Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Betrügen? Kein Problem für Becker!

Petra Philippsen

Update 29/06/2015 um 11:17 GMT+2 Uhr

Tennis-Expertin Petra Philippsen berichtet in ihrem Eurosport-Blog aus dem All England Club - und stellt fest: Boris Becker wäre besser vorsichtiger gewesen.

Erfolgreiches Team: Boris Becker und Novak Djokovic

Fotocredit: Imago

Boris Becker sagt ja immer, sein Körper sei "ein Schlachtfeld", aber einen echten Marathon überstand er doch noch - einen Medien-Marathon. Allerdings holte er sich dabei ein paar dicke Schrammen.
Denn seine Tingelei durch die unzähligen britischen Fernsehstudios, Radiosender und Zeitungsredaktionen, die Becker benutzte, um sein neues Buch zum 30. Jubiläum seines Wimbledonsieges kräftig zu bewerben, blieb nicht ohne verbale Entgleisungen - und nun hat er den Ärger.
Die Versuchung war wohl zu groß
Eigentlich schienen die Zeiten ja vorbei zu sein, in denen Becker zielsicher die Fettnäpfe ansteuerte. Doch die Versuchung war wohl zu groß gewesen, schließlich schwelgt Becker einfach zu gerne in den guten alten Zeiten und genießt es, dass ihn die Engländer so bedingungslos ins Herz geschlossen haben. Ganz anders eben als seine eigenen Landsleute.
Und endlich stand wieder er selbst einmal im Mittelpunkt, als Tennis-Legende. Da gab Becker dem narzisstischen Impuls wohl einfach nach. Und schon plauderte er unverblümt aus, dass er mit Djokovic ja während der Matches kommunizieren würde. Und den Regelunkundigen sei an dieser Stelle gesagt: Jegliche Art des Verständigungsaustausches zwischen Trainer und Spieler gilt im Tennis als so genanntes "Coaching" und ist gemäß dem Verhaltenskodex untersagt, wird mit Verwarnung und im Wiederholungsfall mit Punktabzug bestraft.
"Es machen ja schließlich alle"
Und hinterher gibt es meist noch eine hübsche Geldbuße. Becker glaubt aber wohl, es habe bei ihm noch keiner bemerkt - bis jetzt natürlich: "Ich habe da so meine Methoden, Novak mitzuteilen, was gut oder schlecht ist", meinte Becker, "manchmal braucht der Spieler eine Absicherung, wenn es nicht gut läuft". Sie hätten da eben so ihre Geheimsignale.
Glückwunsch, dieser Fettnapf wurde perfekt mittig getroffen. Also weiß nun alle Welt, dass der dreimalige Wimbledonsieger und der amtierende Wimbledonsieger schummeln - und das auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Besser kann das Jubiläum ja gar nicht anlaufen. Und was sagt Djokovic selbst zu den Schummel-Vorwürfen? "Wir betrügen doch nicht!", betonte der Serbe, "so kann man das nicht nennen". Doch, genau so kann man das nennen. Aber Djokovic sieht sich da eher in der Grauzone der Regel.
Schließlich würde Becker ihm ja nicht per Ausholbewegung andeuten, jetzt einen Kick-Aufschlag oder eine Rückhand zu spielen. Das führte Djokovic dazu noch pantomimisch im Pressekonferenzraum vor - witziger wurde die Sache aber dadurch auch nicht. Becker und er würden ja auch eher Blicke oder Aufmunterungsgesten austauschen, wo sei da denn das Problem? Djokovic schloss sein flammendes Plädoyer dann auch mit dem ultimativen Totschlagargument: "Es machen ja schließlich alle, nicht nur die Topspieler."
Wer braucht schon Regeln?
Lang lebe die Anarchie! Und dann kann Stan Wawrinka heute ja gleich seine rot-karierten Shorts in Wimbledon wieder auspacken, von wegen Weiß und so. Wer braucht schon Regeln?
Vielleicht nicht die allergeschickteste Ansprache des Weltranglistenersten - um es mal milde auszudrücken. Klar, Regeln gäbe es, gibt Djokovic zu Bedenken. Aber man müsste die doch nicht so streng auslegen. Die armen Tennisspieler kämpften ja immer so alleine auf dem Platz. Da verzweifelt man schnell.
Also geht man dann eben mit seinem Handtuch mal ganz unauffällig in die Ecke der Nähe seiner Box und schon ist man wieder munter und voller Tatendrang. Aber sicher. Es ginge ja nicht darum, Regeln zu brechen, sagt Djokovic, sondern um mehr Toleranz für die vielen Wege der Kommunikation. Jetzt müssen wir wohl auch noch dankbar sein, dass Becker kein Waldorfschüler war. Sonst würde er Djokovic die Anweisungen in der Box sicher vortanzen.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung