Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen
Opinion
Snooker

Snooker, English Open: Gespenst verscheucht -der unvollendete Liang Wenbo ist Geschichte

Rolf Kalb

Update 17/10/2016 um 14:33 GMT+2 Uhr

Es war eine Explosion der Gefühle, als sich Liang Wengbo nach seinem Sieg in Manchester die Anspannung aus dem Leib schrie und wie ein Rumpelstilzchen durch die Arena sprang. Natürlich ist Liang ein emotionaler und extrovertierter Mensch. Aber trotzdem bekam man einen Eindruck davon, unter welch großem Druck er gestanden hatte. Das alles musste in diesem, Moment raus.

Liang Wenbo mit Ronnie O'Sullivan und Jimmy White

Fotocredit: Eurosport

Traditionalisten mögen vielleicht die Augenbrauchen hochziehen, aber ich konnte die Reaktion von Liang Wenbo gut nachvollziehen und fand das einen wunderbaren Moment voller Emotionen. Er galt ja so ein bisschen als der Unvollendete. Klar war er immer ein exzellenter Snookerspieler, der Furcht verbreiten konnte, wenn er in den Bällen war.
Aber allzu oft scheiterte er auch an sich, an seiner Ungeduld, an seiner mangelnden Ruhe. Während Ding Junhui Titel um Titel gewann wollte bei ihm der Knoten nicht platzen. Dieses Gespenst ist jetzt verscheucht.
Dass Liang Wenbo nicht nur ein Luftikus ist bewies er mit seiner Reaktion nach dem Sieg. "Ich habe von ihm (Ronnie O’Sullivan, Anm. des Autors) viel gelernt, er ist mein bester Freund", verriet er Worldsnooker.
Er hat mir geraten, an mein Finale bei der UK Championship zu denken und daraus zu lernen.
Dieser Tipp von Ronnie war offensichtlich Gold wert: Im Gegensatz zu einer Final-Niederlage gegen Neil Robertson blieb er dieses Mal ruhig und kontrolliert. Natürlich denkt man beim Finale von Manchester zuerst einmal an seine vielen hohen Breaks. Aber bezeichnend ist, dass er eben in der Regel auch die engen Frames gewonnen hat. Das war der Schlüssel zum Sieg. Und seine 62er-Clearance bis Pink im letztendlich entscheidenden 14. Frame zum 8:6 war absolute Weltklasse und reiht sich ein in die ganz großen Clearances der Snookergeschichte.
Der Druck war enorm, und als er an den Tisch kam lag da alles, bloß kein Break. Wie er sich da von Ball zu Ball kämpfte war eine wahre Meisterleistung.
Trotz der Niederlage im Endspiel der English Open braucht sich Judd Trump nichts vorzuwerfen. 14 Siege in Folge sind eine große Leistung, die heutzutage ihresgleichen sucht. Nach vier stressigen Wochen fehlte am Ende vielleicht auch das letzte bisschen Kraft. Er selber hatte in Manchester ja schon nach jedem Spiel darauf hingewiesen, dass er nicht brillant spiele, aber eine sehr große Konstanz an den Tag lege. Das war eine korrekte Analyse. Aber gegen Liang reichte die Konstanz eben nicht mehr. Dazu war der Chinese zu gut.
Spieler, Offizielle und auch Fans haben jetzt gerade mal sechs Tage Zeit, um ihren Alltag wieder zu organisieren. Am nächsten Sonntag (23. Oktober) geht es ja schon wieder weiter mit der International Championship. Und direkt danach folgt die neue China Championship. Wieder zwei Wochen Top-Snooker in Folge und wieder zwei Wochen Top-Snooker auf Eurosport.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
picture

Große Emotionen: Ding Junhui von Tränen übermannt

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung