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Tennis

Australian Open 2017: Roger Federer gewinnt mit 35 Jahren seinen 18. Grand-Slam-Titel

Petra Philippsen

Update 31/01/2017 um 08:49 GMT+1 Uhr

Roger Federer hat die Australian Open 2017 gewonnen - trotz aller Widrigkeiten, trotz aller Unkenrufe und trotz der schier übermächtigen jüngeren Konkurrenz. Eurosport Tennis-Expertin Petra Philippsen hat die zweiwöchige Traumreise des Schweizers vor Ort in Melbourne begleitet und berichtet in ihrem Abschluss-Blog von der Krönung Federers.

Roger Federer - Open d'Australie 2017

Fotocredit: AFP

Die Party im Player's Restaurant war um 2:00 Uhr morgens bereits in vollem Gange, da saß Roger Federer immer noch im Pressekonferenzraum ein paar Meter weiter und gab ein TV-Interview nach dem anderen. "Früher war es irgendwie schöner, als die Finals noch nachmittags gespielt wurden", sagte Federer und grinste: "Da hatte man dann einfach länger Zeit, zum feiern. Aber keine Sorge: Wir feiern heute Nacht wie die Rockstars!"

Wieder Tränen bei Federer

Und Federer hatte wirklich allen Grund, die Nacht zum Tag zu machen, denn wer hätte vor zwei Wochen tatsächlich damit gerechnet, dass er sich seinen 18. Grand-Slam-Sieg holen würde? Nicht einmal direkt vor dem Finale mochte die Mehrheit so recht daran glauben. Schließlich lag Rafael Nadal im direkten Vergleich haushoch vorne: Acht Mal hatten sie sich zuvor in einem Major-Endspiel gegenüber gestanden, sechs Mal triumphierte der Mallorquiner.
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Traumtennis: Die Highlights vom Finale Federer-Nadal

Auch bei ihrem letzten Final-Duell bei den Australian Open 2009 lief es so, und Federer weinte hinterher bitterlich. Damals wollte er so gerne mit den 14 Trophäen seines Idols Pete Sampras gleichziehen - Nadal hatte ihm diesen Traum zerstört. Nun kamen Federer nach dem Finale am Sonntag auch die Tränen, doch dieses Mal aus purer Freude und enormer Erleichterung. Er hatte es allen noch einmal gezeigt, mit 35 Jahren. Und das fast fünf Jahre nach seinem letzten großen Sieg in Wimbledon.

"Ich habe immer daran geglaubt..."

Und das war dann auch das Wichtigste für den Schweizer in diesem historischen Augenblick: "Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es noch einmal schaffen kann. Und dieser Sieg bedeutet mir deshalb vielleicht mehr als alle anderen, weil ich so hart dafür kämpfen musste. Das lässt sich nur noch mit dem Gefühl von Roland Garros 2009 vergleichen, auch da war ich so oft gescheitert, habe es so oft versucht. Das ist wirklich ein Meilenstein meiner Karriere."
Drei schmerzlich verlorene Finals gegen Novak Djokovic hatte Federer derweil verkraftet, und dazu noch die schwierige letzte Saison. Nach den Australian Open hatte er sich am Knie verletzt, ausgerechnet in Wimbledon kehrten die Probleme zurück. Und so schwer ihm die Entscheidung nach dem Aus in London auch fiel: Im Nachhinein war es genau richtig, die Saison vorzeitig zu beenden. Sechs Monate blieben ihm zur Regeneration, zum Fitnessaufbau und zum Kraft tanken.
Federers Spiel sieht immer so elegant und leicht aus, und dadurch wird oft schnell übersehen, dass der Schweizer zu den fittesten Spielern der Tour zählt - auch mit Ü30, und das Dank seines langjährigen Fitnesscoaches Pierre Paganini. Federer überstand in Melbourne drei Fünfsatzmatches auf dem Weg zum Titel und er bezwang dabei vier Top-Ten-Spieler. Das war weder Glück noch Zufall. Und durch die Pause wirkte er wieder frischer, der Frust der vergangenen Monate war im Familientrubel daheim schnell vergessen.

Tennis-Götter waren mit Federer

Sein großes Ziel vergaß er jedoch nicht: Federer hatte immer den nächsten Grand-Slam-Sieg fest vor Augen, egal, wie oft ihn die Journalisten auch nach seinen Rücktrittsplänen fragten. Obwohl er es nicht immer lauthals propagierte, Federer rechnete sich bei den Majors in den letzten Jahren oft sehr gute Chancen aus. Und mehrmals scheiterte er dabei auch nur knapp. Dieses Mal in Melbourne jedoch, waren ihm die Tennis-Götter wohl gesonnen: Federer hatte nach seinem Halbfinalkrimi gegen Stan Wawrinka einen Tag länger Pause als Nadal, er konnte sein angeschlagenes, rechtes Bein pflegen und viel schlafen.
Nadal dagegen steckte sein fünfstündiges Match gegen Grigor Dimitrov noch sichtbar in den Knochen. In der heißen Endphase des Finals fehlten den Spanier die paar Körner, die ihn das Rebreak und ein weiteres Break im fünften Satz kosteten. Es war keineswegs so, dass sich Federer diesen Sieg nicht verdient und erkämpft hatte. Jedoch spielte es ihm sicher in die Karten, dass Nadal nicht ganz bei 100 Prozent gewesen ist.

Die ewigen Diskussionen sind beendet

Andy Murray und Novak Djokovic waren früh eliminiert, und Federer hatte die Gunst der Stunde genutzt. Vielleicht kommt diese Chance für ihn nie wieder, vielleicht ist dieser befreiende Sieg aber auch der Brustlöser für weitere große Titel.
Federer hat es allen noch einmal gezeigt, die ewigen Diskussionen sind beendet. Er muss jetzt nichts mehr beweisen. Und das kann ganz neue Kräfte freisetzen. Die übrigen Fab Four sollten auf der Hut sein: Roger Federer ist wieder da.
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