Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen
Opinion
Formel 1

Ferrari macht mit Kimi Räikkönen alles falsch - zum großen Nachteil von Sebastian Vettel

Johannes Mittermeier

Update 13/09/2018 um 11:53 GMT+2 Uhr

Die Zukunft von Kimi Räikkönen bei Ferrari ist geklärt - es gibt keine Zukunft. Sebastian Vettels Teamkollege muss das Team zum Saisonende gegen seinen Willen verlassen, Charles Leclerc ersetzt ihn. Nicht nur mit Blick auf 2019 hat Ferrari damit alles falsch gemacht. Die Gefahr ist groß, dass Vettel im WM-Kampf mit Lewis Hamilton einen seiner wichtigsten Trümpfe verliert.

Sebastian Vettel (l.) und Kimi Räikkönen bei Ferrari

Fotocredit: Getty Images

Ein Kommentar von Johannes Mittermeier
Das Gute: Endlich ist raus, was seit Wochen über Ferrari schwebte. Kimi Räikkönen muss gehen, nach acht Jahren bei der Scuderia (2007-2009, 2014-2018). Charles Leclerc ersetzt den bald 39-Jährigen, was zukunftsgerichtet und sinnvoll wirkt.
Tatsächlich aber hat Ferrari alles falsch gemacht. Mit der Entscheidung an sich, der Art ihrer Verkündung und den Konsequenzen für Sebastian Vettel.

Räikkönen wird ohne Not ausgetauscht

Moralische Verpflichtungen und angebliche Vorverträge mit dem verstorbenen Ex-Ferrari-Boss Sergio Marchionne hin oder her: Es ist sportlich nicht zu rechtfertigen, dass Räikkönen sein Cockpit räumen muss, ausgerechnet jetzt.
Der "Iceman" fährt die beste Saison seit langem, liegt auf WM-Platz drei und ist besonders nach der Geburt seiner Kinder lockerer als früher, zugänglicher, kommunikativer (ja, wirklich!). Zudem pflegt er eine Freundschaft mit Vettel, so etwas ist rar in dieser Ego- und Ellenbogengesellschaft. Für Leclerc, 20, kommt ein Ferrari-Sitz ohnehin zu früh.
Räikkönen wird ohne Not ausgetauscht. Das ist mal das Erste.
Dann zögerte Ferrari die Entscheidung derart hinaus, dass es dem Team paradoxerweise nicht passen konnte, Räikkönen beim Heimrennen in Monza auf Pole Position zu sehen. So manövrierte sich Maranello in eine verquere Lage: Wie sollte den Tifosi nun die Absicht vermittelt werden, ihren ungemein populären Weltmeister von 2007 zu schassen?

Räikkönen verteidigte sich hart gegen Vettel

Jetzt steht der Beschluss, immerhin. Allerdings ist Ferraris Druckmittel weg. Räikkönen weiß, dass ihm nur noch sieben Grand Prix bleiben, um endlich, endlich wieder zu gewinnen. Sein letzter Sieg datiert von März 2013, und mit Sauber, wo er einen Zweijahresvertrag unterschrieb, sind Podien nach menschlichem Ermessen eine Illusion.
Warum in aller Welt sollte Räikkönen - so loyal er sich präsentiert haben mag - weiterhin eine abkommandierte Nummer zwei spielen, wenn die "Gegenleistung" in einer Entlassung besteht? Zurückgesteckt hat der Finne über die Jahre oft genug, auch 2018, als er einmal über Funk raunzte: "Wenn ihr wollt, dass ich Vettel vorbeilasse, sagt mir das einfach!"
picture

Kimi Räikkönen (r.) und Sebastian Vettel in Monza

Fotocredit: Getty Images

Fahrerlagergeflüster verriet, dass Räikkönen zwischen Qualifying und Rennen in Monza vom gesenkten Ferrari-Daumen erfuhr. Prompt verteidigte er sich am Start auffallend hart gegen Vettel, was dessen Crash mit Lewis Hamilton erst provozierte. Kimi zeigte Kante. Ein ungewohntes Bild.

Bottas arbeitet Hamilton zu

Schon 30 Punkte fehlen Vettel in der WM auf Hamilton, dem sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas ("Wingman") wie ein treuer Diener zuarbeitet. Gemeinsam rangen sie einen kampfeslustigen Räikkönen in Monza nieder.
Diese Hilfe kann Vettel vor dem Großen Preis von Singapur (am Sonntag ab 15:10 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) nicht mehr erwarten. Räikkönen fährt nie unfair, er ist ein sauberer Pilot - aber er kann und wird Eigeninteressen stärker verfolgen als jemals zuvor.
Vettel verliert einen seiner wichtigsten Trümpfe. Ferrari sei Dank.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung