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Heinrich-Blog: Dominik Windisch entschuldigt sich nachts per SMS für Manöver gegen Arnd Peiffer

Sigi Heinrich

Update 22/02/2018 um 13:21 GMT+1 Uhr

Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich möchte schlafen. Kann er aber nicht. Das packende Biathlon-Finale der Mixed-Staffel beschäftigt ihn. Und nicht nur ihn. Plötzlich piept mitten in der Nacht sein Handy. SMS von Dominik Windisch. Er soll Arnd Peiffer den Weg abgeschnitten haben. Und gewinnt trotzdem Bronze für Italien. Deutschland hat erfolglos protestiert. Windisch sucht Heinrichs Rat.

Peiffer und Windisch

Fotocredit: Imago

Enttäuschung, Verzweiflung. Klar. Verärgerung natürlich auch. Bei den deutschen Biathleten kochten die Emotionen über nach dem vierten Platz in der Mixed-Staffel. Arnd Peiffer sprach klare Worte, nahm die Schuld auf sich: "Ich habe es vergeigt."
Und doch geriet sein misslungener Auftritt als Schlussläufer zunächst in den Hintergrund, weil nach dem Zielsprint gegen den Italiener Dominik Windisch ein Protest lief. Der Italiener sei, so die Argumentation der deutschen Mannschaft, Peiffer in die Quere gekommen, habe ihm Schwung genommen in einem Bereich, in dem jeder schon klar in einem selbst festgelegten Korridor um seine Platzierung kämpfen müsse.

Ein Schuldiger wurde gefunden

Letztlich der Jury-Entscheid. Für Italien. Alles korrekt. So muss, so kann man das interpretieren. Und trotzdem zeigen sie in Deutschland jetzt alle auf Dominik Windisch. Sie haben ihn als bösen Buben ausgemacht, als unfairen Zeitgenossen.
Da ist sich Biathlon-Deutschland natürlich einig. Ist im Grund auch nicht anders zu erwarten. Am Königsthron darf man nicht kratzen.

Adrenalin übernimmt das Kommando

Und die Gegenseite? Da steht doch kein Unmensch, keiner der ständig und bewusst die Krallen ausfährt. Dominik Windisch ist ein rundherum bodenständiger und anständiger Kerl aber auch einer, der fightet, wenn es darauf ankommt.
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Dominik Windisch soll Arnd Peiffer (l.) abgedrängt haben

Fotocredit: SID

Und der Zielsprint war ein solcher Moment, in dem möglicherweise auch klare Überlegungen fehlen. Das Adrenalin übernimmt das Kommando. Windisch mag sich eine Taktik zurechtgelegt haben, Peiffer möglicherweise auch.
Die des Italieners ging auf. Dass er jetzt als großer Sündenbock von den deutschen Kollegen ausgemacht wird, die es doch selbst in der Hand hatten, alles - sogar Gold - zu gewinnen, trifft Windisch sehr.

Windisch fürchtet um seinen guten Ruf

Zwei Uhr morgens. Der Nachrichtenton meines Handys weckt mich noch mal auf. Nicht so richtig eigentlich, weil auch unsereiner nach einem Rennen nicht sofort in die Gefilde der Träume stürzen kann.
Nachricht von Dominik. Er fragt nach, wie ich die Sache sehe. Ich erkläre ihm, dass er besser beraten gewesen wäre, in der Mitte zu bleiben, geradeaus zu laufen. Er hatte ja die Möglichkeit dazu. Ich spüre, wie es in ihm arbeitet und wie es ihn wahnsinnig beschäftigt.
Er hat irgendwie Angst um seinen Ruf als tadelloser Sportsmann. Er hat für seine Mannschaft alles gegeben, als es um eine Medaille ging. Der Ehrgeiz führt oft zu später nicht nachvollziehbaren Aktionen.
Er schreibt, dass es ihm leid tue, dass die Situation passiert sei, weil man in solchen Momenten schnell und instinktiv handelt. Und er sagt auch, dass es ihm jetzt auch leid tue, dass er nicht in der Mitte geblieben sei.

Die nächsten Rennen kommen

Dominik Windisch wollte nur schnell sein, schneller als sein Gegner mit dem er eine Runde lang unterwegs war. Peiffer kam aus der Strafrunde, Windisch vom Schießstand. Sie haben sich fast zweieinhalb Kilometer beäugt, wussten um ihre Stärken. Beide sind Weltklasse-Biathleten. Gegen Ende, als die Entscheidung nahte, war Windisch flotter, und er war schon deutlich vor Peiffer, als er nach innen zog.
Das hat auch die Jury letztlich so gesehen, eine Ansammlung erfahrener Funktionäre und Trainer. Ich hoffe, dass die deutschen Athleten nicht nachtragend sind, dass sie den Jury-Entscheid, der klar ausfiel zugunsten Italiens, sportlich fair hinnehmen und jetzt nicht bei jedem noch folgenden Rennen Windisch mit bösen Blicken verfolgen.
Sport auf dieser Ebene findet in Grenzbereichen statt, die immer wieder solche Situationen hervorbringen werden. Das wird nie ganz auszuschließen sein.
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