
Mehr noch als Hacker steuert der Doppelvierer der Männer auf Medaillenkurs. Beim Sieg im Halbfinale über Estland und Olympiasieger Polen präsentierte sich das Team um Schlagmann Tim Grohmann (Dresden) in prächtiger Form und geht neben den Kroaten als Mitfavorit in den Endlauf am Freitag.
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