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Wimbledon 2017: Roger Federer vs. Marin Cilic im Final-Check: Denkt an die US Open...

Petra Philippsen

Update 16/07/2017 um 14:26 GMT+2 Uhr

Roger Federer steht zum elften Mal im Finale von Wimbledon. Und da die Dauerrivalen Andy Murray, Novak Djokovic und Rafael Nadal bereits aus dem Rennen sind, klingt es schon so, als sei der Titelgewinn ein Selbstläufer für den Schweizer. Doch Marin Cilic sollte niemand unterschätzen - wir machen den Check zum Wimbledon-Finale mit Stärken und Schwächen beider Finalisten.

Federer - Cilic, l'affiche de la finale de Wimbledon hommes

Fotocredit: Eurosport

Vorteil Cilic:

Federer geht zwar mit einer Bilanz von 18:10 in sein 29. Grand-Slam-Endspiel, doch man darf nicht vergessen: Der Schweizer hat auch schon sicher geglaubte Titel noch aus der Hand gegeben.
Erinnern wir uns an die US Open 2014. Der Weg ins Endspiel schien Formsache und gegen den ausgepumpten Kei Nishikori wäre der Titel wohl ein Spaziergang geworden. Doch: Ein gewisser Marin Cilic servierte Federer im Halbfinale ab. In brutal-schwüler Hitze und bei irrwitzig schnellen Bedingungen, an die sich Federer heute als "surreal" erinnert.
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Marin Cilic schlägt Roger Federer bei den US Open 2014

Fotocredit: Getty Images

Niemand dachte damals, Cilic habe eine echte Chance gegen den Schweizer, genauso wie 2009 keiner geglaubt hätte, dass ihm Juan Martin del Potro seinen sechsten US-Open-Triumph in Folge vermiesen würde. Passiert ist es trotzdem.

Vorteil Federer:

Der Schweizer ist zwar nicht sonderlich abergläubisch, aber an seine Glückszahl 8 glaubt er dennoch fest. Am 8.8.1981 geboren, mit 18 Major-Titeln, die er bereits hat und nun könnte also der 8. Wimbledontriumph hinzukommen.

Vorteil Cilic:

Vor einem Jahr war Cilic in Wimbledon schon ganz dicht dran an der Sensation gegen Federer. Im Viertelfinale musste der Schweizer drei Matchbälle abwehren und gewann den Fünfsatzkrimi schließlich mit 6:7, 4:6, 6:3, 7:6 und 6:3. Wenn der Kroate weiter so aufschlägt, wie auf dem Weg ins Finale - mit 130 Assen bisher und einem Service von bis zu 215 km/h schnell - dann kann es sehr schwierig für Federer werden.
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Marin Cilic - Wimbledon 2017

Fotocredit: Getty Images

Auf Rasen lassen sich Matches von Aufschlagriesen schon mal wegservieren, das kann ganz schnell gehen. Und nicht umsonst kamen mit Cilic, Querrey, Raonic und Berdych die großen Aufschläger sehr weit in Wimbledon.

Vorteil Federer:

Dass er auf die komplette Sandplatzsaison verzichtete, scheint zu Federers Geheimwaffe zu werden: er ist mit 35 Jahren derzeit so frisch und fit wie lange nicht. Zudem strotzt er vor Selbstvertrauen und hat sich im Turnierverlauf keine kleinen Zipperlein eingefangen, die ihn stören könnten. Nur einen leichten Schnupfen hatte Federer zum Turnierstart erwischt - doch die hat sich glücklicherweise nicht zur bedrohlichen Männergrippe ausgewachsen...

Vorteil Federer:

Wenn es um Zahlenspiele und Statistiken geht, hat Federer klar die Nase vorn: Mit sechs Siegen bei nur einer Niederlage gegen Cilic geht er ins Finale und ist dabei seit dem Turnierbeginn in Halle, wo Federer den Titel gewann, ohne Satzverlust geblieben. Das Finale wird sein 102. Match in Wimbledon, es ist sein insgesamt 70. Grand-Slam-Turnier - das nennt man geballte Erfahrung.
Federer hat 16 Titel auf Rasen gewonnen, mehr als sonst einer. Seine Karrierebilanz auf dem grünen Untergrund liegt bei 163:24. Cilic dagegen brauchte elf Anläufe in Wimbledon für sein erstes Finale - aber als Trost: Sein Landsmann Goran Ivanisevic benötigte ganze 14 Anläufe für seinen Sieg im All England Club. Gut Ding hat also manchmal Weile...

Vorteil Cilic:

Einen enormen Vorteil hat der Kroate in jedem Fall: seine Größe. Mit 1,98 Metern überragt er Federer um 14 Zentimeter. Cilic schlägt also quasi von einer Etage höher auf, das macht den Return wegen des größeren Absprungwinkels des Balles so knifflig für die Gegner - neben der Geschwindigkeit. Federer weiß um die Gefahr und er weiß auch, dass er Matches gegen so hochgewachsene Gegner nicht komplett selbst in der Hand hat. Es wird davon abhängen, wie viele freie Punkte Cilic bei seinem Aufschlag zulässt.

FAZIT:

Keine Frage, Federer hat mehr Erfahrung, wenn es um die großen Endspiele geht. Darum, mit der Nervosität, dem Druck und dem Gegner umzugehen, wenn es wirklich zählt. Federer ist quasi Final-Guru, doch er trifft mit Cilic auf einen, der zumindest auch das Gefühl kennt, wie man einen Grand-Slam-Titel gewinnt. Der Kroate ist kein Neuling, das ist kein unwichtiger Faktor. Federer kann also nicht darauf setzen, dass Cilic die Nerven flattern werden - obwohl der Schweizer auf dem Centre Court von Wimbledon trotzdem dem Heimvorteil hat.
Die Vorteile liegen bei Federer, doch ein Selbstläufer wird es nicht. Cilic kann von der Rolle des Underdogs und seiner Erfahrung der US Open profitieren und eigentlich befreit aufspielen - denn jeder erwartet nur von Federer den Sieg. Boris Becker schwärmte allerdings schon jetzt:
Autos haben fünf oder sechs Gänge, Federer hat zehn. Er kann immer nochmals hochschalten, wenn es nötig ist.
Warten wir ab, ob Becker recht behält.
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