Thank you for choosing Deutsche Bahn

Dabei ist ein Großteil der Zeit für die Arbeit drauf gegangen - denn das ist das Schöne am Bahnfahren: nirgendwo kann man so ungestört arbeiten wie im Zug.

Und so entsteht auch dieser Blog, während ich einem schwarzzähnigen Kind und seiner Mutter gegenübersitze, die immer weiter Schokoriegel, Gummitiere, Chips und Limonade in ihren Filius hineinstopft. Als Kinderloser habe ich zwar kaum ein Recht mich in die Ernährung anderer Leute Nachwuchs einzumischen, aber zumindest nehme ich mir vor, später in ähnlichen Fällen zumindest einen Apfel und eine Flasche Wasser im Gepäck zu haben. Auch die Bahn selbst ist aus ernährungstechnischer Sicht nicht hilfreich, verteilt sie doch aufgrund der Fahrzeitverlängerung in der Ost-West-Verbindung an alle Fahrgäste mit Schokolade überzogene Joghurt-Knusperchen. Aber ich schweife ab...

Wenn ich nicht gerade arbeite oder schlafe (meine zweitliebste Bahnbeschäftigung - vermutlich zur Belustigung oder totalen Entnervung aller Mitfahrer mit weit offenem Mund und laut grunzend), pilgere ich durch den Zug, einfach um zu sehen, ob es sich nicht doch lohnt, bei der nächsten WM in Deutschland 200 Euro mehr für ein Ticket in der ersten Klasse beim Chef rauszuschlagen. Der heutige Rundgang endete schon kurz hinter dem Bord-Restaurant. Kein Durchgang für Normalsterbliche - teure Fracht in der 1. Klasse.

Klar, hatte ich ja schon auf dem Bahnsteig in Düsseldorf gesehen und gehört, dass die deutschen Damen mit im Zug sind. "Sehr geehrte Fahrgäste an Gleis 17: Eine Sonderinformation für Sie. Die Bahn gratuliert dem deutschen Team zu ihrem grandiosen Sieg in Mönchengladbach und wünscht eine gute Fahrt", waberte es da aus dem Lautsprecher, ehe die charmante Bandstimme hinterher schob: "Wird. Fünf Minuten. Später. Eintreffen."

Vor Verspätungen sind also nicht mal zweimaliger Welt- und siebenmalige Europameisterinnen gefeit - das beruhigt. Von Zeit zu Zeit sorgen sie gar selbst für Störungen im Betriebsablauf. Wie bei der Abreise aus Frankfurt, als die Bahn extra einen Harald-Schmidt-mäßigen Sonderhalt am Stadion einlegte, um den DFB-Tross ohne sicherheitslogistische Probleme an Bord zu nehmen.

Mein Ausflug jedenfalls war in diesem Fall noch berechnender als die sonstigen Rundgänge, denn nicht viele Kollegen hatten den gleichen Zug genommen, wie die Mannschaft - ich kam da am Bahnhof auch wie die Jungfrau zum Kinde, aber egal. Auf eine nette Geschichte, ein interessantes Gespräch oder wenigstens einen Blick hoffend, durchquerte ich also den Speisewagen und wurde abrupt gestoppt. Akkreditierung, Überredungskünste und faule Tricks ("Schauen Sie mal da: ein dreiköpfiges Eichhörnchen!") zogen nicht - und so zog ich ganz im Sinne von Willy Astor als "Unverrichter der Dinge" wieder ab.

Sollten Sie also einen Vorschlag haben, wie ich beim nächsten Mal Zugang zum Abteil der deutschen Mannschaft bekommen kann, lassen Sie es mich über die Kommentarfunktion wissen. Vielleicht hätte es als Angela Merkel-Double geklappt. Denn - damit Sie nicht ganz ohne Neuigkeit aus diesem Text gehen - die Bundeskanzlerin hat nach einem Telefonat mit der Bundestrainerin gestern, der deutschen Mannschaft heute einen Überraschungsbesuch abgestattet. Gemeinsam mit dem Team beobachtete Merkel aus luftiger Höhe die Partie der Mitfavoriten USA und Schweden.

So hieß es für alle - next stop: Wolfsburg.

Ich verabschiede mich von allen Lesern, die noch nicht aus- oder umgestiegen sind!

Take care and good bye,
Fabian Kunze