Fecht-WM: Deutsches Team ohne Medaillen - Enttäuschung vor Olympia

Im Lager des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) herrschte vor dem Abschlusstag der Weltmeisterschaften in Budapest aufgrund der drohenden Nullnummer aber dennoch gedrückte Stimmung.

"So richtig zufrieden sind wir alle nicht, aber die Konkurrenz ist stark und wir geben unser Bestes", sagte Hartung fast schon resigniert. Denn einzig die Europameister im Säbel erfüllten im Team die Erwartungen - einmal mehr.

Ein Platz unter den besten Acht war das Ziel, die anderen deutschen Mannschaften scheiterten und kassierten einen herben Rückschlag im Kampf um Olympia. Säbel-Teamkollege Benedikt Wagner fand klare Worte für das deutsche Abschneiden: "Es ist scheiße, wenn man ohne Medaille nach Hause fährt."

Die letzte Chance auf Edelmetall liegt bei den Florett-Herren. Die EM-Zweiten setzten sich gegen Japan (45:37) durch und treffen im Viertelfinale am Dienstag auf Europameister Frankreich. In Düsseldorf waren sie im Finale gegen die Franzosen allerdings chancenlos geblieben. Da der direkte Konkurrent Polen ausschied, machte das Team im Kampf um Olympia bereits durch den Einzug unter die besten Acht Boden gut.

Sportdirektor Sven Ressel rechnet jedoch nicht mit einer Florett-Medaille - stattdessen haderte er mit der wohl erneuten WM-Nullnummer nach Wuxi (China) im vergangenen Jahr. Eine Medaille sei "natürlich in der Außendarstellung ein klares Zeichen, aber Medaillen sind nicht planbar", sagte Ressel, der jedoch ebenfalls mehrmals hervorgehoben hatte, dass auch "Top-Platzierungen" zählen.

Doch diese blieben die deutschen Fechter zum Großteil auch im Einzel schuldig. Hartung scheiterte nur knapp im Viertelfinale, belegte aber einen guten sechsten Platz. Ansonsten hinterließ erneut die "ältere" Generation den besten Eindruck - Alexandra Ndolo (32) und Benjamin Kleibrink (33) hatten jeweils das Achtelfinale erreicht. Anne Sauer wurde dazu 14. im Florett.

Doch wer springt in Zukunft in die Bresche? Große Erwartungen lasten auf Leonie Ebert, "die noch nicht fertig, aber schon sehr weit ist", sagte Ressel über die erst 19 Jahre alte Florett-Hoffnung. Während Ebert auf Rang zehn landete, lesen sich die restlichen deutschen Einzel-Platzierungen ernüchternd - unter anderem Rang 38, 47, 75 und 131. "Wir haben nicht die Breite, das macht es unheimlich schwer", gestand Ressel.

Die Resultate in Budapest sind der nächste Rückschlag auf dem Weg zurück in die Weltspitze. 2015 hatten Hartung und das Säbel-Team die beiden einzigen WM-Medaillen geholt, 2017 gewann Richard Schmidt überraschend Bronze, 2018 ging der DFeB leer aus. Dass die deutschen Fechter auch in diesem Jahr größtenteils hinter den Erwartungen zurückblieben, kann fatale Folgen haben. Denn: Die WM bringt wichtige Punkte für die Olympia-Qualifikation. Schon in Rio 2016 waren nur vier deutsche Athleten am Start - letztendlich gab es erstmals seit 1980 keine Medaille.

"Wir versuchen, uns nach vorne zu bewegen. Und wenn am Ende die Medaille rauskommt, die wir ja alle wollen, dann ist das wirklich super", sagte Ressel. Die nächste große Aufgabe, und die wahrscheinlich wichtigste, wartet bereits im kommenden Jahr in Tokio - nach dem Abschneiden in Budapest wohl erneut mit einem Mini-Team. Die Hoffnungen ruhen dann einmal mehr auf der Säbel-Mannschaft um Hartung.

(SID)