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Wirbel um Lewandowski: Wahlweise albern

Daniel Rathjen

Publiziert 28/05/2015 um 16:09 GMT+2 Uhr

Die Aufregung um Robert Lewandowski wirkt schon etwas befremdlich.

Eurosport

Fotocredit: Eurosport

Und bevor man nun wieder den universellen Sündenbock der digitalen "Generation Pöbel" durchs Dorf jagt, der von pubertärer Akne, über Erdbeben und Vulkanausbrüche bis Justin Bieber und Mundgeruch für alles Übel der Erde verantwortlich ist: die Medien – nein, die bösen Medien haben hier nichts aufgebauscht. Die Posse haben die Protagonisten schon ganz alleine aufgeführt.
Robert Lewandowski hat bei seiner Wahl zum "Ballon d’Or" mit Cristiano Ronaldo frühe Weitsicht bewiesen und damit den FC Bayern verärgert. Denn in seiner freien Wahl hatte man vom Polen freilich erwartet, so frei zu sein und doch bitteschön zwingend Manuel Neuer auf Platz eins zu setzen.
Unüberlegt? Im Gegenteil!
Matthias Sammer fand Lewandowskis Wahl "unüberlegt". Lewandowski überlegte daraufhin kurz und kam zu dem Schluss: Nö.
Auch wenn die angebliche Entschuldigung gegenüber dem kicker irritiert und im Widerspruch zu Lewandowskis Aussage bei Twitter steht, in der er frei nach Edith Piaf sinngemäß klarstellte: Ich bereue nichts! – in der Sache gibt es auch nichts zu bereuen.
Im Gegenteil. Doch leider hat man sich an entmündigte Fußball-Millionäre und von Beratern ferngesteuerter Superstars schon dermaßen gewöhnt, dass man diese langweilige Stromlinienförmigkeit im Big Business erwartet und außerhalb längst als Normalität akzeptiert.
Normal ist das nicht...
Normal war, was Lewandowski tat. Er hatte eine eigene Meinung, ein subjektives Empfinden und er handelte danach. Im Gegenteil zu den Entscheidungen zahlreicher Kollegen, deren Namenslisten den "Ballon d’Or" als großes Theater entlarven und die "Wahl" bisweilen als alberne Farce.
Lionel Messi wählte mit Angel di María, Javier Mascherano und Andres Iniesta eine Mischung aus Landsmännern und Teamkollegen, die sich nett liest, aber nur mäßigen Anspruch auf Ernsthaftigkeit erheben kann. Gleiches gilt für Ronaldos Buddy-List mit Sergio Ramos, Gareth Bale und Karim Benzema.
Alles schön auf Linie, alles ganz brav – aber eben auch durchschaubar langweilig. Lewandowski entschied sich dagegen für Cristiano Ronaldo, vor Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger. Eine Entscheidung, die er mühelos sportlich rechtfertigen kann, vor allem aber auch vor sich selbst.
Neuer bringt es auf den Punkt
Wie Ronaldo hätte Neuer den "Ballon d’Or" verdient gehabt. Eine Pflicht, ihn zu wählen, leitet sich daraus aber nicht ab. Auf der Teppichetage des FC Bayern sah man das wohl anders, was seltsam ist. Schließlich hätte man sich nur einmal an die eigenen Aussagen erinnern müssen, in denen man immer wieder zurecht feststellte, dass Manuel Neuer ein großartiger und fairer Sportler sei.
Und so war es auch Neuer selbst, der Lewandowski mit Sinn und Verstand verteidigte.
#Neuer bringt es auf den Punkt: Ich habe kein Problem mit der Wahl von #Lewandowski. Es ist legitim und zeigt, dass es eine faire Wahl ist.— Daniel Rathjen (@DanielRathjen) 14. Januar 2015
Selbst Zlatan Ibrahimovic hatte es vermieden, sich selbst vor Zlatan und Ibrahimovic zu wählen und entschied sich professionell und nachvollziehbar für Messi vor Neuer und Ronaldo.
Wer die Wahl hat, hat die Wahl...
Denn eines ist auch klar: Wenn man den Kandidaten für den "Ballon d’Or" wählen lässt, dann sollten die Wähler auch tatsächlich die Wahl haben. Eine freie Wahl nach freier Meinung.
Und nicht die Wahl zwischen verpflichtender Vereinsdoktrin und vermeintlicher Nestbeschmutzung.
Michael Wollny (Eurosport-Redakteur auf Twitter: @MichaWollny)
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